Mittwoch, 1. September 2010
Metroid: Other M Review
Mein heutiges Blogfeuerwerk möchte ich mit einem kleinen Review zu Metroid: Other M beenden.
Der Metroid-Serie habe ich mich lange stur gegenüber gestellt. Mein erster Kontakt zu NES-Zeiten war geprägt von einer unaushaltbaren Steuerung und Sprungphysik des Charakters, und damit hatte sich das Spiel für mich erledigt. Als Metroid auf dem Gamecube den Sprung in die Dritte Dimension wagte, war das Thema auch uninteressant für mich. Sah halt aus wie ein generischer Shooter, und auf einer Konsole muss ich First-Person-Shooter wirklich nicht haben.
Nur durch constant nagging einer hier nicht mitlesenden Person habe ich Metroid Prime dann doch eine Chance gegeben. Und war zugegebenermaßen davon begeistert. Metroid Prime ist so viel mehr als ein generischer Shooter - es ist ein exploratives Adventure in dem das Schießen endlich mal nur Beiwerk des Vorankommens ist, und nicht Selbstzweck. Die Jump'n'Run-Einlagen waren zwar kein Highlight, aber überraschend gut umgesetzt. Die Erkundung der liebevoll gestalteten Welt hat jedenfalls Maßstäbe für mich aufgestellt, die bis heute von keinem Next Generation-Spiel erreicht wurden.
Im Zuge dieser Erfahrung habe ich vor kurzem auch Super Metroid als Emulation auf dem PC eine weitere Chance gegeben. Und mit angeschlossenem 360-Gamepad war das sogar auch spielbar und spaßig. Die Item-Exploration ist hier noch ausgeprägter, die Welt noch umfangreicher - aber in plattem 2D war das ganze für mich nicht so immersiv wie Metroid Prime. Das bessere Super Metroid war da für mich der 360-XBLA-Knüller Shadow Complex. Tolle Steuerung, liebevoll entworfene Welt, ausführliche Backtrackingmöglichkeiten und Alternativrouten. Hach, war das super.
Nun war also endlich auch mal wieder die Zeit gekommen, meine Wii zu entstauben und mit dem neuesten Teil Other M zu füttern (US-Release letzte Woche, EU am Freitag). Das Team hat erneut gewechselt, und zwar kamen diesmal die Macher vom 3D-Prügler Ninja Gaiden zum Einsatz, einem God-of-War ähnlichem Spiel dass sehr cinematisch und bockschwer spielbar ist, und mich aufgrund nicht enden wollender Gegnermassen und merkwürdiger Steuerung nie motiviert hat zu spielen.
Was erwartet man von so einem Team mit der gehaltvollen Metroid-Serie anzustellen? Wenn man den ersten Trailern glauben schenkt, dann hervorragendes: Eine Mischung aus 2D-Action (in 3D-Welten) und First-Person-Sequenzen, ebenfalls cinematische Kampfsequenzen und eine optisch sehr explosionsartige Präsentation.
Die Story setzt am Ende von Super Metroid an: Samus Aran kehrt von ihrem letzten Einsatz zurück, Space Pirates, Ripley und Metroids sind Geschichte - nur auf so ner doofen Raumstation ist plötzlich mal wieder Endzeitstimmung und Alarmsignale. Samus trifft auf der Raumstation ein und muss merken, dass ein Team der Föderation bereits anwesend ist. Passenderweise ist jenes Team dasjenige welche, mit dem Samus damals ihre Ausbildung genossen hat. Der Captain der Einheit ist der Vertraute Samus', der sie nach dem Tod ihrer Eltern aufgezogen hat.
Und so beginnt eine Geschichte von einer mysteriösen Raumstation und einem klassischen Azubi/Mentor-Zwist.
Der Metroid-Serie habe ich mich lange stur gegenüber gestellt. Mein erster Kontakt zu NES-Zeiten war geprägt von einer unaushaltbaren Steuerung und Sprungphysik des Charakters, und damit hatte sich das Spiel für mich erledigt. Als Metroid auf dem Gamecube den Sprung in die Dritte Dimension wagte, war das Thema auch uninteressant für mich. Sah halt aus wie ein generischer Shooter, und auf einer Konsole muss ich First-Person-Shooter wirklich nicht haben.
