Mit bezaubernd netten Leuten habe ich gestern einen unverzaubernd verkorksten Film im Spiegel-Preview sehen dürfen:
Tinker Tailor Soldier Spy (zu Deutsch: Dame, König, As, Spion).
Nachträglich fand ich zwar raus, dass das ganze eine tolle Adaption eines bestehenden Werkes sei, und der Film auch mehrfach oskar-nominiert ist. Aber.
Der Film war unerträglich! Zum einschlafen! Zum rausgehen!
Kurzum geht's in dem Film um klassischen Agentenstoff und spielt in den 70/80er Jahren Londons (MI6). Ein Oberhonk namens
Control hat das Gefühl, dass in der Führungsetage seiner Einheit ein paar Leute als Doppelspion für die Russen in Frage kommen könnte. Zudem eingeflochten ist ein Spion, der in Ungarn etwas unglücklich in eine Schießerei gelangt, ein Staatsgeplänkel auslöst und zur Entlassung von
Control und seinem Adieutanten
Smiley führt. Smiliey darf daraufhin mehr oder weniger anonym Ermittlungen über die Doppelspione führen.
Der Film macht diverse Zeit- und Ortssprünge, mal mehr oder weniger intelligent eingefädelt - aber immer mehr ver- als entwirrend. Grundsätzlich folgt der Film eher dem gemächlichen Machwerk. Sehr, sehr langsame Kameraschwenks (bei denen man sich manchmal fragten muss, ob der Kameramann mitten im Schwenk womöglich eingeschlafen ist), sehr breite Szenenbilder, zahlreiche unbewegliche Closeups von Gesichtern. Und eine sehr tragende, wabernde Klarinetten/Geigen-Musik die einem genau dann auf die Nerven geht, wenn man gerade ruhig einschlafen will.
Zwar trägt der Film mit Hauptdarstellen ordentlich dick auf (Gary Oldman, John Hurt, Colin Firth, Tom Hardy), aber von den Leistungen der Leute bin ich eher entsetzt als begeistert. Gerade Gary Oldman spielt, als sei er ein mit Botox aufgespritzt-glänzendes Waxmännchen, und Colin Firth wäre vor lauter gespielter Süffisanz wohl auch gut als Gleitmittel einsetzbar gewesen.
Die meisten Szenen sind mir unverständlich aneinandergereiht, oft sieht man eine informationslose Szene ausgespielt, während bei einer interessanten Handlung dann frühzeitig abgeschnitten wird. Die Dialoge sind häufig derart in die Länge gezogen, und bieten keinen Unterhaltungswert - da wäre selbst ein Standbild einer Klobürste informativer und storydienlicher.
Ich bin entsetzt, wie eine derart fade, öde Story so gelobt werden kann. Für mich kommt hier weder Gefühl, noch Spannung auf. Überhaupt, was bitte ist ein Agenten-Thriller ohne Spannung? Sogar das RTL-Mittagsprogramm weiß in seinen Geschichten mehr Suspense und Denouement aufzubauen als hier in dem Film.
1 IMDB-Punkt.