Eher durch Zufall bin ich auf
Bobby aufmerksam geworden.
Trotz immensen Staraufgebots habe ich wenig über den Film gehört, der von dem Attentat auf Robert Kennedy 1968 handelt. Um genau zu sein gibt diese Geschichte jedoch nur eine Rahmenhandlung vor - entgegen dem populären
JFK handelt der Film viel eher episodisch von mehreren Personen, die im Zeitraum des Attentats ihr Leben führen und alle irgendwie mit dem Hotel verbunden sind, in dem das Attentat stattfindet.
Somit handelt der Film eigentlich von der Wahrnehmung des Attentats, von dem 'gewöhnlichen' Leuten Ende der 60er, dem Gefühl dieser Zeit.
Da sind Küchenangestellte, die Überstunden schaffen müssen. Betrogene Ehefrauen, rassistische Chefs. Depressive Stars. LSD-Experimentierende Wahlhelfer. Ein Pärchen das heiratet um den Mann vor dem Vietnam-Kriegseinsatz zu bewahren. Und immer wieder die Bilder von Robert Kennedys politischen Exkursen, kurz vor der Präsidentschaftswahl...
Bobby ist am ehesten eine gesellschaftliche Bestandsaufnahme, ein Forschen im Leben der Menschen. Das Gefühl einer Ära zu vermitteln, und ein bestürzendes Ereignis in einem Kontext zu sehen und es nicht einfach nur auf den Tod eines Menschen zu reduzieren, sondern dessen Auswirkungen zu vermitteln.
Die episodische Ausführung des Films klappt trotz der zahlreichen Darsteller erfreulich gut. Keine Szene ist übermäßig prominent, es gibt Abwechslungen humoristischer und depressiver Art, menschlicher und unmenschlicher Art. Sehr oft fühlte ich mich an die atmosphärische Gestaltung von
Magnolia erinnert.
Was das schauspielerische Angebot angeht, lässt sich Bobby nicht lumpen: Harry Belafonte, Emilio Estevez, Laurence Fishburne, Heather Graham, Anthony Hopkins, Helen Hunt, Joshua Jackson, Ashton Kutcher, Lindsays Lohan, William H. Macy, Demi Moore, Martin Sheen, Christian Slater, Sharon Stone, Elijah Wood sollte man alle schon einmal gehört haben, auch wenn die Schauspieler größenteils eher in die B-Riege einzuordnen sind.
Viele Szenen sind schauspielerisch sehr intensiv, aber konnten bei mir nicht überall überzeugen. Gerade durch die hohe Bekanntheit vieler Darsteller konnte man ihre Rollen nicht alle unbedingt für gegeben annehmen, sondern immer überlegen woher man Schauspieler X sonst noch kennt, und "Ist das nicht .... ?" im Kopf herumspukt. Gerade von Lindsay Lohan wurde ich aber positiv überrascht, wie auch von einigen eher unbekannteren Darstellern (gerade dem Küchenpersonal).
Die eingestreuten Doku-Sequenzen von Bobby geben dem Film gerade genug politischen Schwung mit, dass man auch nebenbei noch ein bisschen der USA-Vietnam-Ära mit aufschnappt.
Insgesamt kann ich Bobby nur empfehlen, wer auf 'character-driven' Plots mit eingebettetem Doku-Flair steht, müsste sich hier wirklich wohl fühlen. Von mir gibt's
7 IMDB-Punkte, da die Intensität lange nicht an Magnolia heranreicht, die Kernaussage des Films etwas verschwommen und patriotistisch erscheint und vor allem der Cast einfach an Glaubwürdigkeit einbüst.