In meiner Eigenart als Berufspendler, dessen Betonung ich niemals müde werde, erlebe ich ja jeden Tag spaßige Dinge beim Pendeln.
Nein, nicht wirklich. Aber am Montag endlich mal wieder.
Bei meiner Bahnfahrt in der RB48 von Bonn nach Köln meldete sich der Lokführer, Bahnpilot, Bahnfahrer (oder wie auch immer die offizielle Berufsbezeichnung lautet - ich nenne ihn im folgenden einfach Chef) mit den wohlbekannten Worten, welcher Halt als nächstes kommt und wo der Ausstieg ist.
Das alleine ist ja jetzt eigentlich keine herausragende Leistung. Aber bemerkenswert war der Ton, in dem der Chef das mit feucht-fröhlich erregter Stimmung in sein Mikrofon hauchte. Die Worte
Austieg ist.... (fügen sie hier eine bedeutungsschwangere Pause ein) li-hi-nks wurden von ihm in derart übermotivierter und euphorischer Betonung artikuliert, dass mir eine kleine Schauer von Gänsen über den Rücken lief.
Genau so eine Art der Rede stelle ich mir vor bei Leuten, die gerade den Entschluss gefasst haben, ihre geliebte Frau nicht mehr zu lieben, und lieber in kleine Stücke zu zerteilen. So wohl nicht nur ich mich, denn überall im Abteil guckten sich die Leute etwas merkwürdig an.
Nachdem wir Insassen uns nach einigen Stopps etwas an die Glückssträhne des Chefs gewohnt hatten, konnte er uns mit einer neuerlichen Ansage überraschen. Ich versuche mal, die Worte exakt wiederzugeben. Aber, und da nehme ich die einfach mal Spannung vorweg, es fällt mir schwer, derartige Worthülsen originalverpackt zu präsentieren. Es klang so ungefähr, wie:
Hallo, überaus geschätzte Fahrinsassen! Haben Sie sich schonmal gefragt, wie langsam eine Bahn fahren kann? Nämlich ungefähr wie 32 PS mit einer Ente, nur halt tiefergelegt. Ha-Ha. Tschühüs!
Das reichte dann endgültig, mit meinen Sitznachbarn einen furchtvollen Blickwechsel auszuführen. War der Chef jetzt wirklich so gut gelaunt, oder möglicherweise so von Psychosen zerfressen, dass man ihm zutrauen könnte, die imaginären Bahnfüße zu erheben, aus den vorgelegten Bahnschienen hinaus zu hüpfen, und mal zu schauen was sonst noch so
drin ist?
Ganz, ganz merkwürdig - und gänzlich furchteinflößend, mit welch' stoischer Ruhe dieser Mann Dinge tut, die eigentlich nicht
normal sind. Und irgendwo auch traurig, dass ich so lustige, abstruse Dinge mit einer latenten Panik verbinde, dass der Mann zu Dingen fähig wäre, die ich als Insasse nicht erleben möchte.
Zum Glück endete alles gut, als er beim Ausstieg in Köln verlauten ließ (subjektiver O-Ton):
Liebe Leute, die ihr in Köln heute aussteigen müsst. Ich wünsche euch einen wunderschönen Tag, gehabt euch wohl -- denn habt keine Angst, morgen bin ich wieder hier in diesem Zug und freue mich schon auf euch, ja-ha-ha!
Dreimal dürft ihr übrigens raten, mit welchem Zug ich gestern nicht nach Hause gefahren bin. Das hier musste mal festgehalten werden, falls es in Zukunft möglicherweise mal einen Pressebericht über einen Amok-Chef geben sollte. Dann kann ich zu RTL Explodiert, Akte 47/11 und JBK gehen und mit Fug und Recht sagen:
Hab ich's doch geahnt!