Spätestens seit Rambo und Stirb Langsam sind Filme mit Ein-Man-Armeen in Hollywood immer gut im Kurs. Was kann es da groß schaden, mit
Shooter eine erneute Auflage dieses Stoffes zu bringen?
Bob Lee Swagger (
Mark Wahlberg) ist grandioser Scharfschütze, wird jedoch bei einem Einsatz von seinen Vorgesetzten gnadenlos reingelegt. Ein einfacher Einsatz, bei dem ein Kolonnen-Transport gesichert werden soll, läuft komplett schief, der Partner Bobs stirbt im Einsatz, und die Regierung lässt die Jungs mitten im Einsatz im Stich. Glücklicherweise ballert sich Bob gerade so durch, um danach ein tristes Frührentner-Dasein in den Bergen zu führen.
Dort wird er jedoch erneut rekrutiert von Colonel Johnson (
Danny Glover). Die Regierung sucht den besten Scharfschützen um ein Attentat auf den Präsidenten zu verhindern. Bob hilft natürlich aus, muss aber schnell rausfinden dass er von einer Splittergruppe reingelegt wurde: Bei dem Attentat wird zwar nicht der Präsident erwischt, dafür aber ein hochrangiger Bischof - und Bob muss als offensichtlicher (und zweifach angeschossener) Mörder das Weite suchen.
Weil unglücklicherweise die bösen Regierungsmehschen rund um den Colonel Bobs' Hund töten, ist der Ärger vorprogrammiert: Bob begiebt sich auf einen Rachefeldzug und - da fehlt nur noch das flatternde Rambo-Gedächtnis-Kopfband...
Lange habe ich nicht mehr einen derart übertriebenen, aber auf Ernsthaft getrimmten Heldenfilm gesehen. Bob ist der allertollste, flickt seine Wunden fachmännisch und nimmt es mit ganzen Armeen des FBIs auf.
Während Wunderhelden wie McLane in Stirb Langsam zumindest noch etwas Glaubhaftigkeit bewahren, kann Wunderbob sogar auf offenem Feld vor angreifenden Hubschraubern fliehen.
Die zahlreichen Logiklücken enden aber leider nicht nur bei den Kämpfen. Auch sonst ist die gesamte zweite Filmhälfte eine einzige Blenderei an Unmöglichkeiten. Die tiefsitzende Verschwörung in der Regierung hebt Bob mit einem Augenzwinkern aus. Das die Regierung dabei zahlreiche Möglichkeiten gehabt hätte, Bob in die Falle zu locken oder zu töten, wird einfach ignoriert.
Auch sonst ist der Film ein glorifizierendes Machwerk, das jedem Waffen- und Sniper-Fan sicher Freudentränen in die Augen spült, und der NRA die Mitgliedszahlen in die Höhe treibt.
Den Film als Popkorn-Kino wahrzunehmen fällt mir sehr schwer, selbst dafür sind die Logikschwächen zu deutlich und der Patriotismus zu triefend. Abgesehen davon wusste ich bisher nicht, dass Danny Glover sich ja dermaßen einen in den Bart lispelt (im US-Original), dass man ihm nicht zuhören kann ohne zu grinsen.
Ganz, ganz unterste Kanone. Dooferweise ist der Film aber nicht so schlecht, dass man ihn nicht doch irgendwie zu Ende gucken möchte, und Mark Wahlberg an sich ist halt auch eine coole Sau. Das rettet den Film für mich auf
3 IMDB-Punkte.