Nur durch constant nagging einer hier nicht mitlesenden Person habe ich Metroid Prime dann doch eine Chance gegeben. Und war zugegebenermaßen davon begeistert. Metroid Prime ist so viel mehr als ein generischer Shooter - es ist ein exploratives Adventure in dem das Schießen endlich mal nur Beiwerk des Vorankommens ist, und nicht Selbstzweck. Die Jump'n'Run-Einlagen waren zwar kein Highlight, aber überraschend gut umgesetzt. Die Erkundung der liebevoll gestalteten Welt hat jedenfalls Maßstäbe für mich aufgestellt, die bis heute von keinem Next Generation-Spiel erreicht wurden.
Im Zuge dieser Erfahrung habe ich vor kurzem auch Super Metroid als Emulation auf dem PC eine weitere Chance gegeben. Und mit angeschlossenem 360-Gamepad war das sogar auch spielbar und spaßig. Die Item-Exploration ist hier noch ausgeprägter, die Welt noch umfangreicher - aber in plattem 2D war das ganze für mich nicht so immersiv wie Metroid Prime. Das bessere Super Metroid war da für mich der 360-XBLA-Knüller Shadow Complex. Tolle Steuerung, liebevoll entworfene Welt, ausführliche Backtrackingmöglichkeiten und Alternativrouten. Hach, war das super.
Nun war also endlich auch mal wieder die Zeit gekommen, meine Wii zu entstauben und mit dem neuesten Teil Other M zu füttern (US-Release letzte Woche, EU am Freitag). Das Team hat erneut gewechselt, und zwar kamen diesmal die Macher vom 3D-Prügler Ninja Gaiden zum Einsatz, einem God-of-War ähnlichem Spiel dass sehr cinematisch und bockschwer spielbar ist, und mich aufgrund nicht enden wollender Gegnermassen und merkwürdiger Steuerung nie motiviert hat zu spielen.
Was erwartet man von so einem Team mit der gehaltvollen Metroid-Serie anzustellen? Wenn man den ersten Trailern glauben schenkt, dann hervorragendes: Eine Mischung aus 2D-Action (in 3D-Welten) und First-Person-Sequenzen, ebenfalls cinematische Kampfsequenzen und eine optisch sehr explosionsartige Präsentation.
Die Story setzt am Ende von Super Metroid an: Samus Aran kehrt von ihrem letzten Einsatz zurück, Space Pirates, Ripley und Metroids sind Geschichte - nur auf so ner doofen Raumstation ist plötzlich mal wieder Endzeitstimmung und Alarmsignale. Samus trifft auf der Raumstation ein und muss merken, dass ein Team der Föderation bereits anwesend ist. Passenderweise ist jenes Team dasjenige welche, mit dem Samus damals ihre Ausbildung genossen hat. Der Captain der Einheit ist der Vertraute Samus', der sie nach dem Tod ihrer Eltern aufgezogen hat.
Und so beginnt eine Geschichte von einer mysteriösen Raumstation und einem klassischen Azubi/Mentor-Zwist.
(Here be Spoilers!)
Steuerung, Kamera
Meine Befürchtungen bei Other M waren vorwiegend, dass ich die Steuerung verfluchen würde. Im vorhinein sickerte schon durch, dass das Spiel ausschließlich mit Wiimote (ohne Nunchuk) zu spielen sei und der Wechsel von 2D in 3D-Ansicht per Wiimote-Zeig durchgeführt wird. Generell spiele ich mit dem D-Pad der Wiimote sehr ungerne, da das Querhalten der Fernbedienung einfach total kantig und unergonomisch ist. Ausserdem sind die Buttons etwas unkomfortabel platziert, und das D-Pad auch relativ ungenau.
Beim ersten Spielen war ich sehr positiv überrascht: Das D-Pad klappt perfekt, die Bewegung im 3D-Raum ist absolut kein Problem. Der Wechsel in die 3D-Ansicht ist auch garnicht so kompliziert und erzeugt ein ganz cooles "Exploration"-Gefühl, weil man nur in dieser Ansicht den Raum selbstständig betrachten kann. Ansonsten zeigt einem die automatischen 2D-Kamera nämlich nur die Hälfte.
Frustrierend ist aber, dass man sich in der 3D-Ansicht nicht bewegen kann. Bei Bosskämpfen und ähnlichem wo man auf schnelle Reaktion angewiesen ist, kann das schonmal zu ziemlichem Frustbeissen führen. Netterweise gibt es einen kleinen Slow-Mo-Effekt, wenn man von 2D in 3D schaltet - in dieser Zeit kann man sich erstmal versuchen zu orientieren. Im 3D-Modus kann man durch schütteln der Wiimote sogar auch Projektilen ausweichen, was einem das Spiel im Tutorial aber nicht vermittelt (dafür aber zigtausend andere Sachen, die einem sehr Doofie-mäßig vorgeführt werden).
