Heute kam ich dazu, nochmal ein paar meiner vernachlässigten Blogs in der Blogroll aufzuarbeiten/-lesen.
Eines dieser Blogs wird bei mir schändlich oft überlesen: Das
Bildblog.
Inhaltlich finde ich einen Großteil deren Artikel wunderbar. Gut recherchiert und aufmerksam.
Aber die Präsentation dessen tut mir in der Seele weh. Das, was mein Auge in den RSS-Feeds ihrer Artikel zuerst aufschnappt sind überlange Fettungen, die aber nur der Betonung dienen sollen und daher inflationär eingesetzt werden. Weiter der Kammquoting-Stil in der ca. 50% des Bildblog-Artikels nur Zitate sind. Ich weiß, dass diese Zitate für den Inhalt relevant und wichtig sind, aber wenn sie nur von 2-3 Wörtern redaktioneller Meinung unterbrochen werden, ist der Lesefluss einfach total gestört.
Ein gutes Beispiel für die wirklich störenden und mich an Word Clipart-erinnernde Formatierungen ist der Artikel über die
Schock-Recherche. Bewiesenermaßen ziehen Fettungen die Augenwanderung auf diese Wörter, und ist man mit seinem Blick in der Nähe einer Fettung nimmt man verstärkt diese Wörter auch beim lesen des Umfeldes war. Der Lesefluss ist also gehemmt und wird häufiger abgelenkt und kann nicht konstant verfolgt werden. Gehen wir die Fettungen doch mal einzeln durch:
1. "Viereinhalb Absätze lang". Es ist schön, dass hier vorgehoben wird, dass es so lange im Bild-Artikel ausgebreitet wird, aber eine Fettung in dieser Ausbreitung ist überflüssig. Entweder hätte es gereicht "viereinhalb" zu fetten, oder man überlässt dem Leser es, dieses Wort selber zu erfassen.
2. "Bild hatte also theoretisch fast eni Jahr lang Zeit gehabt zu recherchieren". Diese Hervorhebung geht okay, da es eine zentrale Aussage des Bildblog-Artikels ist.
3. "unwahrscheinlich [...] fast ausgeschlossen". Schön, dass die Steigerung der Unplausibilität der Bild-Begründung durch eine Fettung hervorgehoben wird, aber eigentlich als zentraler Aussagepunkt des Satze nicht notwendig. Die Wirkung ohne Fettung würde vermutlich dieselbe sein, nur dass der Leser mit der Ablenkung des Auges nicht zu kämpfen hat.
4. "Ihren eigenen Aberglauben". Eine nette Nebeninformation dass Bild einen Aberglauben fördert, aber entweder hätte eine Fettung des Wortes "Aberglauben" ausgereicht, oder aber man lässt den geneigten Leser selber entscheiden. Ich erachte eine solche nebensächliche Wort-Hervorhebung als Bevormundung des Lesers, von dem man annimmt, er würde die Aussage des Satzes sonst nicht erfassen können. Gerade wo man doch den Bild-Lesern Unmündigkeit vorwirft, sollte man selber vielleicht etwas mehr Intellekt voraussetzen dürfen.
5. "Eine böse Vorahnung". Siehe Punkt 4, da zusammenhängend.
Und so kommt es dann, dass ich häufig Bildblog-Artikel leider nur querlese, anstelle deren wirklich hervorragende Arbeit wirklich durch mein Durchlesen würdigen zu können. Das tut mir gerade dann leid, wenn der Inhalt des Artikels (wie hier) wirklich augenöffnend ist, was den entblößten BILD-Stil angeht.