Habe ich doch letzte Woche eine freundliche Mahnung des Finanzamtes über Steuervorauszahlungen in Höhe von guten 2 Angestelltenmonatsgehältern (netto, brutto dann 4 -- wenn ich nicht wieder netto und brutto verwechsle). Da entschied ich mich spontan, dass doch nicht wirklich plötzlich zahlen zu können.
Vorausgegangen war dem eine noch nicht eingeräumte Einkommenssteuererklärung aus dem Jahr 2002. Als vor 2 Monaten das erste mal die netten Jungs und Mädels vom Finanzamt mir schrieben, hatten sie bereits so horrende Vorauszahlungen abgeschätzt. Auf meinen schriftlichen Einspruch bezüglich der illusorischen Festsetzung folgte dann vor kurzem die Herabsetzung der Vorauszahlungen auf Euro 0. Da schlägt das Azubi-Herz höher.
Einen Tag später aber dann halt oben angeführte Mahnung. Okay, vermutlich hab ich mit der Chronologie dieser Geschichte was nicht richtig gemacht - worauf ich hinaus will ist, da ich von Steuerntuten und -blasen keine Ahnung habe (mich sogar freue wenn ich den Unterschied von Einkommens- und Umsatzsteuer verstanden habe), habe ich meine Sieben Steuersachen gepackt und bin heute pochenden Herzens das erste Mal den Weg zum Finanzamt nach Ahrweiler angetreten.
Nachdem ich die Nacht schon in freudiger Erwartung ganz unruhig verbracht habe, malte ich mir die Zustände dort im Amt aus. Irgendwo eine Mischung aus Arbeitsamt, Jahrmarkt und Militärkaserne. Mit fiesem behörldichen Spießrutenlauf durch 5 Vorzimmer und 3 Wartezimmer. Einem unfreundlichen Empfang und einer finstren Miene zu meinem Anliegen und dem starren Blick - "Ja, und was wollen Sie uns damit sagen? Überweisen Sie erstmal das Geld, dann sehen wir weiter".
Was dann kam, war das Gegenteil. Ein total leeres Finanzamt, ein netter Empfang mit dem Hinweis, mein Sachbearbeiter "muss da irgendwo in dem langen Gang sein, schaun sie mal auf die Nummern".
Meine Sachbearbeiterin selbst war jung, freundlich und nachdem sie meine Blätter gut 30 Sekunden durchsah sagte sie nur: "Die eigentliche Steuererklärung reichen Sie dann ja bitte bald ein, oder? Ansonsten vermerke ich das hier, sie kriegen dann einen Aufhebungsbescheid".
In meinem Gesicht formte sich ein Fragezeichen, passend zu einem Ärztesong: "Und als sie mit mir fertig war, da sah ich sie fragend an: Ist das alles?"
Anscheinend schon, also erstmal schnellstmöglich rausgestürmt und zum Auto gelaufen. Festgestellt, dass ich meine
c't im Raum vergessen habe, zurückgehastet, und die Zeitung wieder einkassiert.
Ich bin begeistert, es hat nicht weh getan, und es ist gut ausgegangen. Wieder ein Grund weniger, sich in diesem Leben Sorgen zu machen. So sollte es mit dem Finanzamt immer laufen