A propos ausweichen: Dodging macht Samus bei den Gegnermassen quasi von selbst, man muss nur das D-Pad benutzen oder springen, und schon starten gescriptete Ausweichsequenzen. Das sieht beim zugucken sehr cool aus, beim Spielen fühlt man sich aber etwas entmächtigt, wenn alles selbstabläuft.
Ähnlich selbstablaufend sind alle Kämpfe: Im 2D-Modus gibt es ein sehr großzügiges Auto-Aiming. Da reicht es beim betreten eines Raumes, einfach mal den Schuss-Button zu mashen und Gegner zu töten, die man noch nichtmal sieht. Im overpowerten Modus im späteren Teil des Spiels wird das noch langweiliger, weil man durch die Räume gleitet ohne noch Spaß an einem Kampf zu haben. So freut man sich zwar, wenn Samus sich durch Gegnerhorden wälzt, aber andererseits zerstört es etwas das Gefühl von Super Metroid und den Primes, dass man selbst Samus spielt und Einfluss auf das ganze hat.
Erinnert sich noch jemand an Dragon's Lair? So ein interaktiver Spielfilm, in dem man vier Richtungstasten drücken konnte und sich dann filmisch ansah, was passierte, ohne weitere Steuermöglichkeit? So fühlt sich Other M leider häufiger an.
Exploration, Items
Am Anfang des Spiels wirken die Levelaufbauten und die Grafik noch sehr überzeugend. Alles ist schön bunt, es sieht auffällig riesig aus, und man freut sich auf Erkundung.
Relativ schnell zeigt sich jedoch die Augenwischerei hier hinter: Es gibt dutzende von Invisible Walls und nicht begehbaren Bereichen. Ein Faustschlag ins Gesicht von Metroid-Fans, die gerne jede Pixelecke eines Raumes erkunden wollen. Die Platzierung der Passagen und versteckte Items sind fast immer offensichtlich - selbst wenn es die Item-Highlights auf der Karte nicht schon geben würde (duh!). Die Details der Levels verlieren so deutlich an Flair, wenn man merkt dass alles nur Staffage ist. Hier war Metroid Prime deutlich detailreicher und begehbarer.
Das Backtracking wird im Spiel bis auf die letzten 10 Minuten fast vollständig unterbunden. Man wird durch schlauchartige Räume geprügelt, bei denen es meist nur einen Eingang und Ausgang gibt. Mehr als 3 Raumausgangsoptionen findet man nirgends. Türen sind abgesperrt, wenn man andere Sektionen erkunden will. Auch ein absoluter Faustschlag gegen Metroid-Spieler, die es gewohnt sind aufgrund ihrer Fähigkeiten und Items vom Weiterkommen/Backtracking abgehalten werden, und nicht von hart abgeriegelten Sektionen.
Die Itemsammlung ist relativ witzlos, da man unendlich viel Raketen im Spiel besitzt und immer wieder nachladen kann. Auch die Energie ist im letzten Tank beliebig oft wiederherstellbar, hier ist nur die Schwierigkeit dass die Wiederherstellung einige Sekunden dauert und in Kämpfen schwer ist. Das wiederum war noch das schwierigste am ganzen Spiel, und hat sogar für etwas Immersion gesorgt - halbtot in einer Ecke zu stehen und zu hoffen, noch rechargt zu werden.
Musik
Wer die OtherM-Trailer gesehen hat, hat auch sicher den genialen Metroid-Beat im Hintergrund gehört. Wenn ich diese Jinglemusik nur höre, läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Leider taucht es im Spiel nur als Variation an einigen wenigen Stellen auf. Die Raumstation ist eigentlich nur voller Knacks- und Knirschgeräusche. Der coole Musiksoundtrack wie bei Prime, wechselnd je Gebiet, ist hier nicht anzutreffen.
Der dritte Faustschlag ist der Pickup-Jingle, nämlich nicht das bekannte Geräusch aus allen Metroids der Vergangenheit, sondern nur ein langweiliges "Plönk". Der Sounddesigner sollte mir also besser nicht in die Quere kommen.
