Gleichfalls vom Oscar-Hype beeinflusst habe ich
Juno gesehen, eine typische Independent-Produktion.
Die 16-jährige Schülerin Juno hat den klassischen Kinderklogriff getätigt: Sie ist -schwuppdiwupp- schwanger geworden. Typisch für ihr Alter findet sie das natürlich etwas doof, dabei hilft auch der dritte positive Schwangerschaftstest nichts. Schnell setzt sie den mitwerdenden jünglichen Vater darüber in Kenntniss, dass sie das Kind abtreiben wird. Oder vielleicht auch nicht. Und überhaupt, wie bringt Sie es ihrer Familie bei? Und wie geht man als Teenager mit der Situation um?
Wie man liest ist Juno ein Film voller Gefühle, Erwachsenwerden und Brechen mit Konventionen. Die typische Selbstfindung, und daran lässt uns Juno mit ihrer sympatischen aber verkorksten Peer-Group teilhaben.
Gerade der Vater kommt Veronica-Mars-mäßig richtig nett rüber, und Juno selbst wird grandios von Newcomerin
Ellen Page verkörpert.
Ansonsten lässt sich zu Juno recht wenig sagen, wenn man es nicht selbst erlebt. Der Film ist ein perfektes Beispiel für einen character-driven Plot vs. action-driven. De facto passiert hier kaum etwas anderes, als das Teilhaben an den Gedanken Junos und ihrer daraus resultierenden Handlungen. Gerade dieser 'stream of consciousness' macht den Film so sympatisch, nachvollziehbar und liebenswert.
Seinen Independent-Ursprung spürt man an jeder Stelle des Films heraus, man erhält einen gigantischen Ohrwurm durch den Soundtrack des Films, und fühlt sich für die Dauer der Spielzeit in eine ganz andere Welt versetzt, die man aus Junos Augen mitverfolgen darf.
Für mich ist das ganze eine etwas modernisierte Fassung von Fonates Effi Briest; eine Art zeitgenössische Kulturkritik, zwar mit einer ganz anderen Kernhandlung, aber eine tolle Sozialstudie. Wer ein Gag-Feuerwerk erwartet, Actionszenen oder gar herausfordernde Rätselkonstrukte wird hier enttäuscht - wer aber die Fahrt einfach mitmachen möchte, wird seinen Spaß mit Juno und den herrlich sarkastischen und zynischen Dialogen haben.
9 IMDB-Punkte.