Mittwoch, 1. September 2010
Poetry Slam "Reim Fire"
Gestern war ich zum ersten Mal (in Begleitung von einem unterhaltsam-freundlichen Damen-Trio) bei einem Poetry Slam. Wie ich einer Passantin beim Schlangeanstehen auch erklärte geht es hier um mehr oder weniger amateurhafte Lyriker, die ihre kurzen Gedichte, Reime, Gedanken auf einer Bühne dem Publikum vortragen und von diesem bewertet werden. Diese hübsch ausgestaltete Beschreibung wurde von der Passantin übrigens nur mit "Jaja, ich weiß was Poetry bedeutet" gekontert.
In meinem jugendlichen Elan natürlich ungebremst habe ich begierig die überfüllte Veranstaltung aufgesogen, auch wenn es aus der hintersten Ecke am Köln-Ehrenfelder Bahnhofsjugenddingscenter war. Immerhin mit Sitzbank, die wir geschickt aus einer Ecke rekrutiert haben.
Insgesamt standen an dem Abend ganze 11 Personen auf der Bühne, das Programm war also ordentlich lang. 4 Bielefelder waren anwesend, obwohl auch hier gerätselt wurde aus welcher Stadt die denn wirklich kamen. Dafür waren 3 davon aber auch äusserst unterhaltsam. Aber ich greife vor.
Die rund 5-minütigen Vorträge wurden unterbrochen von tendentiell zu leiter Einführungsmusik und einem engagiert-freundlichem Moderator. Anfangs fürchtete ich, bei einem Poetry Slam recht viel komplexe, langatmige und verschrobene Stücke vorgetragen zu bekommen, was sich aber (zum Glück? leider?) nicht bewahrheitete. Im Gegenteil, das ganze war fast eher eine Comedy-Veranstaltung. Alle Texte haben sich mehr oder weniger stark gereimt, wurden recht flüssig vorgetragen (teils auswendig, teils vom Zettel) und bis auf ein oder zwei Texte hatten alle einen sexistischen Comedy-Bezug.
Viele Inhalte kriege ich nicht mehr zusammen: Da war ein Heavy-Metal-Typ, der aus einem Tagebuch eines Heavy-Metal-Typens rezitierte (true!). Da war der Lampen-Man, der Lichtanalogien um sich schmiss. Der dezent-homosexuelle Politik-Ambitionierte mit seinem Teddybären, mit dem er Merkel und Westerwelle entführen wollte. Eine Rollstuhlfahrerin, die (als verschrobenste des Abends) ihre Alien-Entführungs-Weissagungs-Story zum besten gab. Dann einer, der über "Es könnte alles so einfach sein" referrierte, und dem man später den Plagiatsvorwurf zu Sebastian23 machte. Dann noch ein verkokst erscheinender Schüttelreimer, der uns mit seiner Wortlautstärke überstrapazierte.
Das alles und noch viel mehr war wirklich sehr kurzweilig, und für einen Einlass von 5 Euro mehr als gut angelegtes Geld. Ich würd's wieder machen, tendentiell aber lieber mit weniger Teilnehmern - wie auch die Organisation für das nächste Mal ankündigte.
Aber jetzt habe ich schon wieder vorgegriffen, denn jeder Beitrag wurde vom Zuschauer bewertet (mittels Rosen- und Handzeichen) und durchgezählt. Im Finale galt dann nur noch der Applaus, vermutlich weil die Rechenaktion im Publikum einen beachtlichen Teil des Abends in Anspruch nahm. Gewonnen haben Sven und der Bär, den ich auch deutlich am sympatischsten fand.
Daumen Hoch!
In meinem jugendlichen Elan natürlich ungebremst habe ich begierig die überfüllte Veranstaltung aufgesogen, auch wenn es aus der hintersten Ecke am Köln-Ehrenfelder Bahnhofsjugenddingscenter war. Immerhin mit Sitzbank, die wir geschickt aus einer Ecke rekrutiert haben.
Insgesamt standen an dem Abend ganze 11 Personen auf der Bühne, das Programm war also ordentlich lang. 4 Bielefelder waren anwesend, obwohl auch hier gerätselt wurde aus welcher Stadt die denn wirklich kamen. Dafür waren 3 davon aber auch äusserst unterhaltsam. Aber ich greife vor.
Die rund 5-minütigen Vorträge wurden unterbrochen von tendentiell zu leiter Einführungsmusik und einem engagiert-freundlichem Moderator. Anfangs fürchtete ich, bei einem Poetry Slam recht viel komplexe, langatmige und verschrobene Stücke vorgetragen zu bekommen, was sich aber (zum Glück? leider?) nicht bewahrheitete. Im Gegenteil, das ganze war fast eher eine Comedy-Veranstaltung. Alle Texte haben sich mehr oder weniger stark gereimt, wurden recht flüssig vorgetragen (teils auswendig, teils vom Zettel) und bis auf ein oder zwei Texte hatten alle einen sexistischen Comedy-Bezug.