Grafik
Wie schon erwähnt strotzt OtherM mit Hochglanz-Grafik und fast durchgängig 60fps. Mikroruckler beim Texturnachladen kann man schonmal bemerken, bei langen Kamerafahrten auch das ein oder andere Anruckeln/Tearing - aber alles selbst für mich als Tearingnazi alles verkraftbar. Die Grafik ist wirklich hübsch für ein Wii-Spiel, und die gelungenen Rendsequenzen wirken schon fast NextGenig.
Die Grafikeffekte mit denen Samus später durch Level rotiert sind ein Augenschmaus, und die diversen Beam-Upgrades sind jedesmal toll inszeniert. Das Gefühl von Empowerment wird hierdurch toll transportiert.
Story
Das bewusst schmerzhafteste an Other M ist die Story. Während in den Vorgängern Samus eine recht coole Sau war, die man gedanklich selber mit Charakter füllen konnte, und die immer mysteriös blieb wird in diesem Spiel der "ultra-verbose" Modus aktiviert. Samus plappert und labert, und erzählt Tagebuchartig die Zwischensequenzen die man gerade sah nochmal für den Zuschauer nach, und wirkt so als totaler Hirni der die absolut offensichtlichsten Dinge wiederholt. Stellenweise äussert Samus auch Plotpoints, die man als Zuschauer schon eine halbe Stunde vorher wahrgenommen hat.
Die Zwischensequenzen, die Samus Beziehung zu Captain Adam erklären konnte ich vor lauter Facepalming manchmal nur schwer wahrnehmen. Selbst eine Pizza mit dreifach Käse könnte diese Sequenzen an Cheesiness nicht übertreffen. Furchtbar! Man möchte Samus schlagen für ihre neurotische, naive und einfältige Art - und fühlt sich richtig angewidert, nach so einer Sequenz wieder in ihre Rolle steigen zu müssen.
Diese Punkte sind wohl typisch Japanisch. Wer also auf die cheesy Animes und deren Story steht, der wird hier eher seine helle Freude haben. Wenn mir in nächster Zeit die Daumen Hoch/Runter Geste nochmal begegnet, muss ich allerdings kotzen.
Spieldauer
Nach gut 10 Stunden ist das Spiel zu Ende, lustigerweise ohne dass man das Gefühl hat, wirklich auf einen finalen Endgegner getroffen zu sein. Plötzlich brechen minutenlange Rendersequenzen auf einen ein, obwohl man sagen will: "Hey, ich hab noch garnicht gebacktrackt! Ich will noch Items sammeln für den Endfight!"
Mit rund 70% der Items kann, nein MUSS, man das Spiel beenden und kann erst danach wirklich frei backtracken. Die Motivation für mich da nun nochmal durch die Station zu laufen ist allerdings sehr gering. Ich will Items sammeln um einen Zweck zu haben, um die Endgegner overpowered niederzumähen - und nicht zum Selbstzweck.
Ich bin ja insgesamt relativ frust-intolerant in Spielen, und werfe gerne mal den weißen Controller, wenn etwas zu schwer wird. Metroid Prime 1 konnte ich persönlich nie zu Ende spielen, weil ich den letzten Bossfight (30 Minuten?) nicht geschafft habe. Bei OtherM gab es einige Frustmomente für mich, bei denen aber dann doch rechtzeitig die zündende Idee kam, so dass ich jeden Boss eigentlich nach maximal 3-4 Versuchen auch geschafft habe.
Motzen auf hohem Niveau
Nach meinem langen Rant über Other M möchte man meinen, dass das Spiel von vorne bis hinten schlecht ist. Das trifft nicht wirklich zu, OtherM ist ein sehr solides Werk und eine moderne Version eines Action-Exploration-Jumpnruns. Es erfindet das Genre mit seinen Perspektivwechseln nochmal neu, die 2D-Action ist schnell und kurzweilig und die "Finishing-Moves" lassen einen immer wieder grinsen.
Aber es fühlt sich für mich nicht nach dem Metroid an, dass ich in Prime liebgewonnen habe. Es ist viel zu linear, viel zu selbstablaufend und hat unüberbrückbare Schwächen in der Story und den Charakteren. Shadow Complex war für mich da die weitaus begeisterndere Metroid-Weiterentwicklung.
Ich hatte viel Spaß mit Other M, und es hat auch zu langen Gamingnachtsessions geführt - aber es gibt einfach zu viele Nörgelpunkte für mich, und ich sehe zu viele vertane Chancen in dem "Immersions- und Explorationgefühl". Auch nicht zu vernachlässigen ist der auf alle Ewigkeit geprägte Story-Einfluss - aber vielleicht wird man Other M ja einfach irgendwann aus dem Canon nehmen.
