Am Wochenende haben wir uns in das kuschelige Metropolis-Kino von nebenan eingemümmelt, um dort
Borat zu sehen.
Erst einmal war ich schockiert, unser geliebtes O-Ton-Kino so überfüllt zu sehen - das erste Mal, dass man für Karten richtig lange anstehen musste. Aber was tut man nicht alles, um eine Dokumentation so zu sehen, wie sie gedacht war: Nicht schlecht synchronisiert.
Im Kino war die Freude dann noch größer, als wir uns in der zweiten Kinoreihe mit Colaklebrigen Boden niederließen, und schonmal unsere Nackenmuskeln in vorfreudige Spannung brachten.
Aber nun los mit dem eigentlichen Film: Borat ist ein Kasachische Botschafter, der gemeinsam mit seinem Produzenten nach Amerika reist, um dort eine Dokumentation für das Heimatland Kasachstan anzufertigen. Denn von so einer großen Industrienation wie Amerika hat man ja einiges zu lernen...
Borat gibt sich dabei in ernsthafter Unkenntnis in westlichen Traditionen und kulturellen Gesten - bei dem angesprochenen Rodeo in Texas hält er z.B. eine Ansprache, bei dem er Amerika gutes Gelingen im Irak-Krieg wünscht und dass George Bush das Blut aller Toten trinken möge und das Land mit Atombomen übersäen, so dass danach auch kein Getier mehr Fuß dort setzen könne.
Ganz in diesem Stil reist er zu diversen Interviewpartnern und seinem einzigen Ziel nach: Pamela Anderson finden und heiraten, um "Sexytime" mit ihr und eine "romantic Explosion on her stomach" zu haben.
Die Szenen des Films weiter zu beschreiben würde dem Film nicht gerecht werden: Natürlich zieht Borat seine Energie durch die Improvisationsartigen Szenen, mit denen Sacha Baron Cohen vortäuscht, ein tatsächlicher Kassache mit all den Östlichen Vorurteilen zu sein - denn Borat ist letztlich eine Standup-Realsatire, mit einer halbwegs gekonnt eingewickelten Mainstream-Story, die seinerseits auch nur Kino-Romanzen persifliert.
Eigentlich habe ich mir Borat etwas anders vorgestellt: Ich ging von einer Anreihung Szenen aus, in denen Borat jeweils ernsthaft Politikern und anderen entgegen tritt und seine Rolle spielt. Tatsächlich machen diesen Anteil an "Real-Sequenzen" aber sicher weniger als 50% aus, der restliche Inhalt ist gestellt bzw. vorbereitet.
Aber selbst das tat dem Film für mich keinen Abbruch, da eigentlich jede Sequenz des Films auf seine Art komisch war und vor allem immer wieder neue Facetten illustriert hat.
Borat hat mich einfach umgehauen mit seiner abgedrehten, nüchternen und offensiv-ausländerfeindlichen Darstellung. Sowohl unter Comedy-Aspekten als auch unter dem Gesichtspunkt, was hier teilweise für Bürger portraitiert werden. So komisch es klingt: Borat ist durchaus sehr gelungene Gesellschafts-Satire - trotz gewisser Slapstick einlagen.
In der IMDB ist Borat mit derzeit 8.4 IMDB Punkten und Platz 149 auf der Top-200 ausgezeichnet. Dem kann ich mich absolut anschließen, von mir gibt es
9 IMDB-Punkte für diesen großartigen Zeitvertreib, in dem ich sogar vergessen habe dass ich mit steifem Nacken unmittelbar vor der Leinwand hockte.