Da ich zuletzt ja von Dan Browns
Angels & Demons ("Illuminati" zu Deutsch) doch sehr angetan war, habe ich mir direkt den Nachfolger hierzu gegönnt.
The daVinci Code ("Sakrileg") knüpft eigentlich nahtlos an das Ende des Vorgängers an und erklärt in einem kurzen Abriss, was mit unserem Helden Robert passierte. Er befindet sich derzeit in Paris, macht etwas Promotion für sein Buch und hält Vorlesungen über Ikonografie. Als er abends gemütlich in seinem Hotel abhängt, wird er unvermittelt von einem französischen Polizisten gebeten zu einem Mordschauplatz zu kommen. Der bekannte Direktor des Louvre, Jaques Saunière ist ermordet worden, und Robert hätte der letzte sein müssen, der ihn lebend gesehen hatte. Ohne es zu merken wird Robert so Hauptverdächtiger in diesem Mordfall, und wird mit der Leiche konfrontiert; vor allem mit den merkwürdigen Begleitumständen: Saunier liegt in gespreizter Pose und halbnackt auf dem Boden, mit dieser Position, seinem Blut und derangierten Objekten hat er anscheinend versucht eine letzte Meldung zu hinterlassen. Diese Meldung soll Robert mit seinen ikonografisch-geschichtlichen Fähigkeiten dechiffrieren. Erschwerend kommt hinzu, dass Robert erst bewusst wird, dass er Hauptverdächtiger ist, als ihm dies die Kryptografieexpertin (und zufällige Tochter Saunières) Sophie Neveu steckt während er den Schauplatz nach Hinweisen absucht. Gemeinsam bereiten sie eine Flucht von dem allzu sicheren Polizeiinspektor vor, und versuchen das Vermächtnis Saunières gemeinsam zu entdecken.
Schnell stellt sich heraus, dass eben diese Suche die nach dem "Heiligen Gral" ist. Und gerade jener stellt sich nicht als der typische Indiana Jones-Gral heraus, sondern in Wirklichkeit um eine unfassbare Sammlung an Geheimdokumenten, die die katholische Welt erschüttern könnte...
Mehr von der Story zu verraten würde schon den Lesespaß schmälern, daher gehe ich nicht weiter darauf ein. Letztlich muss man sagen, dass die Story schon zu parallel zum Vorgängerbuch verläuft. Die Lovestory, die Charaktere und auch das Setting einer bekannten Stadt sind sehr analog zu Angels & Demons angelegt. So hatzt Robert von einem Hinweis zum nächsten, deckt immer tiefgehendere Verschwörungen auf und spielt dem Gegner auch das ein oder andere Mal in die Hände.
Wenn das Buch nicht Dan Brown selbst geschrieben hätte, müsste man ihm extrem starken Plagiarismus vorwerfen, und qualitativ schlechtern noch hinzu. Die Windungen und Wirrungen des Buches sind zwar vorhanden, aber es läuft hier einfach alles reibungsloser als im Vorgänger. Es fehlen die plötzlichen Wendungen in denen mir als Leser fast der Atem stockt und ich dachte "Ach, so ist das, natürlich, das macht Sinn!".
Nichtsdestotrotz macht der daVinci Code viel Spaß, es gibt eine Menge sehr interessanter biblischer Referenzen, die durchaus plausibel und diskusionswürdig klingen; aber es bleibt der fade Nachgeschmack, dass Dan Brown wohl aufgetragen wurde: "Schreiben Sie noch so ein Buch wie Angels & Demons, das kam gut an!".
Für Liebhaber des Vorgängers trotzdem eine Empfehlung, jedoch sollte man es nicht unmittelbar nach Angels & Demons lesen, um die Parallelen nicht so mitzubekommen, wie es bei mir geschah.
Ich hoffe, Dan Brown wird demnächst noch ein Buch mit ähnlichem Rätseljagd-Stil schreiben, aber dann bitte mit anderen Charakteren. Denn was man dem Buch nicht vorwerfen kann ist mangelnde Spannung; die besteht fast vom Anfang bis zum Ende, gepaart mit schönen und gut vorstellbaren Beschreibungen der Umgebung und geschichtlichen Hintergründen.