Lange vor mir hergeschoben habe ich endlich
Die Insel gesehen.
"Die Insel" ist der Überrest einer gesamten Zivilisation, die durch einen Atomunfall zerstört wurde. Die überlebende Population wird in einem unterirdischen Reservat beherbergt, und genießt dabei alle technischen Rafinessen wie automatische Anpassung der Ernährung nach morgendlichen Pinkeltests, ein unendliches Reservoir an weißen Turnschuhen und weißer Kleidung und immer demselben Alltagstrott.
Aus diesem Trott scheint unser Held, Lincoln Six Echo, ausbrechen zu wollen. Vor lauter gleichgeschalteter Leute, die alle nur auf den Gewinn im Lotto (und damit dem gemütlichen Lebensabend auf einer tropischen Insel zum Neuaufbau einer offenen Zivilisation) hoffen, sieht er in seinen visionären Alpträumen Fragen, die ihn an der ganzen feinen Fassade der Welt zweifeln lassen.
So dauert es dann nicht lang, dass er plötzlich bemerkt, dass die heile Untergrundwelt in Wirklichkeit unnötig ist, und auch Menschen an der Oberfläche wohnen, die von alledem nichts wissen...
Der Film ist ein recht gradliniger Actionstreifen im Stile von
Gattaca. Auch
Die Insel beschäftigt sich mit dem Thema Klonen, setzt aber im späteren Filmverlauf fast durchgängig auf klassische Verfolgungs-Action. Nicht nur hier wird der Seichte Filmursprung von Actionproduzent
Michael Bay deutlich.
So ist man dann am Ende des Filmes nicht ganz sicher, was man gesehen hat. Für einen reinen Actionfilm gab es zu viele langsame Episoden die sich mit dem Klonen auseinandersetzten. Für einen gehaltvollen Film gab es aber nur oberflächliches.
So sitzt man am Ende mit einem halbaren Ethik-Actionreisser da. Was nicht unbedingt schlecht ist - aber in diesem Fall einfach keine stimmige Mischung darstellt.
Weiterer Kritikpunkt ist die enorme Schleichwerbung in dem Film, die man schon garnicht mehr schleichend bezeichnen kann. Was einem hier an Puma, X-Box, MSN, Rover und Co vorgesetzt wird, übersteigt deutlich meinen Grenzwert von akzeptabler Werbung. Viele Werbemittel sind einfach zu deutlich in Szene gesetzt, die über das normal glaubwürdige von umgebender Werbung hinausgehen. Allein die Szene in der der Held MSN zum Aufsuchen eines Ortes nutzt ist ein einziger Microsoft-Trailer.
Aber es gibt auch Pluspunkte: Ewan McGregor spielt ganz ansehnlich, Scarlett Johanson hat mir sogar erstmalig gut gefallen.
Und der Film hat einen der besten Autobahn-Crash-Sequenzen, die ich jemals in einem Film gesehen habe. Während unser Held Eisenbahn-Radelemente auf die Autobahn wirft und ein gigantisches Vernichtungschaos anrichtet, das mit audio-visueller Eindringlichkeit auf den Zuschauer wirkt, ist mir echt der Atem stehengeblieben. Astrein!
Ansonsten aber halt nur Durschnitt, und nichts überzeugendes - daher 5 IMDB Punkte.