United 93 ist ein dokumentarisch aufgebauter Film über den New Yorker Terroranschlag vom 11. September 2001, in dem vier Flugzeuge von islamischen Fundamentalisten gekapert werden. Zwei dieser Flugzeuge schlugen in das World Trade Center ein, ein Flugzeug in die FBI-Zentrale. Das vierte Flugzeug, nämlich das der United Airlines 93, war mutmaßlich für ein Ziel in Washington bestimmt - und war das einzige, welches sein Ziel nicht erreichte.
United 93 ist im Gegensatz zum "Konkurrenzfilm"
World Trade Center keine patriotische Hollywood-Verfilmung, sondern eher sehr distanziert, sachlich und dokumentarisch gehalten.
Sämtliche Charaktere stechen nicht einzeln hervor, sondern agieren eher in ihrem Umfeld. So sieht man zahlreiche in das Unglück verwickelte Parteien: Die Islamisten, die Passagiere des Flugs 93, die Luftbehörde und das Militär.
Gerade Sequenzen bei der FAA und der Army sind filmisch so gehalten, als wäre man als Zuschauer bei der Story dabei. Die Kamera zeigt mehr Schultern als Gesichter, wenig Schnitte und beinahe ausschließlich eine Perspektive. Zusätzlich mit dem Verwackeln und Zoomen hat man so den Eindruck, eher einer TV-Doku zu folgen als einem emotional-betonten Charakterfilm zuzusehen.
Im Flugzeug dreht sich diese Sichtweise etwas, die einzelnen Passagiere werden später durchaus individualisiert und erlauben im letzten Teil des Films eine stärkere Identifikation - was einem auch wirklich an die Substanz geht, wenn man sich in die Lage hinein versetzt.
Einen solchen Film an Hollywood-Maßstäben zu richten würde diesem nicht gerecht werden; andererseits, an irgendwelchen Maßstäben muss sich United 93 messen lassen, wenn man als Zuschauer diesen Film ansieht.
Ich war ohne Vorinformation bei dem Film eher auf eine Hollywood-Verfilmung eingestellt, und war die erste Hälfte mit der tatsächlichen Umsetzung eher enttäuscht - Szenen wie diese habe ich bei CNN eigentlich genug gesehen. Und ich bin eher einer dieser paranoiden Paniker, die sich in solche Situationen reinversetzen und so schnell zu viel kriegen.
In der zweiten Hälfte wurde United 93 tatsächlich immer beklemmender, schafft (oder will?) es aber nach wie vor nicht, den Zuschauer zu sehr einzubeziehen.
Ich persönlich empfinde das als vertane Chance - in dem Stil der United93 Umsetzung hätte ich genauso gut ein Buch bzw. einen Bericht lesen können, da hätte es der graphischen Umsetzung beinahe nicht bedurft.
Die Schauspieler sind was ihr Rollenziel angeht perfekt besetzt: Jedem könnte man abnehmen, tatsächlich die jeweilige Rolle innegehabt zu haben. Da kommt kein Gefühl von Schauspielern auf, es fühlt sich wirklich an wie "dabei gewesen".
An meinen Filmmaßstaben gerechnet bekommt United 93 nur
4 IMDB-Punkte, für die fehlende Identifikation mit den Rollen. Andererseits wollte das der Film auch nicht bieten, daher schäme ich mich etwas für meine Bewertung. Als Tatsachenbericht ist United 93 sicher ein interessantes Projekt, aber einfach nicht das, was mein Interesse wirklich weckt.