Dienstag, 15. September 2009
Inglourious Basterds
Der eigentliche Grund meiner Blogneubefüllung ist der Kinofilm, den ich gestern abend gemeinsam mit Claudia endlich ins müßige Abendprogramm einschieben konnte:
Inglourious Basterds.
Nach der ersten Filmstunde war mir klar, dass ich da so etwas großartiges anschaue, dass ich unbedingt im Blog darüber schreiben muss. Also wollen wir doch mal sehen, ob ich im Laufe meines Textes begründen kann, warum dieser Film ein gefühlter Meilenstein des Kinos ist.
Inglourious Basterds.
Nach der ersten Filmstunde war mir klar, dass ich da so etwas großartiges anschaue, dass ich unbedingt im Blog darüber schreiben muss. Also wollen wir doch mal sehen, ob ich im Laufe meines Textes begründen kann, warum dieser Film ein gefühlter Meilenstein des Kinos ist.
Die Inhaltsbeschreibung der Inglourious Basterds offenbart sofort, dass dieser Film nur aus Quentin Tarantinos Feder stammen kann: Im zweiten Weltkrieg reist ein Pack jüdischer US-Offiziere (eben jene Basterds) nach Frankreich, um da mal so richtig die eingefallenen Nazis zu skalpieren.
Wer den Film auf diese Rahmenhandlung reduziert, hat jedoch schon einen groben Fehler gemacht. Denn die Basterds sind tatsächlich nur der Klebstoff von mehreren Versatzstücken einer Geschichte rund um die Nazi-Verbrechen der Deutschen.
Es ist viel mehr als das einfallslöse Töten von Nazis durch Special Forces, denn die Nebenhandlungen stellen den eigentlichen Kern: Da ist das junge Mädchen Shoshona und ihre Familie, die sich vor Nazi-Spüroffizieren von einem Bauern verstecken lassen und aufgespürt werden. Da ist eben jene Shoshona, etwas gealtert, die nun ein deutsches Kino in der Besatzungszone führt. Da ist ein heldenhafter deutscher Nazi-Scharfschütze, der hunderte Menschen umgebracht hat und teils gewollt, teils widerwillig zur Propagandamaschine wird. Da ist ein kümmerlicher Hitler, der seinen Krieg gewinnen will. Da ist die deutsche Überläuferin, ein deutscher Propaganda-Göbbels und noch viel mehr -- Versatzelemente, wie nur ein Tarantino sie zu einem ganzen verschrauben kann.
Jede einzelne, fragmentarische Szene lässt das große ganze spüren: Wie die Judenverfolgung die Menschen verbogen hat, sowohl Opfer als auch Täter. Wie sich jeder für seine Taten rechtfertigt, wie sich Rachegefühle bündeln, wie der Widerstand aufbrodelt.
Tarantino dämonisiert seine Darsteller nicht, sondern lässt sie allesamt facettenreich erscheinen, lässt jeden Dialog eine Charakterstudie aufzeigen und den Zuschauer gespannt jede Dialogzeile erwarten.
Eine extrem ruhige Kameraführung mit vielen langen Einstellungen, Portraits und fast bildhafter Ausleuchtung ließen bei mir ein permanentes Gefühl der Anspannung aufkommen. Die Bösewichter führen so filigrane Dialoge, dass man meint jederzeit vor Spannung inhaltsgeschwängert platzen zu müssen.
Die schauspielerische Leistung aller Beteiligten ist für mich herausragend und on-the-spot, wenn auch stellenweise etwas zu Theater-mäßig übertrieben. Aber gerade jene Übertriebenheit lässt mich an den Lippen der Darsteller hängen, lässt mich antizipieren was da an Taten folgen kann.
Insbesondere der Nazi-Oberst Hans Landa (gespielt von Christoph Waltz) geht für mich in die Geschichte der tiefgründig bosartigsten Antagonisten ein, für sowas wäre aus meiner Sicht auch ein Oscar gerechtfertigt. Sein wechseln von zynischer Ernsthaftigkeit, empathischem Mitgefühl und Selbstironie ist großartig gespielt, und von Tarantino als Charakter spannend angelegt.
Brad Pitt in der Rolle des extrovertierten Basterds-Anführers weiß da im Ensemble genauso zu begeistern wie ein brutaler Til Schweiger. Überhaupt sind alle Nebendarsteller toll gecasted, und spielen ihre Rollen schon fast erschreckend deutsch.
A propos Deutsch: Ich habe den Film im Original mit Untertiteln gesehen. Eigentlich bin ich absolut kein Freund von Untertiteln (und Synchronisation) - aber bei diesem Film ist wohl beides unangebracht. Schätzungsweise 20% des Films werden nur auf englisch gesprochen, 50% auf Deutsch und 30% französisch. Und ohne Untertitel wäre ich beim französischen Part nicht weit gekommen. Da aber sowieso so viel deutsch gesprochen wird, dürfte auch die eingedeutschte Fassung des Films nicht weiter tragisch sein, denn dann muss sich keiner der deutschen Darsteller laienheft selbst synchronisieren.
Nun, ich hoffe dass mein länglicher Eintrag etwas verdeutlicht hat: Ingloruious Basterds ist ein Film, der auf emotionaler und charakterlicher Ebene eine der besten Nazi-Abhandlungen ist. Die bekannte, übertriebene Tarantino-Brutalität mag da sogar häufiger passen als nicht, wobei ich an einigen Stellen die dargestellte Gewalt doch zu sehr als Selbstzweck empfand.
