Mittwoch, 27. August 2008
Ubiquity, oder: Der Wunsch des Träumens
Heute ist also das großartige neue Ubiquity-Mozilla-Spielzeug released worden.
Die Kernidee davon ist eigentlich schon alt und wurde stellenweise für den Flock-Mozilla-Clon schon umgesetzt. Die Idee ist also nichts neues, und sogar schon Bestandteil urig alter Science-Fiction-Träumereien.
Worum es bei Ubiquity eigentlich geht? Um Vernetzung und "Wunscherkennung". Der Browser soll anhand von natürlicher Sprache in der Lage sein, dass zu tun, was der Computerbenutzer will:
Das klingt toll, hilfreich und faszinierend zugleich. Flock hat dieses Konzept noch eher ohne "Wunscherkennung" eingeleitet, indem es unterschiedliche Web 2.0 Systeme unter einer Haube vereint und schnellen Zugriff bietet.
Ubiquity treibt's jetzt eine Stufe weiter und fängt mit dem Parsing von natürlicher Sprache an, zumindest in Grundzügen. So kann man Stichwörter miteinander verketten, "this" und markierte Textstellen im Browser referenzieren. Ein Demo-Video zeigt so anschaulich, wie man eine Googlemap in eine Mail einbindet und einen Gedanken schnell zu Twitter schickt.
Meine Gedanken dazu: Schön, aber nicht zu verwirklichen.
Die Kernidee davon ist eigentlich schon alt und wurde stellenweise für den Flock-Mozilla-Clon schon umgesetzt. Die Idee ist also nichts neues, und sogar schon Bestandteil urig alter Science-Fiction-Träumereien.
Worum es bei Ubiquity eigentlich geht? Um Vernetzung und "Wunscherkennung". Der Browser soll anhand von natürlicher Sprache in der Lage sein, dass zu tun, was der Computerbenutzer will:
Such mir mal die schnellste Bahnverbindung zwischen Köln und Bonn, aber bitte unter Berücksichtigung der Ferienzeit und der aktuellen Baumaßnahmen.
Das klingt toll, hilfreich und faszinierend zugleich. Flock hat dieses Konzept noch eher ohne "Wunscherkennung" eingeleitet, indem es unterschiedliche Web 2.0 Systeme unter einer Haube vereint und schnellen Zugriff bietet.
Ubiquity treibt's jetzt eine Stufe weiter und fängt mit dem Parsing von natürlicher Sprache an, zumindest in Grundzügen. So kann man Stichwörter miteinander verketten, "this" und markierte Textstellen im Browser referenzieren. Ein Demo-Video zeigt so anschaulich, wie man eine Googlemap in eine Mail einbindet und einen Gedanken schnell zu Twitter schickt.
Meine Gedanken dazu: Schön, aber nicht zu verwirklichen.
Jedenfalls nicht einfach mal so nebenher. Denn das Kernproblem greift Erfinder Aza auch schon in seinem Posting auf:
Denn auch wenn sich der aktuelle Prototyp schon nett bedienen und ausfüllen lässt, krankt er nach wie vor an dem Problem, was er eigentlich bekämpfen soll: Der Parser ist auf eine vorgegebene Grammatik/Syntax angelegt.
Seit Jahren werden Spracherkennungssysteme gebaut, die nach wie vor mit den simpelsten Anweisungen Probleme kriegen, wenn sie nicht in der erwarteten Reihenfolge erscheinen. "Druck mir das Dokument" wird nur verstanden, wenn man "Dokument Ausdrucken" sagt.
Eine derartige maschinelle Erkennung, selbst wenn nur in Schriftform, ist meiner Meinung nach von aktuellen Computerprogrammen noch weiter entfernt als das Beamen, wozu ja wenigstens ein gutes Konzept basiert. Die enorme KI die für kognitive Logik erforderlich wäre, wird heutzutage immer noch mit Vokabel-Parsern angegangen.
So etwas macht Prototypen total funktionabel und toll, aber endet stets an derselben Stelle: Es wird nicht für den normalen Menschen nutzbar sein, und ist keine bessere Krücke als Maus und Tastaturbefehle.
Des weiteren beklagt Aza in seinem Essay:
I beg to differ: Das Web ist nach wie vor ein pull-modell. Zumindest hab ich den Knall nicht gehört, mit dem man stateless HTTP durch einen "Always-On"-Push-Ansatz ersetzt hätte. Aktuelle Web 2.0 Programme vertuschen es zwar dank AJAX schon sehr gut, aber nach wie vor muss im Web alles bewusst gezogen werden. Selbst Skype ist Pull-orientiert.
Insofern ist Aza's Schluss, dass der Browser das Problem ist, nicht wirklich zutreffend. Wenn, dann wäre es HTTP - und selbst da würde ich nicht übereinstimmen. Das Kern-Problem ist, dass das menschliche Hirn einfach noch nicht in Code umzusetzen ist.
Und bis es bionische Computern gibt, sind wir alle dank verbrauchter nicht-erneuerbarer Energien eh schon längst tot.
Aber zurück zu Ubiquity: Was mir gefällt, ist der lightweight-Weg, neue eigene Mashup-Wege in den Browser einzubauen. Die Quicksearch-Leiste tut sowas schon länger für mich, eine Alternative mit selbstgepflegtem JavaScript-Code ist sicherlich sehr komfortabel. Aber halt auch eher geekig, und nichts für die Zielgruppe, die man mit Ubiquity endgültig beglücken wollen würde.
