Montag, 27. September 2004
Interface-Usability in der Deutschen Bahn
Die Deutsche Bahn gibt sich ja in der Region NRW in den letzten Jahren durchaus Mühe, ihre Bahnwagen, Bahnhöfe und Strecken aktuell zu halten.
So hat die Strecke Koblenz-Köln vor 1-2 Jahren diese wundervollen, roten, doppelstöckigen Züge mit Klimatisierung spendiert bekommen. Nicht nur, dass darin alles neu war - der Zug selber ist leiser als ein Auto, und fährt die Strecke Remagen-Köln ganze 15 Minuten schneller. Gerade diese geringe Lautstärke auf unveränderten Gleisen gibt einem ganz schön zu denken, was mit ein bisschen Ingenieursleistung alles enorm verbessert werden kann.
Neben den Doppelstöckern gibt es auch die halb so hohe, rote, Zugvariante. Diese ist nicht minderaktuell, wartet auch mit Klimatisierung auf und ist vor allem halbwegs räumig angelegt, da es kaum Zwischenabteiltüren gibt.
Und genau diese Zwischenabteiltüren sind Thema meines kleinen Blog-Eintrages.
Jeder kennt sicherlich die uralten Abteiltüren, die man herzhaft mit zwei Händen von der Mitte ausgehend nach aussen aufreißen musste. Die enorme Kraftanstrenung dabei paarte sich mit dem Wissen aller Umsitzenden, dass jeder übliche Passant die beiden Türhälften nie wieder zusammengeschoben hat. Saß man neben der Tür, wurde man also solange mit Wagenlärm beschallt, bis man selber die Türen wieder zu gemacht hat.
Dieses Problem hat sich irgendwann erübrigt, als die Türen so ausgeleiert waren, dass sie automatisch bei jeder Kurvenfahrt zugingen. Leider führte dieser Vorgang aber genauso automatisch zu Türöffnungsvorgängen während Kurven.
Aber diese Türen haben ja seit den neuen Zügen ausgedient.
So hat die Strecke Koblenz-Köln vor 1-2 Jahren diese wundervollen, roten, doppelstöckigen Züge mit Klimatisierung spendiert bekommen. Nicht nur, dass darin alles neu war - der Zug selber ist leiser als ein Auto, und fährt die Strecke Remagen-Köln ganze 15 Minuten schneller. Gerade diese geringe Lautstärke auf unveränderten Gleisen gibt einem ganz schön zu denken, was mit ein bisschen Ingenieursleistung alles enorm verbessert werden kann.
Neben den Doppelstöckern gibt es auch die halb so hohe, rote, Zugvariante. Diese ist nicht minderaktuell, wartet auch mit Klimatisierung auf und ist vor allem halbwegs räumig angelegt, da es kaum Zwischenabteiltüren gibt.
Und genau diese Zwischenabteiltüren sind Thema meines kleinen Blog-Eintrages.
Jeder kennt sicherlich die uralten Abteiltüren, die man herzhaft mit zwei Händen von der Mitte ausgehend nach aussen aufreißen musste. Die enorme Kraftanstrenung dabei paarte sich mit dem Wissen aller Umsitzenden, dass jeder übliche Passant die beiden Türhälften nie wieder zusammengeschoben hat. Saß man neben der Tür, wurde man also solange mit Wagenlärm beschallt, bis man selber die Türen wieder zu gemacht hat.
Dieses Problem hat sich irgendwann erübrigt, als die Türen so ausgeleiert waren, dass sie automatisch bei jeder Kurvenfahrt zugingen. Leider führte dieser Vorgang aber genauso automatisch zu Türöffnungsvorgängen während Kurven.
Aber diese Türen haben ja seit den neuen Zügen ausgedient.
Bei den "kleinen roten" gibt es wie gesagt kaum Türen - und wenn welche vorkommen, sind es normale Glastüren, die im rechteckigen Winkel von Hand zu öffnen sind. Bei den "großen Roten" Zügen gibt es automatisch, seitlich öffnende Zischtüren. Diese öffnen sich durch einen beherzten, dauerhaften Druck auf einen gelben Button - und gehen automatisch nach einem gewissen Timeout auch zu.