Ich kann nur nachdrücklich empfehlen, sich diesen Film nicht entgehen zu lassen. Zumal man sonst die großartigste Darbietung eines Italienischen Akzents in einem Film verpassen würde.
Wer den Film auf diese Rahmenhandlung reduziert, hat jedoch schon einen groben Fehler gemacht. Denn die Basterds sind tatsächlich nur der Klebstoff von mehreren Versatzstücken einer Geschichte rund um die Nazi-Verbrechen der Deutschen.
Es ist viel mehr als das einfallslöse Töten von Nazis durch Special Forces, denn die Nebenhandlungen stellen den eigentlichen Kern: Da ist das junge Mädchen Shoshona und ihre Familie, die sich vor Nazi-Spüroffizieren von einem Bauern verstecken lassen und aufgespürt werden. Da ist eben jene Shoshona, etwas gealtert, die nun ein deutsches Kino in der Besatzungszone führt. Da ist ein heldenhafter deutscher Nazi-Scharfschütze, der hunderte Menschen umgebracht hat und teils gewollt, teils widerwillig zur Propagandamaschine wird. Da ist ein kümmerlicher Hitler, der seinen Krieg gewinnen will. Da ist die deutsche Überläuferin, ein deutscher Propaganda-Göbbels und noch viel mehr -- Versatzelemente, wie nur ein Tarantino sie zu einem ganzen verschrauben kann.
Jede einzelne, fragmentarische Szene lässt das große ganze spüren: Wie die Judenverfolgung die Menschen verbogen hat, sowohl Opfer als auch Täter. Wie sich jeder für seine Taten rechtfertigt, wie sich Rachegefühle bündeln, wie der Widerstand aufbrodelt.
Tarantino dämonisiert seine Darsteller nicht, sondern lässt sie allesamt facettenreich erscheinen, lässt jeden Dialog eine Charakterstudie aufzeigen und den Zuschauer gespannt jede Dialogzeile erwarten.
Eine extrem ruhige Kameraführung mit vielen langen Einstellungen, Portraits und fast bildhafter Ausleuchtung ließen bei mir ein permanentes Gefühl der Anspannung aufkommen. Die Bösewichter führen so filigrane Dialoge, dass man meint jederzeit vor Spannung inhaltsgeschwängert platzen zu müssen.
Die schauspielerische Leistung aller Beteiligten ist für mich herausragend und on-the-spot, wenn auch stellenweise etwas zu Theater-mäßig übertrieben. Aber gerade jene Übertriebenheit lässt mich an den Lippen der Darsteller hängen, lässt mich antizipieren was da an Taten folgen kann.
Insbesondere der Nazi-Oberst Hans Landa (gespielt von Christoph Waltz) geht für mich in die Geschichte der tiefgründig bosartigsten Antagonisten ein, für sowas wäre aus meiner Sicht auch ein Oscar gerechtfertigt. Sein wechseln von zynischer Ernsthaftigkeit, empathischem Mitgefühl und Selbstironie ist großartig gespielt, und von Tarantino als Charakter spannend angelegt.
Brad Pitt in der Rolle des extrovertierten Basterds-Anführers weiß da im Ensemble genauso zu begeistern wie ein brutaler Til Schweiger. Überhaupt sind alle Nebendarsteller toll gecasted, und spielen ihre Rollen schon fast erschreckend deutsch.
A propos Deutsch: Ich habe den Film im Original mit Untertiteln gesehen. Eigentlich bin ich absolut kein Freund von Untertiteln (und Synchronisation) - aber bei diesem Film ist wohl beides unangebracht. Schätzungsweise 20% des Films werden nur auf englisch gesprochen, 50% auf Deutsch und 30% französisch. Und ohne Untertitel wäre ich beim französischen Part nicht weit gekommen. Da aber sowieso so viel deutsch gesprochen wird, dürfte auch die eingedeutschte Fassung des Films nicht weiter tragisch sein, denn dann muss sich keiner der deutschen Darsteller laienheft selbst synchronisieren.
Nun, ich hoffe dass mein länglicher Eintrag etwas verdeutlicht hat: Ingloruious Basterds ist ein Film, der auf emotionaler und charakterlicher Ebene eine der besten Nazi-Abhandlungen ist. Die bekannte, übertriebene Tarantino-Brutalität mag da sogar häufiger passen als nicht, wobei ich an einigen Stellen die dargestellte Gewalt doch zu sehr als Selbstzweck empfand.
Ich kann nur nachdrücklich empfehlen, sich diesen Film nicht entgehen zu lassen. Zumal man sonst die großartigste Darbietung eines Italienischen Akzents in einem Film verpassen würde.
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Kommentare
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Muss Dir in allen Punkten zustimmen,
außer das sie für den Herr Pitt auch jeden anderen Schauspieler hätten nehmen können...nicht wirklich herausragend.
außer das sie für den Herr Pitt auch jeden anderen Schauspieler hätten nehmen können...nicht wirklich herausragend.
vielen dank für die info, jetzt bin ich richtig auf den film gespannt, hoffentlich kann ich ihn mir am WE anschauen.
Ah!!! Danke für die Infos.
Ich habe mir nicht getraut weil ich kein Fan bin von Brad Pitt.
Gruss
Ich habe mir nicht getraut weil ich kein Fan bin von Brad Pitt.
Gruss
Vielen Dank für diese Rezension. Habe mir daraufhin den Film doch noch angeguckt (vorher war mein Interesse eigentlich eher gering) und bin ähnlich begeistert wie Du. Über Brad Pitt kann man natürlich streiten, aber das ist für den Gesamteindruck vernachlässigenswert.