Viele Inhalte kriege ich nicht mehr zusammen: Da war ein Heavy-Metal-Typ, der aus einem Tagebuch eines Heavy-Metal-Typens rezitierte (true!). Da war der Lampen-Man, der Lichtanalogien um sich schmiss. Der dezent-homosexuelle Politik-Ambitionierte mit seinem Teddybären, mit dem er Merkel und Westerwelle entführen wollte. Eine Rollstuhlfahrerin, die (als verschrobenste des Abends) ihre Alien-Entführungs-Weissagungs-Story zum besten gab. Dann einer, der über "Es könnte alles so einfach sein" referrierte, und dem man später den Plagiatsvorwurf zu Sebastian23 machte. Dann noch ein verkokst erscheinender Schüttelreimer, der uns mit seiner Wortlautstärke überstrapazierte.
Das alles und noch viel mehr war wirklich sehr kurzweilig, und für einen Einlass von 5 Euro mehr als gut angelegtes Geld. Ich würd's wieder machen, tendentiell aber lieber mit weniger Teilnehmern - wie auch die Organisation für das nächste Mal ankündigte.
Aber jetzt habe ich schon wieder vorgegriffen, denn jeder Beitrag wurde vom Zuschauer bewertet (mittels Rosen- und Handzeichen) und durchgezählt. Im Finale galt dann nur noch der Applaus, vermutlich weil die Rechenaktion im Publikum einen beachtlichen Teil des Abends in Anspruch nahm. Gewonnen haben Sven und der Bär, den ich auch deutlich am sympatischsten fand.
Daumen Hoch!
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Mich stört ja an Poetry Slams eher, dass sie eben mehr eine Comedyveranstaltung sind als seriöse Dichterwettstreite.
Nach 2 Jahren Kreuzbergslam in Berlin stelle ich fest, dass nur äußerst selten ein nachdenklicher oder melancholischer Text gewinnt.
Das finde ich schade, schließlich ist Poesie (oder poetry) nicht ausschließlich zur Unterhaltung da.
Aber das gesteigerte Interesse an möglichst gedankenloser Unterhaltung mag ein Symptom unserer Zeit sein.
Nach 2 Jahren Kreuzbergslam in Berlin stelle ich fest, dass nur äußerst selten ein nachdenklicher oder melancholischer Text gewinnt.
Das finde ich schade, schließlich ist Poesie (oder poetry) nicht ausschließlich zur Unterhaltung da.
Aber das gesteigerte Interesse an möglichst gedankenloser Unterhaltung mag ein Symptom unserer Zeit sein.
Ich hatte persönlich auch sogar eher erwartet, dass auf dem Slam mehr ernsthafte/anregende Texte vorgetragen werden.
Beim ersten Mal war der Comedy-Aspekt schon sehr witzig und cool; dauerhaft müsste ich das auch nicht haben.
Ein Mädel hat über "Unsicher sein" einen nachdenklichen Text vorgetragen. Anfangs etwas weird, aber später durchaus gehaltvoll. Der kam in unserem Publikum eigentlich auch schon sehr gut an. Bei einer kleineren Vorrunde hätte sowas in Köln wohl theoretisch schon gewinnen können. Da ich mir den Slam sicher nochmal ansehe bin ich gespannt, wie der Thematische Faden weiterläuft.
Beim ersten Mal war der Comedy-Aspekt schon sehr witzig und cool; dauerhaft müsste ich das auch nicht haben.
Ein Mädel hat über "Unsicher sein" einen nachdenklichen Text vorgetragen. Anfangs etwas weird, aber später durchaus gehaltvoll. Der kam in unserem Publikum eigentlich auch schon sehr gut an. Bei einer kleineren Vorrunde hätte sowas in Köln wohl theoretisch schon gewinnen können. Da ich mir den Slam sicher nochmal ansehe bin ich gespannt, wie der Thematische Faden weiterläuft.
Ich finds ja gar nicht schlecht, dass Poesie auf diese Weise wieder Teil der Populärkultur wird und eben NICHT immer so bierernst genommen wird. Ich finde es super, dass Leute mit Sprache spielen und Reim & Form genießen. Es muss ja nicht immer Sarah Kirsch sein...
Und eben da liegt ein weiterer Kritikpunkt: Es handelt sich eben nicht immer um Poesie. Sondern gerade bei den "lustigen Texten" um Prosa.
Denn sie sind weder in Strophen, noch in Reimform abgefasst. Sie zielen auch rein auf die Unterhaltung des Publikums durch eine Geschichte mit einer komischen Pointe ab.
Eigentlich sind es meist Lesebühnentexte. Aber keine Poesie im germanistischen Sinne.
Denn sie sind weder in Strophen, noch in Reimform abgefasst. Sie zielen auch rein auf die Unterhaltung des Publikums durch eine Geschichte mit einer komischen Pointe ab.
Eigentlich sind es meist Lesebühnentexte. Aber keine Poesie im germanistischen Sinne.