Ein weiteres Buch bekam ich vor einer Woche geschenkt:
Der Letzte Tag der Schöpfung von Wolfgang Jeschke.
Das Buch ist eine Wieder-Auflage eines SciFi Klassikers der 80er, das mir irgendwie komplett entgangen war. Bis jetzt.
Der Letzte Tag der Schöpfung ist eine eigentlich klassische Zeitreisegeschichte. Die USA haben ein neues Forschungsziel gefunden, die praktische Anwendung eines Chronotrons zur Zeitreise. Und es wären ja nicht die USA, wenn man damit nicht ein Ziel verbinden würde: Ein kluger General will das Gerät dazu einsetzen, in die Vergangenheit der Erde zu reisen und dort die zukünftigen Öl-Vorkommen des Ostens abzupumpen und in die USA zu verlagern.
Klingt eigentlich absurd - aber wenn man mit diesem Pipeline-Bau in der Zeit vor 5 Millionen Jahren ansetzt, und genügend Baumaterial und Personal transportiert, könnte es klappen.
Gedacht, gesagt, getan - schon hüpfen die ersten Chrononauten in ihre Maschinen und lassen sich in die Vergangenheit beamen. Das die Maschine klappt, wurde bereits vorher erprobt und bewiesen anhand von Artefakten aus den letzten Jahren - wie einem Atemmaskenschlauch, der bereits mehrere tausend Jahre alt ist...
Der erste Teil des Buches ist schlichtweg atemberaubend ergreifend: Liebevoll wird über die Herkunft von drei Artefakten berichtet, die für die USA den Erfolg des Projektes voraussagen. Zahlreiche geschichtliche Anachronismen werden erwähnt, und wie die jeweiligen Artefakte im Laufe der Zeit von Kirche und Wissenschaft unterschiedlich gewertet wurden - ohne jegliche Idee, dass das Material der Zukunft sein könnte. So wurde z.b. der Atemmaskenschlauch im ersten Jahrtausend als Geschleichtsteil eines Heiligen angesehen.
Doch sobald der Zeitsprung in die Vergangenheit von vor 5 Millionen Jahren vollführt ist, tritt das Buch gewaltig auf die Bremse und versandet in einer "Planet der Affen"-ähnlichen Szenerie. Natürlich wendet sich im Projekt alles zu einer Zukunft, die man nie erwartet hätte.
Die Faszination des Scheiterns sowie dessen Auswirkungen werden jedoch nur gering touchiert und größenteils der Phantasie des Lesers überlassen. Der Protagonist des Buches, der sich erst ab der Hälfte abzeichnet, ist eine ziemlich seelenlose Dummy-Puppe, die mich kaum in den Bann ziehen konnte. So habe ich den letzten Teil leider eher quergelesen, und mich sehr über die Handlung geärgert, die man hätte wesentlich faszinierender ausstaffieren können.
Der Autor des Buches sagt zu Schluss, er warte auf einen Anruf von Hollywood zur Verfilmung des Buches. Ja, Bitte! Mehr Zeitreisesachen im Kino! Der Stoff eignet sich hervorragend zur Verfilmung, da stimme ich zu. Filmisch wäre auch der zweite Teil des Buches evtl. spannender, weil man es visuell interessanter inszenieren könnte. Da die Handlung sehr abflaut, könnte man auch sicher den Handlungsfokus etwas verlagern und so dem grundlegenden Stoff zu noch mehr Tiefe gereichen.
Für die hervorragende erste Hälfte gibt's von mir 9 Punkte, für die zweite nur 4 Punkte. Das addiert sich dann zu
freundlich aufgerundeten 7 Punkten.