Steuerung, Kamera
Meine Befürchtungen bei Other M waren vorwiegend, dass ich die Steuerung verfluchen würde. Im vorhinein sickerte schon durch, dass das Spiel ausschließlich mit Wiimote (ohne Nunchuk) zu spielen sei und der Wechsel von 2D in 3D-Ansicht per Wiimote-Zeig durchgeführt wird. Generell spiele ich mit dem D-Pad der Wiimote sehr ungerne, da das Querhalten der Fernbedienung einfach total kantig und unergonomisch ist. Ausserdem sind die Buttons etwas unkomfortabel platziert, und das D-Pad auch relativ ungenau.
Beim ersten Spielen war ich sehr positiv überrascht: Das D-Pad klappt perfekt, die Bewegung im 3D-Raum ist absolut kein Problem. Der Wechsel in die 3D-Ansicht ist auch garnicht so kompliziert und erzeugt ein ganz cooles "Exploration"-Gefühl, weil man nur in dieser Ansicht den Raum selbstständig betrachten kann. Ansonsten zeigt einem die automatischen 2D-Kamera nämlich nur die Hälfte.
Frustrierend ist aber, dass man sich in der 3D-Ansicht nicht bewegen kann. Bei Bosskämpfen und ähnlichem wo man auf schnelle Reaktion angewiesen ist, kann das schonmal zu ziemlichem Frustbeissen führen. Netterweise gibt es einen kleinen Slow-Mo-Effekt, wenn man von 2D in 3D schaltet - in dieser Zeit kann man sich erstmal versuchen zu orientieren. Im 3D-Modus kann man durch schütteln der Wiimote sogar auch Projektilen ausweichen, was einem das Spiel im Tutorial aber nicht vermittelt (dafür aber zigtausend andere Sachen, die einem sehr Doofie-mäßig vorgeführt werden).
A propos ausweichen: Dodging macht Samus bei den Gegnermassen quasi von selbst, man muss nur das D-Pad benutzen oder springen, und schon starten gescriptete Ausweichsequenzen. Das sieht beim zugucken sehr cool aus, beim Spielen fühlt man sich aber etwas entmächtigt, wenn alles selbstabläuft.
Ähnlich selbstablaufend sind alle Kämpfe: Im 2D-Modus gibt es ein sehr großzügiges Auto-Aiming. Da reicht es beim betreten eines Raumes, einfach mal den Schuss-Button zu mashen und Gegner zu töten, die man noch nichtmal sieht. Im overpowerten Modus im späteren Teil des Spiels wird das noch langweiliger, weil man durch die Räume gleitet ohne noch Spaß an einem Kampf zu haben. So freut man sich zwar, wenn Samus sich durch Gegnerhorden wälzt, aber andererseits zerstört es etwas das Gefühl von Super Metroid und den Primes, dass man selbst Samus spielt und Einfluss auf das ganze hat.
Erinnert sich noch jemand an Dragon's Lair? So ein interaktiver Spielfilm, in dem man vier Richtungstasten drücken konnte und sich dann filmisch ansah, was passierte, ohne weitere Steuermöglichkeit? So fühlt sich Other M leider häufiger an.
Exploration, Items
Am Anfang des Spiels wirken die Levelaufbauten und die Grafik noch sehr überzeugend. Alles ist schön bunt, es sieht auffällig riesig aus, und man freut sich auf Erkundung.
Relativ schnell zeigt sich jedoch die Augenwischerei hier hinter: Es gibt dutzende von Invisible Walls und nicht begehbaren Bereichen. Ein Faustschlag ins Gesicht von Metroid-Fans, die gerne jede Pixelecke eines Raumes erkunden wollen. Die Platzierung der Passagen und versteckte Items sind fast immer offensichtlich - selbst wenn es die Item-Highlights auf der Karte nicht schon geben würde (duh!). Die Details der Levels verlieren so deutlich an Flair, wenn man merkt dass alles nur Staffage ist. Hier war Metroid Prime deutlich detailreicher und begehbarer.