Die IT-Welt revolutioniert sich lediglich als Wirbelwind im Wasserglas. Selbst das von mir so geliebte iPhone mit seinem Bedienkonzept ist nur endlich mal eine konsequente Weiterentwicklung mit etwas frischem Wind. Ein Ziel wie Ubiquity aber wird auf lange Sicht nicht aus dem Prototyp-Stadium herauskommen.
Und das sage ich, gerade als zweckpessimistischer Entwickler, mit zwei weinenden Augen, denn das alles wäre so freaking cool. Wie das Holodeck halt.
There’s a long way to go with this interface, though. We aren’t even prioritizing the command suggestions we give. The interface looks messy and is visually cluttered. We have made the ultimate faux pas of putting hyphens into what should be natural language commands. It’s hard to know what you can and can’t type. It’s certainly something I don’t think everyday users would be comfortable with.
Denn auch wenn sich der aktuelle Prototyp schon nett bedienen und ausfüllen lässt, krankt er nach wie vor an dem Problem, was er eigentlich bekämpfen soll: Der Parser ist auf eine vorgegebene Grammatik/Syntax angelegt.
Seit Jahren werden Spracherkennungssysteme gebaut, die nach wie vor mit den simpelsten Anweisungen Probleme kriegen, wenn sie nicht in der erwarteten Reihenfolge erscheinen. "Druck mir das Dokument" wird nur verstanden, wenn man "Dokument Ausdrucken" sagt.
Eine derartige maschinelle Erkennung, selbst wenn nur in Schriftform, ist meiner Meinung nach von aktuellen Computerprogrammen noch weiter entfernt als das Beamen, wozu ja wenigstens ein gutes Konzept basiert. Die enorme KI die für kognitive Logik erforderlich wäre, wird heutzutage immer noch mit Vokabel-Parsern angegangen.
So etwas macht Prototypen total funktionabel und toll, aber endet stets an derselben Stelle: Es wird nicht für den normalen Menschen nutzbar sein, und ist keine bessere Krücke als Maus und Tastaturbefehle.
Des weiteren beklagt Aza in seinem Essay:
It’s ironic that the entire Web is on a push model, yet the browser—the most fundamental tool of interacting with the Web—is on a pull model.
I beg to differ: Das Web ist nach wie vor ein pull-modell. Zumindest hab ich den Knall nicht gehört, mit dem man stateless HTTP durch einen "Always-On"-Push-Ansatz ersetzt hätte. Aktuelle Web 2.0 Programme vertuschen es zwar dank AJAX schon sehr gut, aber nach wie vor muss im Web alles bewusst gezogen werden. Selbst Skype ist Pull-orientiert.
Insofern ist Aza's Schluss, dass der Browser das Problem ist, nicht wirklich zutreffend. Wenn, dann wäre es HTTP - und selbst da würde ich nicht übereinstimmen. Das Kern-Problem ist, dass das menschliche Hirn einfach noch nicht in Code umzusetzen ist.
Und bis es bionische Computern gibt, sind wir alle dank verbrauchter nicht-erneuerbarer Energien eh schon längst tot.
Aber zurück zu Ubiquity: Was mir gefällt, ist der lightweight-Weg, neue eigene Mashup-Wege in den Browser einzubauen. Die Quicksearch-Leiste tut sowas schon länger für mich, eine Alternative mit selbstgepflegtem JavaScript-Code ist sicherlich sehr komfortabel. Aber halt auch eher geekig, und nichts für die Zielgruppe, die man mit Ubiquity endgültig beglücken wollen würde.
Die IT-Welt revolutioniert sich lediglich als Wirbelwind im Wasserglas. Selbst das von mir so geliebte iPhone mit seinem Bedienkonzept ist nur endlich mal eine konsequente Weiterentwicklung mit etwas frischem Wind. Ein Ziel wie Ubiquity aber wird auf lange Sicht nicht aus dem Prototyp-Stadium herauskommen.
Und das sage ich, gerade als zweckpessimistischer Entwickler, mit zwei weinenden Augen, denn das alles wäre so freaking cool. Wie das Holodeck halt.
P.S.: Und Radio has no future.
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Ein bisschen am Eintrag vorbei, aber mir trotzdem unter den Nägeln brenndend:
Schön, dass du Flock erwähnst! Über diesen Browser, bzw. ehrlich gesagt die "Gloss Edition" stolperte ich neulich, fand die Idee ganz geil und musste dann aber enttäuscht feststellen, dass die voreingestellten Feeds sich nicht so einfach (bis jetzt für meinen Kenntnisstand GAR NICHT) ändern lassen; Ich bin nicht bei Facebook, aber im StudiVZ, aber das kann ich mir nicht auf die Startseite holen. Im Endeffekt kann ich alles, was der Browser tolles bietet, dann doch nicht nutzen, was doof ist. Denn eigentlich gehe ich im Moment voll ab auf den ganzen Web 2.0 Kram - man lässt mich nur nicht.
Lg,
Moni
Schön, dass du Flock erwähnst! Über diesen Browser, bzw. ehrlich gesagt die "Gloss Edition" stolperte ich neulich, fand die Idee ganz geil und musste dann aber enttäuscht feststellen, dass die voreingestellten Feeds sich nicht so einfach (bis jetzt für meinen Kenntnisstand GAR NICHT) ändern lassen; Ich bin nicht bei Facebook, aber im StudiVZ, aber das kann ich mir nicht auf die Startseite holen. Im Endeffekt kann ich alles, was der Browser tolles bietet, dann doch nicht nutzen, was doof ist. Denn eigentlich gehe ich im Moment voll ab auf den ganzen Web 2.0 Kram - man lässt mich nur nicht.
Lg,
Moni