Mittwoch, 31. August 2005
Sin City
Nach ewig langem Warten aufgrund eines doch sehr verzögerten Europa-Releases habe ich gestern endlich meine Geburtstagskinoeinladung von letztem Jahr wahrnehmen können: Sin City.
Alleine die Liste und Menge der bekannte Darsteller lässt einen den Kiefer entangeln: Jessica Alba, Benicio del Toro, Michael Clarke Duncan, Rutger Hauer, Michael Madsen, Brittany Murphy, Clive Owen, Mickey Rourke, Bruce Willis, Elijah Wood. Und dann waren da ursprünglich noch Christoper Walken und Johnny Depp im Gespräch - was wäre das für eine Freude gewesen.
Aber das ist ja nicht, was Sin City ausmacht. Sin City ist ein filmgewordener Noir-Comic, und auf keine Comicverfilmung traf dieses Wort bisher so exakt zu. Die Story ist in drei umfangreiche und stellenweise übergreifende Episoden aufgeteilt, in der sich alles um Liebe, Rache, Gewalt und Hartnäckigkeit dreht.
Den Story-Arcs erkennt man ihren Comic-Ursprung deutlich an, auch für mich als Nicht-Kenner der Frank Miller Comics. Und das, worauf man in diesem Film als letztes achten sollte, sind die üblichen Filmmaßstäbe.
Das macht den Film auch so schwer beschreibbar und letztlich auch bewertbar: Es ist ein komplett eigensinniger Filmstil. Vom Look her erinnert der Film stark an Sky Captain and the World of Tomorrow. Doch macht Sin City für mich alles das richtig, was Sky Captain falsch gemacht hat: Sin City wirkt stimmig als ein Gesamtwerk und kann mit seiner Bildkomposition voll begeistern, und ist NICHT trashig.
Das Sin City dabei die Farben stellenweise fehlen und das meiste in einem düsteren grau-in-grau untergeht ist nur der Anfang. Der Schnitt, die Kameraeinstellungen, die Umgebungsdarstellung ist einfach etwas neues und seltenes im Kino. Beinahe fühlt man den Drang, eine einzelne Szene als Zuschauer umzublättern - das Comic-Gefühl kommt einfach voll rüber. Die Regensequenzen und Autofahrten allein sind schon ein Erlebnis, und so bietet eigentlich jede Szene eine eigenständige Atmosphäre und Teil eines großen Puzzles.
Sin City ist blutig, gewaltig. Die Charaktere sind zusammengeflickte Archetypen und mit Clichées und Stereotypen ausgefüllt - und überbieten sich in Coolness gegenseitig. Verrückte und einmalige Charaktere wie der stille Freak Kevin (Elijah Wood) und der Shakespeare-Phrasen-schwingende Klump sind hier und da eingestreut und hauchen den Episoden viel Leben ein. Die Coolness und Zynik der Hauptdarsteller selbst ist auch unübertreffbar und erinnern an alte Tarantino-Zeiten.
Die Story kann man letztlich nur als Selbst- und Umsetzungszweck ansehen - und auch deren Längen hinnehmen. So empfand ich doch mehrere Stellen als starke Wiederholung bereits gesehener Szenen oder unnötige Streckung - da hätte man vielleicht hier und da etwas kürzen können. Auf der anderen Seite trägt jeder der Monologe zu der Facettenhaftigkeit der Charaktere bei und ist einfach ein Erlebnis.
Genauso kommt der Humor nicht zu knapp, und die Schauspieler wissen jede Dialogzeile zu vermitteln - einfach ein Genuss, bei der auch die Synchronisation punktgenau sitzt.
Definitiv ist Sin City ein Film, den man gesehen haben muss, weil er so viel eigenartiges bietet und so sehr aus dem Raster fällt. Es ist kein reinrassiger Comic, aber auch kein gewöhnlich genießbarer Film und ist in seinem experimentellen Charakter noch übertriebener als bekannte Tarantino-Streifen. Und aufgrund der doch recht exzessiven Gewalt auch sicher nur etwas für Zuschauer, die das als Abstraktion hinnehmen können.