Das Backtracking wird im Spiel bis auf die letzten 10 Minuten fast vollständig unterbunden. Man wird durch schlauchartige Räume geprügelt, bei denen es meist nur einen Eingang und Ausgang gibt. Mehr als 3 Raumausgangsoptionen findet man nirgends. Türen sind abgesperrt, wenn man andere Sektionen erkunden will. Auch ein absoluter Faustschlag gegen Metroid-Spieler, die es gewohnt sind aufgrund ihrer Fähigkeiten und Items vom Weiterkommen/Backtracking abgehalten werden, und nicht von hart abgeriegelten Sektionen.
Die Itemsammlung ist relativ witzlos, da man unendlich viel Raketen im Spiel besitzt und immer wieder nachladen kann. Auch die Energie ist im letzten Tank beliebig oft wiederherstellbar, hier ist nur die Schwierigkeit dass die Wiederherstellung einige Sekunden dauert und in Kämpfen schwer ist. Das wiederum war noch das schwierigste am ganzen Spiel, und hat sogar für etwas Immersion gesorgt - halbtot in einer Ecke zu stehen und zu hoffen, noch rechargt zu werden.
Musik
Wer die OtherM-Trailer gesehen hat, hat auch sicher den genialen Metroid-Beat im Hintergrund gehört. Wenn ich diese Jinglemusik nur höre, läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Leider taucht es im Spiel nur als Variation an einigen wenigen Stellen auf. Die Raumstation ist eigentlich nur voller Knacks- und Knirschgeräusche. Der coole Musiksoundtrack wie bei Prime, wechselnd je Gebiet, ist hier nicht anzutreffen.
Der dritte Faustschlag ist der Pickup-Jingle, nämlich nicht das bekannte Geräusch aus allen Metroids der Vergangenheit, sondern nur ein langweiliges "Plönk". Der Sounddesigner sollte mir also besser nicht in die Quere kommen.
Grafik
Wie schon erwähnt strotzt OtherM mit Hochglanz-Grafik und fast durchgängig 60fps. Mikroruckler beim Texturnachladen kann man schonmal bemerken, bei langen Kamerafahrten auch das ein oder andere Anruckeln/Tearing - aber alles selbst für mich als Tearingnazi alles verkraftbar. Die Grafik ist wirklich hübsch für ein Wii-Spiel, und die gelungenen Rendsequenzen wirken schon fast NextGenig.
Die Grafikeffekte mit denen Samus später durch Level rotiert sind ein Augenschmaus, und die diversen Beam-Upgrades sind jedesmal toll inszeniert. Das Gefühl von Empowerment wird hierdurch toll transportiert.
Story
Das bewusst schmerzhafteste an Other M ist die Story. Während in den Vorgängern Samus eine recht coole Sau war, die man gedanklich selber mit Charakter füllen konnte, und die immer mysteriös blieb wird in diesem Spiel der "ultra-verbose" Modus aktiviert. Samus plappert und labert, und erzählt Tagebuchartig die Zwischensequenzen die man gerade sah nochmal für den Zuschauer nach, und wirkt so als totaler Hirni der die absolut offensichtlichsten Dinge wiederholt. Stellenweise äussert Samus auch Plotpoints, die man als Zuschauer schon eine halbe Stunde vorher wahrgenommen hat.
Die Zwischensequenzen, die Samus Beziehung zu Captain Adam erklären konnte ich vor lauter Facepalming manchmal nur schwer wahrnehmen. Selbst eine Pizza mit dreifach Käse könnte diese Sequenzen an Cheesiness nicht übertreffen. Furchtbar! Man möchte Samus schlagen für ihre neurotische, naive und einfältige Art - und fühlt sich richtig angewidert, nach so einer Sequenz wieder in ihre Rolle steigen zu müssen.
Diese Punkte sind wohl typisch Japanisch. Wer also auf die cheesy Animes und deren Story steht, der wird hier eher seine helle Freude haben. Wenn mir in nächster Zeit die Daumen Hoch/Runter Geste nochmal begegnet, muss ich allerdings kotzen.
Spieldauer
Nach gut 10 Stunden ist das Spiel zu Ende, lustigerweise ohne dass man das Gefühl hat, wirklich auf einen finalen Endgegner getroffen zu sein. Plötzlich brechen minutenlange Rendersequenzen auf einen ein, obwohl man sagen will: "Hey, ich hab noch garnicht gebacktrackt! Ich will noch Items sammeln für den Endfight!"
Mit rund 70% der Items kann, nein MUSS, man das Spiel beenden und kann erst danach wirklich frei backtracken. Die Motivation für mich da nun nochmal durch die Station zu laufen ist allerdings sehr gering. Ich will Items sammeln um einen Zweck zu haben, um die Endgegner overpowered niederzumähen - und nicht zum Selbstzweck.
