Gestern war's endlich mal wieder Sneak-Zeit. Und wir wurden direkt bestraft.
Vorgesetzt wurde uns der Film
Liebe lieber indisch. Im Nachhinein erfuhr ich, dass der Originaltitel "Bride & Prejudice" hieß und demzufolge an Jane Austens Novelle angelehnt ist.
Was den Film nicht weniger schrecklich macht.
Die Story möchte ich aber niemandem vorenthalten: Der reiche Amerikaner William Darcy (
Martin Henderson, nicht bekannt aus
The Summer of My Deflowering) und sein ebenfalls nicht armer Freund Balraj Bingley (
Naveen Andrews, bekannt von
Lost) machen eine kleine Indienreise. Dabei lernen sie die indischen Folklore-Massentanz-und-Verheiratungs-Parties kennen, und verlieben sich in ein paar Frauen der Familie Bakshi. Neben viel Herzschmerz gibt es da natürlich jede Menge Vorurteile für und gegen Inder, Amerikaner und was das Klischee-Portfolio sonst noch so her gibt - ein heiteres Hin- und Her in Sachen Liebe ist also garantiert.
Abgesehen von dieser flachen Geschichte, von der ich inständig hoffe dass sie in Jane Austens bekannter Lektüre bitte, bitte besser inszeniert ist, kann der Film mit folgendem vergrämen: Reinrassiger, fürchterlicher, lippen-asynchroner und kitschiger Bollywood-Stoff par excellènce.
Ich kann mich ja üblicherweise schon bei Disney-Filmen schwer beherrschen, bei den Lied-Intermezzos nicht schreiend aus dem Kino oder Sofa zu fliehen - aber was hier an deplatzierten Liedern aufgetischt wird, ist wirklich schlimm. Für mich. Die Gestiken der Tänze, diese Friede-Freude-Eierkuche-Atmosphäre hat mich in meinem Kinosessel tiefst sinken lassen und noch tiefer desillusioniert. Ich weiß, dass Bollywood mehr oder weniger eine Persiflage ist, aber amüsierend fand ich das nicht, sondern nur zum fremdschämen.
Dazu die vor sich her tröpfelnde Story mit Slapstick-Einlagen und schmalzige Dialoge...
Das wundersame war, dass ich den Film nach der ersten Hälfte dann sogar noch anschauen konnte. Irgendwann wurden die Tanszenen zum Glück weniger und man konnte sich als Zuschauer halbwegs klimatisieren. Da die Familie später auch von Indien nach London/Amerika reist, ist dieser westliche Schauplatzwechsel zumindest für mich sehr auflockernd gewesen. Das ganze kulminierte dann in einer famosen Tanz-Singsang-Strandszene mit einem riesigen Gospel-Chor und tänzelnden Lifeguards. Das war tatsächlich witzig.
Schade, dass es bei dieser einzig witzigen Szene in 111 Minuten bleiben musste. Die Schauspieler sind eigentlich nicht erwähnenswert [ angeblich war Johnny Depp mal im Gespräch - der hätte das Ruder vielleicht sogar reißen können
], die Musik ist für mich als West-Radio-verseuchter eher uneingängig. Also kann ich das alles eigentlich ganz gut mit
2 IMDB-Punkten eintüten. Ein Punkt gibt's für die lustige Strandszene, und ein Punkt dafür dass ich den Film wieder ohne Hand vor dem Gesicht anschauen konnte.
Ich möchte keinen Bollywood-Fans zu nahe treten, und bin auch der indischen Kultur nicht abgeneigt, aber: So ein Film geht garnicht; peinliche Tanzsequenzen und schmalztriefende Stories guckt man sich bitte im Theater oder in der Oper an. Bitte unterstützt so etwas nicht an den Kinokassen, als freiwillig und bewusst zahlender Besucher. Danke für die Aufmerksamkeit.