Von
serotonic bekam ich vor einiger Zeit als kleines Dankeschön das Buch
Altered Carbon (Richard Morgan) geschenkt.
Das Buch wurde mir damals in meinem
Bücher gesucht Eintrag von Birte und Lars empfohlen. Da ich eigentlich kein wirklicher Cyber-Sci-Fi Fan bin und den klassischen Cyberpunk-Film BladeRunner eher langweilig fand, war ich sehr gespannt, was bei diesem Buch herumkommen würde.
Takeshi Kovacs, Elite-Soldat der Envoy Corps ist von der Staatsanstellung auf etwas Söldner-ähnliches umgestiegen und schlägt sich als Mittelding zwischen Auftragskiller, Detektiv, Kleinkrimineller und Anarchist so durch's Leben. Oder eher durch mehrere Leben, denn im Jahre 2411 hat die Wissenschaft inzwischen das "Resleeving" erfunden.
Die Essenz des Menschen kann in Form eines cordical Stacks digitalisiert und damit auch multipliziert werden. Der "echte Tod" ist somit nur noch unter besonderen Umständen möglich. Das gewöhnliche Erschießen oder Altern schlägt als Todesfolge eher selten an. Kriminelle werden als Bestrafung eingefroren; ihre Körper an andere Personen vermietet und ihr Stack Jahre (oder Jahrzehnte) aufbewahrt. Häufig kriegen die Inhaftierten ihren alten Körper nicht wieder und fangen so in einem anderen "Ärmel" erneut an.
So auch Kovacs, der sich unbeliebt gemacht hat und eigentlich mehrere Jahrzehnte schmoren sollte. Stattdessen rekrutiert ihn aber der Jahrhunderte alte und einflußreiche Erdenbürger Bancroft. Der sich angeblich selber erschossen hat, durch ein Backup wiederbelebt wurde und nun gerne seinen Mord aufklären will, der von den Behörden einfach so als Selbstmord deklariert wird.
Kovacs nimmt also den Detektiv-Job an, und versumpft in einem Komplott aus Machtspielereien, Drogen- und Hurenhäusern, Virtueller Realität und den Selbstzweifeln und der Erinnerung an seine Soldatenvergangenheit...
Was in meiner Zusammenfassung hoffentlich halbwegs sinnvoll klingt, muss im Buch hart erarbeitet werden. Richard Morgan wirft den Leser ins kalte Wasser, man fängt mittendrin an und das Vokabular ist einem gänzlich unbekannt. Sämtliche Fachausdrücke und was es mit Sleeves, Real Death usw. auf sich hat, ist erst nach langer Lektüre zu erschließen.
Genauso entblättert sich der Charakter erst nach langer Lektüre, und ist sehr facettenreich. Ich muss zugeben dass mir die englische Formulierungsweise von Morgan schon ein paar Probleme gemacht hat und stellenweise sehr anstrengend zu lesen ist, das hat es mir vielleicht auch schwieriger gemacht.
Insgesamt bietet die Story eine sehr große Vielfalt und ein wirklich hohes Tempo. Gegen Ende des Buches wird Takeshi Kovacs meiner Meinung nach etwas arg stilisiert bzw. stereotypisiert und die Persönlichkeit des Charakters verschwindet etwas hinter der Fassade eines Prototypen - was für mich die Motivation Kovacs etwas schwerer verständlich machte.
Wenn man über dieses kleine Manko hinweg sieht, kann man ein extrem spannenden Sci-Fi-Thriller genießen, der das klassische Detektiv-Motivwunderbar auf die Neuzeut projiziert. Die Technik wird herrlich rübergebracht und weiß sowohl damit zu faszinieren, Neugier zu wecken als auch Angst zu schüren.
Die Plausibilität ist meiner Meinung nach ständig gegeben, es gibt für meinen Geschmack keine übertriebenen Zukunftszenarien die nicht tatsächlich denkbar sein könnten. Sehr wichtig für einen gelungenen SciFi-Roman, und als den erachte ich Altered Carbon!