Ich bin ja insgesamt relativ frust-intolerant in Spielen, und werfe gerne mal den weißen Controller, wenn etwas zu schwer wird. Metroid Prime 1 konnte ich persönlich nie zu Ende spielen, weil ich den letzten Bossfight (30 Minuten?) nicht geschafft habe. Bei OtherM gab es einige Frustmomente für mich, bei denen aber dann doch rechtzeitig die zündende Idee kam, so dass ich jeden Boss eigentlich nach maximal 3-4 Versuchen auch geschafft habe.
Motzen auf hohem Niveau
Nach meinem langen Rant über Other M möchte man meinen, dass das Spiel von vorne bis hinten schlecht ist. Das trifft nicht wirklich zu, OtherM ist ein sehr solides Werk und eine moderne Version eines Action-Exploration-Jumpnruns. Es erfindet das Genre mit seinen Perspektivwechseln nochmal neu, die 2D-Action ist schnell und kurzweilig und die "Finishing-Moves" lassen einen immer wieder grinsen.
Aber es fühlt sich für mich nicht nach dem Metroid an, dass ich in Prime liebgewonnen habe. Es ist viel zu linear, viel zu selbstablaufend und hat unüberbrückbare Schwächen in der Story und den Charakteren. Shadow Complex war für mich da die weitaus begeisterndere Metroid-Weiterentwicklung.
Ich hatte viel Spaß mit Other M, und es hat auch zu langen Gamingnachtsessions geführt - aber es gibt einfach zu viele Nörgelpunkte für mich, und ich sehe zu viele vertane Chancen in dem "Immersions- und Explorationgefühl". Auch nicht zu vernachlässigen ist der auf alle Ewigkeit geprägte Story-Einfluss - aber vielleicht wird man Other M ja einfach irgendwann aus dem Canon nehmen.
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Kommentare
Ansicht der Kommentare:
(Linear | Verschachtelt)
Hey Garvin,
Du sprichst mir sowas von aus der Seele. Ich bin gerade durch und was soll ich sagen: Echt schade, was hier abgeliefert wurde.
Hast du jemals "Metroid Fusion" (GBA) gespielt? Falls nicht, würde ich dir das Spiel ans Herz legen. Other M - im Übrigen, ein sehr bescheuerter Titel - erinnerte mich an keinen anderen Metroid-Titel so sehr wie an Fusion.
Das ganze Setting (Vermeintlich harmlose Forschungsstation außer Kontrolle; man entdeckt böse Experimente, die die GF gerne vertuschen würde...) wirkt sehr stark von Fusion abgeguckt. Und auch Adam taucht dort auf.
Bzgl. der Story meintest du, dass Samus bislang immer eine "cool Sau" war: Das stimmt in Hinblick auf Fusion auch nicht ganz. Allerdings beschränken sich Samus' Monologe hier auf Fahrstuhlfahrten, was die Sache noch recht erträglich macht.
Was mich beim Voranschreiten massiv gestört hat, war, dass ich mir meine Ausrüstung nicht zusammen suche, sondern ich fast die komplette Ausrüstung von Anfang an dabei habe, sie aber nicht nutzen darf. So kämpfe ich mich durch glühend heiße Räume, verliere kontinuierlich HP durch die Hitze und erst als ich an einem brodelden Vulkan stehe, fällt Adam im seinem gemütlichen Sessel auf, dass er mir ja auch den Gebrauch des Varia Suit (= Hitzeresistenz) erlauben könnte. GEHT'S NOCH? Da will man dem Kerl echt durch's Funkgerät steigen.
Bzgl. des Endes: Das man nicht das Gefühl hat, einen finalen Boss besiegt zu haben, ist wahrscheinlich ein Stück weit Absicht. Was ich so beim Surfen gelesen habe, ist, dass es wohl einen zusätzlichen Boss gibt, den du bekämpfen darfst, wenn du alle Items hast. Happy Niedermähing.
AMT
Du sprichst mir sowas von aus der Seele. Ich bin gerade durch und was soll ich sagen: Echt schade, was hier abgeliefert wurde.
Hast du jemals "Metroid Fusion" (GBA) gespielt? Falls nicht, würde ich dir das Spiel ans Herz legen. Other M - im Übrigen, ein sehr bescheuerter Titel - erinnerte mich an keinen anderen Metroid-Titel so sehr wie an Fusion.
