Ich bin kein großer Fan von Open-World-Spielen. GTA, Red Dead Redemption und Co macht mir weniger wegen der offenen, riesigen Welt Spaß sondern eher, weil man sich in einer großen Storywelt befindet in der immer etwas passiert. Storylose Open-World-Spiele wie Just Cause2 sind also ein perfektes Beispiel für Spiele, die mich da richtig nerven.
Umso besser also, dass man Mafia 2 in den meisten Reviews vorwirft, es sei kein Open-World-Spiel. Super! Den ersten Teil habe ich wegen seiner Der Pate-mäßigen Story sehr geliebt. Wenn Mafia 2 also auch nur mit einer tollen Story daher kommt und die große Stadt sonst wenig Sidequests besitzt, dann soll mir das nur recht sein. Lieber 8 richtig unterhaltsame Spielstunden als 40 Stunden voller Fetchquests und aufgeblähten Missionen.
Der Ersteindruck von Mafia 2 ist großartig: Die Grafik (ich spiele auf dem PC) ist atemberaubend schön, die Stadt herrlich detailiert und vor allem Innenräume quellen über vor lauter kleiner Details und liebevoller Beleuchtung. Da wird man richtig traurig wenn man die niedrig aufgelösten Zwischensequenzen sieht - alle Texturen und Modelle in normaler Engine-Grafik sehen deutlich besser aus.
Es gibt tausend verschiedene Autos (naja, nicht ganz) und jeder Stadteil sieht anders aus - und dennoch erkennt man viele Details aus New York wieder.
Auch die Steuerung und der Shooter-Action Teil ist stimmig umgesetzt, lässt sich gut kontrollieren. Deutlich besser als der Vorgänger, und recht zeitgemäß. Die Cover-Mechanik klappt ganz gut, jede Waffe fühlt sich unterschiedlich an - und das Nahkampf-Kombosystem macht auch Spaß.
Vor lauter Grafik, toller 50ies Musik und liebevollen Details fiel mir die Story eigentlich erst recht spät auf.
Und die ist richtig platt und langweilig.
Der ganze Plot fließt ziemlich 0815-mäßig vor sich hin und fühlt sich absolut nicht episch an wie im Vorgänger. Mafia-Gefühl kommt überhaupt nicht auf, die Missionen sind zwar sehr abwechslungsreich und spannend - aber storymäßig total stümperhaft zusammengepuzzlet. Störend ist vor allem, dass man bei dem Charaktergefüge sehr starke Anleihen an GTA4 nahm. Der zur Seite stehende beste Freund ist fast eine 1:1 Kopie vom Cousin Bellic, selbst die Sprüche könnten 1:1 Übernahmen sein. Die ganze Zeit muss man sich mit Prollo-artigen Dialogsequenzen auseinandersetzen und alle Charaktere sind so überspitzt und gewollt witzig und kurios ausstaffiert, das man sich so garnicht in einer Mafia-familiären Stimmung einfinden kann.
Der eigene Charakter Vito ist auch eine hohle Nuss, deren Motivation und Kontinuität total inkohärent dargestellt wird. Mal ist man ein eiskalter Killer ohne Reue, mal der Mamaboy. Aber eine Identifikation mag so überhaupt nicht stattfinden.
Für mich eine total verkorkste Story, die es kaum Spaß macht zu verfolgen. Seit langem ein Spiel was ich hauptsächlich aufgrund des gelungenen Gameplays und der liebevollen Umgebung erleben will, und nicht um die Story voranzutreiben. Mafia 2 fühlt sich an wie ein zerrissenes Puzzlewerk aus vielen guten Ideen, aber auch vielen "Hey, X brauchen wir auch!"-Versatzstücken. Auch das Ende offenbart, dass man wohl viele Dinge mittels DLC umsetzen und vollenden wollte - oder vieles auch für DLCs absichtlich rausgenommen wurde.
Liebe Mafia-Entwickler: Das nächste Mal bitte wieder etwas eigenes. Einen schlecht geschriebenen GTA-Abklatsch braucht keiner.