Junebug zeigt uns die beiden frisch verheirateten Madeleine und George. Madeleine ist eine Kunsthändlerin, und hat im tiefsten Carolina einen neuen Kriegskünstler entdeckt, den sie vermarkten will. Glücklicherweise wohnen dort auch die Eltern Georges, und so kombiniert man das nützliche mit dem unangenehmen: Ein Besuch bei der lieben Verwandschaft.
Diese Verwandschaft hat mehr Ecken und Kanten, als man aufzählen kann. Da ist die notorisch miesgelaunte und negativ eingestellte Mutter, der schweigsam-holzbastelnde Vater und der noch-schweigsamere-aber-dafür-aggressive Bruder mit seiner exzentrisch-hyperaktiven-begeisterungsfähigen und schwangeren Frau.
In dieser gespannten Atmosphäre versucht Madeleine sich so gut es geht einzubinden, doch schnell stellt sich heraus, dass das in diesem familiären Chaos schwer möglich ist. Zudem hegt so ziemlich jeder einen Groll gegen George, der sich von seiner Heimat entfremdet hat und nun auf heiles Leben spielt...
Wie man an der Storybeschreibung eventuell herausliest: Junebug (so der Name des zu erwartenden Babys) ist kein Handlungsfilm, sondern ein absolut geradlinieges Familiendrama.
Was den Film ausmacht, sind die schrägen Charaktere und die beinahe surreal wirkenden Dialoge, die mich schon manchmal fast an Monthy-Python Sinnlosigkeit erinnerten. Die dabei wohl krasseste Rolle spielt
Amy Adams als hochschwangere und stark vernachlässigte Frau des schweigsamen Johnny (
Ben McKenzie, bekannt aus Ryan aus
The O.C. - extrem lustig, ihn mit Oberlippenbart texaneln zu hören).
Junebug begleitet ein ebenfalls unkonventioneller Filmstil, mit viel landschaftlicher Musik, vielen hektischen Personenaufnahmen aber dazu konterndem Stilleben und "Leeraufnahmen". Gemeinsam mit dem extrem texanischen Slang macht das den Film also sehr individuell und zu einem kleinen Fenster ins Kleinstädter-Leben mit Problemen und unglücklichen Menschen in ihrem Alltag. Etwas wie
Pieces of April oder
Garden State.
Nach den ersten 10 Minuten hätte ich den Film beinahe direkt ausgeschaltet, so angenervt hat mich Stil und unverstehbares Genuschel. Glücklicherweise habe ich durchgehalten! Gen Ende wird der Film tatsächlich interessant und ergreifend, die Charaktere fast greifbar. Dennoch hat mir der Film ein zu offenes Ende und hinterlässt ein großes Fragezeichen zum Stichpunkt "Aussage". Als Momentaufnahme im Stile von Magnolia jedoch wirklich wertvoll, und daher
7 IMDB-Punkte. Die Gesangsszene in der Kirchengemeinde ist übrigens mein persönliches Highlight. Packend. Ergreifend.