Der gelbe Button ist hier das entscheidende Element - eine Betätigung des Griffes ohne den Knopf zu drücken, bringt nichts.
Jetzt dachte sich die deutsche Bahn wohl: "Mist, wir haben überall tolle neue Züge im Einsatz, aber jetzt haben wir die ganzen Uralt-Züge ja hier rumliegen. Lasst uns die doch alle modernisieren!".
Das fand der Vorstand wohl auch toll, und so gibt es nun eine neue Generation von Zügen. Diese sind von aussen total hässlich, alt, besprayed und verrostet. Aber innen gibt es dieselbe wunderschön-blaue Bepolsterung wie in den "neuen Roten" Zügen.
Und jetzt kommen wir zum zentralen Problem dieser neuen, alten Züge: Die Türen. Quasi das Human-Train-Interface als Bridge von zwei Zugabteilungen. Wie die uralten Züge, gibt es in den neuen dieselben Schiebetüren, die man von der Mitte aus auseinanderschieben muss.
Auch hier hat der Fortschritt nicht halt gemacht, denn die Türen kann man ja nicht einfach aus den Gammelzügen übernehmen, sondern muss sie auch was aufpeppen. Also richtet man einfach mechanische Servos ein, die die Türe öffnen und nach einem Timeout auch wieder schließen.
Aber hey, die alten Türen können wir doch noch 1:1 gebrauchen! Daher ist es nun so, dass man die Schiebetüren leicht und kurz auseinanderziehen muss, damit diese sich mechanisch komplett öffnen. Das Schließen geht automagisch, und egal wie sehr man an der Tür rüttelt, die Tür schließt nicht vorher.
Und genau an dieser Stelle hätten die Usability-Experten der Deutschen Bahn mal überlegen müssen: Jede Person über 20 hat die alten Zugtüren schon einmal gesehen, und ist es gewöhnt, die Türen mit Gewalt aufzureißen und auch genauso beherzt zu schließen, damit die anderen Fahrgäste ihre Ruhe haben.
Zum einen reissen nun alle möglichen Leute die Tür gewaltsam auf, gegen den Widerstand der Mechanik, die die Tür ja automatisch öffnen will. Und zum anderen versuchen die Personen die Türen genauso aggressiv zu schließen, rütteln an der Tür herum, und wundern sich, dass nichts passiert - bis sie dann entnervt aufgeben.
Der Schlussgag ist dann der Timeout der Türen - denn wenn sie sich einmal schließen, muss man sie sehr gewaltsam offen halten, oder sie komplett schließen lassen und dann wieder öffnen. Wie ein solcher Vorgang aussieht, wenn man gerade in der Tür steht, kann sich ja jeder selber denken: Frauen (die nicht gerade zum bodybuildenden Teil des Geschlechts gehören) und Kinder werden erbarmungslos eingequetscht.
Der Ausweg wäre einfach: Entweder Buttons auf die Türen machen, damit jeder versteht, dass hier eine Automatische Mechanik am Werk ist. Oder einfach die Mechanik so einrichten, dass sie manuell übergangen werden kann - sprich, die Leute die Türen halt auch manuell wieder zumachen können oder im Schließvorgang das Schließen abbrechen.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit bei diesem länglichen Artikel. Ich hätte gerne Bilder eingefügt, aber mein Bluetooth-Dongle vom Handy klappt mal wieder nicht.
Der gelbe Button ist hier das entscheidende Element - eine Betätigung des Griffes ohne den Knopf zu drücken, bringt nichts.
Jetzt dachte sich die deutsche Bahn wohl: "Mist, wir haben überall tolle neue Züge im Einsatz, aber jetzt haben wir die ganzen Uralt-Züge ja hier rumliegen. Lasst uns die doch alle modernisieren!".
Das fand der Vorstand wohl auch toll, und so gibt es nun eine neue Generation von Zügen. Diese sind von aussen total hässlich, alt, besprayed und verrostet. Aber innen gibt es dieselbe wunderschön-blaue Bepolsterung wie in den "neuen Roten" Zügen.
