Natürlich finde ich in letzter Zeit noch mehr Zeit, um Bücher zu lesen. Immerhin hat sich meine Zugfahrzeit zur Arbeit seit dem Umzug von 20 auf 35 Minuten erhöht.
Schon vor etwas längerem habe ich
The Vampire Files von P.N. Elrod gelesen. Das Buch hatte ich mir schon vor einem Jahr gekauft, aber ich war nie motiviert genug, es wirklich zu lesen. Zum einen, weil das Buchformat beinahe A4 Größe einnimmt und einfach etwas ungemütlich zu lesen ist. Und zum anderen, weil es zur Zeit der Depression, also gegen 1930, in Chicago spielt.
Jack Fleming, ein Kriminalreporter, erwacht an einem Strand und wird von einem Auto erfasst; der Fahrer versucht ihn umzubringen. Bevor er das richtig verarbeitet hat, hat er den Autofahrer überwältigt, gefesselt, und im Wagen verstaut. Jedoch erst, nachdem ihm dieser Autofahrer eine Kugel durch die Brust gejagt hat, was Jack aber nicht wirklich gekratzt hat. Und so stellt sich heraus, dass er anscheinend über Nacht zum Vampir geworden ist, ohne jegliche Erinnerung daran zu haben.
Die Vampire Files stellen eine Sammlung von drei kleineren Episoden (ca. 80-90 Seiten pro Episode) dar. In dieser erste Episode handelt alles von Jacks Erlernung seiner vampirischen Fähigkeiten und der Aufklärung, wie er eigentlich zum Vampir geworden ist. Die nächsten zwei Episoden handeln dann von seinen weiteren Recherchen und Abenteuern - ganz im Stile einer Serie wie Star Trek, X-Files oder anderem. Das bemerkenswerte daran ist jedoch, dass jede Episode nahtlos aneinander anschließt.
Was mich anfangs abgeschreckt hat, war das Setting zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Mangelnde Hi-Tech und bekannte Örtlichkeiten haben mich garnicht so gestört, wie ich anfangs vermutete. Die Episoden schaffen es, trotz der Ermangelung dieser Fortschritte, eigentlich zeitlos zu scheinen.
Jacks Charakter und der seines Freundes Escott sind von Elrod knapp aber treffend beschrieben, und entwickeln sich beinahe allein durch ihre Aktionen und Dialoge weiter. So kann man die Charaktere selber erkunden und erfahren, und ist nicht wirklich darauf angewiesen, eine Beschreibung des Autoren sacken lassen zu müssen. Das wiederrum ist aber auch ein Problem des Buches, denn in den vielen Dialogen ist es manchmal schwer zu durchblicken, wer denn jetzt was sagt. Denn Elrod verzichtet oft auf Füllphrasen wie "sagte Jack" oder "erklärte er Jack" oder ähnliches.
Das faszinierendste an dem Buch ist die unterschiedliche Auffassung der vampirischen Fähigkeiten. Mit ein Grund für mich, warum ich soviel Vampirliteratur erkunde ist, die jeweils individuellen Ausprägungen eines Vampires zu erfahren. Elrod lässt Jack emotional sehr menschlich erscheinen, aber mit seinen Möglichkeiten durch Wände zu gleiten, halbunsichtbar zu schweben und auch mit Gedankenkontrolle zu arbeiten sind in bisher keinem anderen Buch so faszinierend beschrieben.
Leider sind bei Amazon die nächsten Teile des Buches nicht auffindbar, die nächstne erhältlichen Episoden starten bei Nummer 7 und gehen bis Episode 20 oder so. Hoffentlich werde ich hier einmal die anschließenden Teile finden können, denn die Vampire Files sind sehr erfrischende Abwechslung von Anita Blake, Lestat und Co und Vicki Nelson.