Die Schulbank hat mich wieder. Seit letzter Woche versuche ich meine Motorrad-Führerschein-Theoriestunden so schnell wie möglich abzureissen.
Die Theorie-Lehrer in Bonn sind unterhaltsam, und entsprechen dem üblichen Fahrschullehrer-Prototypen: Schnell, Spritzig, Witzig - und plappern in einem durch, stellen Fangfragen und grinsen pausbäckig in die Runde. So soll es sein. Ausserdem ist's ein lustiges Gefühl, sich mit lauter 17-jährigen in einem Raum nochmal richtig jugendlich zu fühlen.
Gestern hatte ich dann auch die erste von 4 Pflicht-Stunden die speziell auf das Motorrad zugeschnitten sind, veranstaltet von dem Fahrlehrer, der auch den Praxis-Unterricht gibt. Der erste optische Eindruck: Mittelgroß, hager, Glatzrasiert, dezent tättowiert.
Und sächselnd.
Nachdem ich diesen Schock erstmal halbwegs überwunden habe, indem ich mir einbildete, Sächsisch sei ja doch ein Dialekt mit Herz (ungh) war der Unterricht sogar richtig lehrreich und unterhaltsam, und der Lehrer wurde mir immer sympathischer. Es gab einen Überblick über das Motorrad, wie man es belädt und wie man sich darauf bekleidet.
Dabei hat er netterweise immer zwischen Optik, Sicherheit und persönlichen Vorlieben abgewogen. Zum Beispiel, dass ein Integralhelm natürlich den besten Schutz bietet, aber welcher Chopper-Fahrer würde sich so etwas geben? Man erwartet ja von den Rennfahrer auch nicht, dass sie im Stahlhelm fahren. Auch seine vorliebe für Lederklamottur im Gegensatz zu Goretex wurde schnell offensichtlich. Und auch, wie er vorsichtig äusserte, dass Knallig-bunte Farben ihre Vorteile haben -- für ihn aber nur komplett schwarz in den Sinn kommt.
Weiterhin wurde uns das ökonomische "Laut ist Out"-Fahren ans Herz gelegt. Das kommentierte er dann nur mit "Wer sich daran wirklich hält, ist kein Motorradfahrer".
Natürlich gab es auch diverse Schreckgeschichten darüber, auf wieviele Arten man beim Fahren ums Leben kommen kann, welche Verletzungen häufig sind, und dass sich Motorradfahrer in die Gruppen "Schon gestürzt" und "Wird noch stürzen" einteilen lassen.
Trotz Panikmache gucke ich immer noch heiter auf die erste Fahrstunde zu, die ich mir ganz gerne nächste Woche verpassen möchte. Und dann sehen wir mal weiter, ob meine videospielgeschulte Hand-Auge-Körper-Koordination zum Motorradfahren reicht. Dank Wii-Balance-Board habe ich ja jetzt die perfekte Haltung.