Und jetzt kommen wir zum zentralen Problem dieser neuen, alten Züge: Die Türen. Quasi das Human-Train-Interface als Bridge von zwei Zugabteilungen. Wie die uralten Züge, gibt es in den neuen dieselben Schiebetüren, die man von der Mitte aus auseinanderschieben muss.
Auch hier hat der Fortschritt nicht halt gemacht, denn die Türen kann man ja nicht einfach aus den Gammelzügen übernehmen, sondern muss sie auch was aufpeppen. Also richtet man einfach mechanische Servos ein, die die Türe öffnen und nach einem Timeout auch wieder schließen.
Aber hey, die alten Türen können wir doch noch 1:1 gebrauchen! Daher ist es nun so, dass man die Schiebetüren leicht und kurz auseinanderziehen muss, damit diese sich mechanisch komplett öffnen. Das Schließen geht automagisch, und egal wie sehr man an der Tür rüttelt, die Tür schließt nicht vorher.
Und genau an dieser Stelle hätten die Usability-Experten der Deutschen Bahn mal überlegen müssen: Jede Person über 20 hat die alten Zugtüren schon einmal gesehen, und ist es gewöhnt, die Türen mit Gewalt aufzureißen und auch genauso beherzt zu schließen, damit die anderen Fahrgäste ihre Ruhe haben.
Zum einen reissen nun alle möglichen Leute die Tür gewaltsam auf, gegen den Widerstand der Mechanik, die die Tür ja automatisch öffnen will. Und zum anderen versuchen die Personen die Türen genauso aggressiv zu schließen, rütteln an der Tür herum, und wundern sich, dass nichts passiert - bis sie dann entnervt aufgeben.
Der Schlussgag ist dann der Timeout der Türen - denn wenn sie sich einmal schließen, muss man sie sehr gewaltsam offen halten, oder sie komplett schließen lassen und dann wieder öffnen. Wie ein solcher Vorgang aussieht, wenn man gerade in der Tür steht, kann sich ja jeder selber denken: Frauen (die nicht gerade zum bodybuildenden Teil des Geschlechts gehören) und Kinder werden erbarmungslos eingequetscht.
Der Ausweg wäre einfach: Entweder Buttons auf die Türen machen, damit jeder versteht, dass hier eine Automatische Mechanik am Werk ist. Oder einfach die Mechanik so einrichten, dass sie manuell übergangen werden kann - sprich, die Leute die Türen halt auch manuell wieder zumachen können oder im Schließvorgang das Schließen abbrechen.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit bei diesem länglichen Artikel. Ich hätte gerne Bilder eingefügt, aber mein Bluetooth-Dongle vom Handy klappt mal wieder nicht.
Kommentare
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Oder man hätte die Türen als automatische solche kennzeichnen müssen. Oh. Hat man ja.
Es gibt nur einen kleinen, blauen Pfeil, der nach rechts zeigt. Ein solcher Pfeil sagt ja nicht, dass die Türe automatisch öffnet, sondern nur in welche Richtung die Tür geöffnet werden soll.
Oder was für eine Kennzeichnung meinst Du?
Oder was für eine Kennzeichnung meinst Du?
Aber vielleicht geht die Bahn einfach davon aus, dass der kundige Zugzwischentüröffner den Unterschied von alleine erkennt.
Das mit den Türen ist eine alte Story und hat schon manche Gemüter erhitzt. Bei uns öffnen sich die Türen über einen IR-Sensor, der mit heftigem Winkien aktiviert werden kann - auch irgendwie
ulkig.
übrigens: der Bombardier Chef hat einmal gesagt, dass die Fahrzeuge keine Probleme hätten wenn da nicht Türen und Klimaanlagen wären. Irgendwie hat er Recht.
ulkig.
übrigens: der Bombardier Chef hat einmal gesagt, dass die Fahrzeuge keine Probleme hätten wenn da nicht Türen und Klimaanlagen wären. Irgendwie hat er Recht.
Der Männerblog am : Usability bei der Bahn
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