Zu Weihnachten habe ich von
Kai ein für mich total überraschendes und schönes Geschenk erhalten: Andreas Eschbachs Buch
Der Nobelpreis. Und das sogar in der gebundenen und sehr hübschen Ausgabe - auch wenn etwas spät: Herzlichen Dank!
Natürlich habe ich mich auch direkt in das Buch gestürzt. In dem aktuellsten Roman aus Eschbachs Feder geht es um ein Mitglied des Nobelpreis-Komittees namens Hans-Olof Andersson. Der hat es mit seinem Job bei der Auswahl des Gewinners dieses hochdotierten Preises nicht gerade leicht - denn er bekommt ein zwielichtes Angebot, den Nobelpreis einer Frau zuzuschieben und dafür einen hohen "Zusatzverdienst" einzustreichen. Als hoch moralischer Mann weist Hans-Olof dieses Angebot natürlich zurück. Ein grauenvoller Fehler, denn kurz darauf wird seine Tochter von einem nebulösen Syndikat eines Pharmakonzernes entführt.
Anderssons einziger Rettungsring ist der Bruder seiner verstorbenen Frau, der aber erst aus dem Gefängnis geangelt werden muss, wo er aufgrund von Industriespionage und Einbruchs gelandet war. Kaum draussen, heftet sich Gunnar an die Spuren der Verbrecher, und landet in einem großen Komplott, bei dem er zahllose Schlösser und Geheimnisse zu brechen scheint...
Wow, war mein erster Gedanke bei dem Buch. Der Klappentext liest sich interessant, und auch ein bisschen nach Dan Brown-Story.
Uih, war mein zweiter Gedanke bei der Dicke des Buches. Mir waren die gut 700 Seiten von "Eine Billion Dollar" schon nicht genug, und die letzten Bucher auch viel zu kurz. Wo ich in vergangenen Eschbach-Büchern mir immer nochmal das doppelte an Umfang wünscht, würde ich hier bestimmt richtig beglückt werden.
Was für eine Enttäuschung war mein letzter Gedanke nach dem Lesen des Buches.
Alles, was ich an Eschbach sonst so schätzte, scheint in diesem Buch vergessen. Es ist extrem langatmig und erzählt eher unmotiviert eine im Großteil wenig fesselnde Geschichte.
Die grundsätzliche Idee der Story ist großartig, aber als Leser fühlt man sich viel zu oft in der Geschwindigkeit gebremst, und muss sich langweilige und mühsame Passagen antun, in denen Gunnar von A nach B reist, über seine Müdigkeit nörgelt oder nochmal seine gesamte Motivation erläutert. Trotzdem bleiben die Charaktere irgendwie flach, wie ich es aus den vergangenen Büchern Eschbachs überhaupt nicht gewohnt war.
Erfreulich erfrischend ist hingegen die Erzählperspektive des Buchs und die technische Struktur des ganzen. Hier hat die Story durchaus Wendungen zu produzieren. Durch Zeitsprünge, Stückelung und bewusstes Auslassen von Elementen, die später erläutert werden, sowie dem de-facto Wechsel der Erzählerperspektive wird man zwar häufiger positiv überrascht und gefesselt, was aber durch das langsame Tempo der Story immer wieder zurückgenommen wird.
So bleibt am Ende doch leider zu viel Frust. Tatsächlich habe ich mehrere Passagen quergelesen, weil es mir einfach zu langatmig war - in anderen Eschbach-Büchern jedoch war ich schon immer traurig für jede Seite, die ich hinter mir lies.
Schade, dass dieses Buch so zwiegespalten zwischer guter Storyidee - langatmiger Storyumsetzung und guter Erzähltechnik - uninteressanter Erzählung schwankt. Den Mitleidsbekundungen von der
Amazon-Rezensionsseite kann ich mich nur anschließen.
Eschbach-Fans sollten von diesem Buch eher fernbleiben, so schwer es auch fallen mag!