Das ganze Setting (Vermeintlich harmlose Forschungsstation außer Kontrolle; man entdeckt böse Experimente, die die GF gerne vertuschen würde...) wirkt sehr stark von Fusion abgeguckt. Und auch Adam taucht dort auf.
Bzgl. der Story meintest du, dass Samus bislang immer eine "cool Sau" war: Das stimmt in Hinblick auf Fusion auch nicht ganz. Allerdings beschränken sich Samus' Monologe hier auf Fahrstuhlfahrten, was die Sache noch recht erträglich macht.
Was mich beim Voranschreiten massiv gestört hat, war, dass ich mir meine Ausrüstung nicht zusammen suche, sondern ich fast die komplette Ausrüstung von Anfang an dabei habe, sie aber nicht nutzen darf. So kämpfe ich mich durch glühend heiße Räume, verliere kontinuierlich HP durch die Hitze und erst als ich an einem brodelden Vulkan stehe, fällt Adam im seinem gemütlichen Sessel auf, dass er mir ja auch den Gebrauch des Varia Suit (= Hitzeresistenz) erlauben könnte. GEHT'S NOCH? Da will man dem Kerl echt durch's Funkgerät steigen.
Bzgl. des Endes: Das man nicht das Gefühl hat, einen finalen Boss besiegt zu haben, ist wahrscheinlich ein Stück weit Absicht. Was ich so beim Surfen gelesen habe, ist, dass es wohl einen zusätzlichen Boss gibt, den du bekämpfen darfst, wenn du alle Items hast. Happy Niedermähing.
AMT
Schön, aber auch bedauernswert, dass Du mir zustimmst.
Habe vorhin extra nochmal 100% completion gespielt, tatsächlich kommt noch etwas. Der Boss ist allerdings ja noch mauer als der vom regulären Spiel.
Ob ich mir Metroid Fusion antun will, weiß ich nicht - wenn Du schon sagst es ist ähnlich wie OtherM und mir das nicht so richtig gefiel.
Jetzt also erstmal alle Backtracking-Exploration-Hoffnung auf Deus Ex 3 fixieren. Schade, dass solche explorativen Spiele heutzutage kaum noch konsequent entwickelt werden.
Habe vorhin extra nochmal 100% completion gespielt, tatsächlich kommt noch etwas. Der Boss ist allerdings ja noch mauer als der vom regulären Spiel.
Ob ich mir Metroid Fusion antun will, weiß ich nicht - wenn Du schon sagst es ist ähnlich wie OtherM und mir das nicht so richtig gefiel.
Jetzt also erstmal alle Backtracking-Exploration-Hoffnung auf Deus Ex 3 fixieren. Schade, dass solche explorativen Spiele heutzutage kaum noch konsequent entwickelt werden.
Also, die Empfehlung mit Metroid Fusion ist durchaus ernst gemeint. Deinen Exploration-Backtracking-Drang kannst du dort stillen.
Man kann eben auch von einem grandiosen Spiel klauen und trotzdem Mist fabrizieren.
Man kann eben auch von einem grandiosen Spiel klauen und trotzdem Mist fabrizieren.
Von nicht mitlesen kann überhaupt nicht die Rede sein. Nur halt selektiv und so. :-p
oh mein gott... Ich glaube mit so einer einstellung werdet ihr nie ein spiel finden das euch gefällt. "Die Wiimote ist unergonomisch! Im Ego modus will ich rumlaufen obwohl man das im spiel garnicht braucht! Ich will das spiel aber anders haben blablabla". Wenn es nach euch ginge dann würde Nintendo immer nur den selben Käse bringen. Ein Metroid Prime nach dem anderen, und nur die inhalte ausgetauscht. Am besten gleich noch die selbe Engine. "ich will nicht dass Samus so einen Charakter hat, sondern ich will dass sie so ist wie ICH sie mir vorstelle" absolut blödes Gerede. Einmal folgt Nintendo dem Verlangen nach Handlung und Charaktergestaltung und schon kommen solche Fanboys daher die es doch wieder anders wollen. Gottseidank richtet sich Nintendo nicht nach euch, denn ihr habt mittlerweile vergessen worum es bei Videospielen geht. Man möchte meinen ihr geht in erster linie durch die Spielwelt um Mankos zu finden. Ich halte Metroid Other M gerade wegen dem erfrischenden Gameplay und der gewagten Story für ein sehr geniales Spiel. Die Bosskämpfe sind einfach Action pur!