This Film Is Not Yet Rated ist eine reißerische Dokumentation im Stile von den Werken
Michael Moore.
In Amerika gibt es eine Verbindung der Filmstudios, die MPAA (Motion Picture Association of America). Diese haben sich in den 50er Jahren ein Rating-System für Filme ausgedacht, die eine Alterseinstufung von Filmen in die Rubriken "G" (General Audience, jedermann), "PG" (Parental Guidance, elterliche Aufsicht empfohlen), "PG-13" (Strong Parental Guidance, erst ab 13+ Jahren), "R", (Restricted, unter 17 nur mit Begleitung) und "NC-17 / X" (No commitance below 17, erst ab 17+).
In welche Rubrik ein Film eingestuft wird entscheidet eine kleine Gruppe von anonymen Eltern, die von der MPAA bezahlt werden. Nach losen Kriterien wird ein Film in die Kategorie zugeordnet - bei längerer "full frontal nudity" ist häufig bereits R oder NC-17 unausweichlich. Im Gegensatz dazu werden Gewaltorgien etwas lapidarer gehandhabt, da die großte Paranoia der Amerikaner wohl die Verrohung durch Nacktheit ist.
In dieser Doku hat sich nun ein einzelner Regisseur aufgemacht, das Mysterium der Ratings genauer zu durchleuchten und offen zu legen, wie willkürlich häufig die Ratings sind und wie schwer es Independent Filme ohne Unterstützung der großen Filmstudios haben, nicht NC-17 gewertet zu werden. NC-17, so die Doku, ist nämlich das Killerargument für den kommerziellen Erfolg eines Filmes. Viele DVD-Blockbuster Ketten verkaufen/vermieten nämlich keine NC-17 Titel.
Da das Wertungssystem nicht vorgeschrieben ist, und die Bewerter namentlich nicht bekannt, heuert der Regisseur ein lesbisches Privatdetektiv-Pärchen an, dass in der MPAA die Beteiligten ausspionieren soll. Dekoriert ist der Film mit vielen Ausschnitten von NC-17 bewerteten Titel und vielen Interviews mit beteiligten Darstellern und Produzenten, die mit der Willkür der MPAA zu leben haben.
Das Gute vorab: Der Film berichtet recht ausführlich über die Hintergründe und Enstehung der MPAA sowie der Kritik über das Rating-System. Man lernt eine Menge über das Prozedere und die konservativen Beteiligten. Auch ist es schön zu sehen, dass Amerikaner durchaus kritisch damit umgehen können, dass in ihrer Filmkultur Gewalt okay ist, aber aber jegliche Sexualität im Keim erstickt werden muss.
Jedoch merkt man der Doku einen gewissen beleidigten Unterton an - man merkt durchaus, dass die kommerziellen Interessen stark verteidigt werden. NC-17 gilt als der Stempel des Todes, wenn ein Film nicht genügend Publikum zur Verfügung gestellt wird. So habe ich öfter den Film als Werbekampagne empfunden um dem Publikum unter Vortäuschung der Freiheit einfach mehr Material zugänglich zu machen.
Das ein Ratingsystem im Grunde etwas sehr sinnvolles ist um Eltern bei der Entscheidung der Filmwahl zu helfen wird nur am Rande erwähnt. Dass die eigentliche Lösung des Problems nicht eine Abschaffung der MPAA wäre, sondern vielmehr ein detalierter Bewertungskatalog beim Rating und der Nachvollziehbarkeit/Transparenz des Prozesses wird kaum behandelt.
Vielmehr legte der Regisseur wert darauf, die Anonymität der Bewerter herauszuheben - wo sonst seien Entscheidungsorgane unbekannt.
This Film is not yet rated ist kurzweillig und lustig anzusehen, aber macht mir etwas zu stark "Anti-Stimmung" und zu starke Propaganda, so dass ich diese Herangehensweise letztlich auch nicht "ehrlicher" empfinde als das Vorgehen der MPAA. Aber die Doku regt dazu an, sich eine eigene Meinung zu bilden, und lässt das auch irgendwie zu. Daher von mir
5 IMDB-Punkte.