Am Wochenende haben wir uns in Familienrunde
Ein Quantum Trost angesehen, die jüngste Fortsetzung aus der James Bond-Reihe. Erstmals bei einem Film des Bondiversum fängt unser James genau da an, wo er in
Casino Royale die Bildfläche verlassen hat. James ist nach wie vor auf Vendetta-Tournee quer durch die Welt. Dabei jagt er nicht Carmen Sandiego, sondern eine verdeckte Organisationen die für den Tod seines letzten Bond-Girls zuständig zu sein scheint.
Der Racheplan klingt einfacher, als er umzusetzen ist. Denn um dazu zu kommen muss er quasi mal wieder im Alleingang, ohne Support seiner MI6-Homies, einen
Sidequest lösen. Der gaunerische Dominic Greene versucht in Bolivien (über einige Umwege) einen Geschäftsplan umzusetzen. Den durchkreuzt nicht nur James, sondern auch das Bond-Girl du jour, Camille. Auch sie ist auf Rachefeldzug gegen einen bösen General.
Klingt etwas konfus, verquer und kopflos? Herzlich willkommen im
Ein Quantum Trost - besser wird's nicht.
Glücklicherweise hat der Film einen Inhalt, der Daniel Craig's schauspielerisches Können in angenehmster Art und Weise umschmeichelt: Sein Repertoire von 2 Gesichtsausdrücken reicht auch in diesem Film so gerade, um zwischen einer und der nächsten Actionsequenz in die Kamera zu stieren. Der neue James ist noch viel mehr als sein Vorgänger nur noch Blendwerk aus aneinander gereihten Actionsequenzen.
Was man in vielen Kritiken lesen kann, trifft absolut zu: Der neue James ist ein halbgares Potpourri aus
24 und
Der Bourne-Trilogie. Auch früher waren Bondfilme schon immer eine Kombo aus Actionszenen, aber zumindest damals für meinen Geschmack noch durch einen kräftigen Storykleber, einem üblichen Protagonist/Antagonist-Schema und etwas Jetset in den Fugen gehalten.
Das entfällt diesmal fast vollständig durch einen amoklaufenden Attentäter in Form von James Bond, der sich relativ unreflektiert durch die Gegend mordet und dabei in seiner schauspielerischen Qualität sogar noch vom Bond-Girl übertroffen wird. Allein das spricht Bände, dass es ein
Ex-Modell eher schafft, Emotionen und Sympathien filmisch zu transportieren als der Haupt-
NeanderthalerSchauspieler Craig.
Die fadenscheinige Story verwirrt mehr, als sie leiten kann. Wer wann wo und mit wem Intrigen schmiedet scheint so nebensächlich, austauschbar und unmotiviert, dass man beim Verlassen des Kinos häufig hören könnte "
aber die Story hab ich nicht verstanden".
Das schlimmste am aktuellen Bond ist jedoch weniger der Mangel an vordergründiger Story, sondern die schlechtesten Actionszenen seit langem. Der bisher im Actiongenre nicht beheimatete Regisseur zeigt leider kein gutes Händchen bei der Umsetzung der derben Stunts, die einen Bond doch so sehr ausmachen. Die Choreographie, die Dauer und auch die Orte der Actionszenen sind eigentlich garnicht schlecht - wenn auch für mich etwas einfallslos und sich selbst aus Casino-Royal abkupfernd.
In einer Szene, noch sehr am Anfang, fällt James kämpfenderweise mit seinem Gegner durch mehrere Stockwerke eines Baugerüsts. Dabei stürzt und rotiert die Kamera mit, was für mich die ganze Szenerie sehr eindrucksvoll wirken ließ.
Was aber alle Actionszenen des ganzen Films ruiniert: Die Schnitte und die grottig geführte, wackelnde Steadycam. Man könnte meinen, der ganze Film sei von einem zitternden Junkie gefilmt worden. Es gibt kein ruhiges Bild, die Kamera ist immer so nah dran, dass man zwischen James und Gegner kaum unterscheiden kann und visuell einfach überfordert wird. Im ganzen Film gibt es kaum Einstellungen, die länger als 1-2 Sekunden zu sehen sind - fast jede Sekunde findet ein hektischer Schnitt statt (ehrlich ich hab mitgezählt!). Und selbst in den storylastigen Momenten wackelt die Kamera hin und her und die Schnitte kommen alle 3 Sekunden vor.
So eine Technik erwarte ich bei speziellen Szenen, aber nicht in einem ganzen Film. Mir verging so jedenfalls die Lust, bei der gezeigten Action aufmerksam zu sein. Und wenn man die tolle Szenerie und die gewagten Stunts eh nicht wahrnehmen kann, dann hätte man sich das fast eh sparen können.
Optisches Highlight, neben dem aktuellen Bond-Girl (dass auf dem Plakat viel schlechter aussieht als im Film) war für mich übrigens die Szene mit einer ölig glenzenden Frau. Zusammen mit den Szenen mit Frau Dench war dies der größte Lichtblick des ganzen Films.
Wer übrigens über den deutschen Titel lästert - auch wenn sich das englische cooler anhört, macht es inhaltlich fast genauso wenig Sinn. Das "Quantum Trost" bezeichnet übrigens das Mindestmaß an Fürsorge, dass sich zwei Menschen teilen müssen, damit eine (romantische) Beziehung nur den Hauch einer Chance hat.
Denn nur hier bleibt sich der jüngste Teil der Geschichte der Bonds treu: Die Titel sind nur Phrasendrescherei und Blendwerk. Der Morgen stirbt nie an einem anderen Tag ohne Lizenz zum Tötenpussy.
4 IMDB-Punkte