Etwas Angst machen mir da die geplanten Fortsetzungen (Teil 2 und 3 werden in der IMDB geführt), und ob man einen solchen Filmstil wirklich ausschlachten sollte oder nicht vielmehr als Unikat stehen lassen müsste.
Was die Bewertung angeht, kann man den Film nicht in ein übliches Schema pressen: 10 IMDB-Punkte für Stil und Atmosphäre, 6 Punkte für eine etwas gestreckte Story, 9 Punkte für die Schauspieler, 9 Punkte für die Soundkulisse, 5 Punkte für eine eher fehlende Aussage, 7 Punkte für die fragmentierte Episodenhaftigkeit. Macht 7,6 IMDB Punkte im Durchschnitt, die ich großzügig auf 8 IMDB-Punkte aufwerte. Denn Sin City ist ein Film, der in Erinnerung bleibt. Was ihn bei mir die zwei Punkte kostet ist die "The Big Fat Kill" Episode, die ich persönlich größenteils überflüssig und zu lang empfand. Insgesamt würde ich mir für einen 10-Punkte-Film auch eine gewisse moralische oder nachdenkensfördernde Aussage wünschen, als das doch eher auf Coolness und klassische Film Noir-Auswegslosigkeit ausgelegte Fazit.
Alleine die Liste und Menge der bekannte Darsteller lässt einen den Kiefer entangeln: Jessica Alba, Benicio del Toro, Michael Clarke Duncan, Rutger Hauer, Michael Madsen, Brittany Murphy, Clive Owen, Mickey Rourke, Bruce Willis, Elijah Wood. Und dann waren da ursprünglich noch Christoper Walken und Johnny Depp im Gespräch - was wäre das für eine Freude gewesen.
Aber das ist ja nicht, was Sin City ausmacht. Sin City ist ein filmgewordener Noir-Comic, und auf keine Comicverfilmung traf dieses Wort bisher so exakt zu. Die Story ist in drei umfangreiche und stellenweise übergreifende Episoden aufgeteilt, in der sich alles um Liebe, Rache, Gewalt und Hartnäckigkeit dreht.
Den Story-Arcs erkennt man ihren Comic-Ursprung deutlich an, auch für mich als Nicht-Kenner der Frank Miller Comics. Und das, worauf man in diesem Film als letztes achten sollte, sind die üblichen Filmmaßstäbe.
Das macht den Film auch so schwer beschreibbar und letztlich auch bewertbar: Es ist ein komplett eigensinniger Filmstil. Vom Look her erinnert der Film stark an Sky Captain and the World of Tomorrow. Doch macht Sin City für mich alles das richtig, was Sky Captain falsch gemacht hat: Sin City wirkt stimmig als ein Gesamtwerk und kann mit seiner Bildkomposition voll begeistern, und ist NICHT trashig.
Das Sin City dabei die Farben stellenweise fehlen und das meiste in einem düsteren grau-in-grau untergeht ist nur der Anfang. Der Schnitt, die Kameraeinstellungen, die Umgebungsdarstellung ist einfach etwas neues und seltenes im Kino. Beinahe fühlt man den Drang, eine einzelne Szene als Zuschauer umzublättern - das Comic-Gefühl kommt einfach voll rüber. Die Regensequenzen und Autofahrten allein sind schon ein Erlebnis, und so bietet eigentlich jede Szene eine eigenständige Atmosphäre und Teil eines großen Puzzles.
Sin City ist blutig, gewaltig. Die Charaktere sind zusammengeflickte Archetypen und mit Clichées und Stereotypen ausgefüllt - und überbieten sich in Coolness gegenseitig. Verrückte und einmalige Charaktere wie der stille Freak Kevin (Elijah Wood) und der Shakespeare-Phrasen-schwingende Klump sind hier und da eingestreut und hauchen den Episoden viel Leben ein. Die Coolness und Zynik der Hauptdarsteller selbst ist auch unübertreffbar und erinnern an alte Tarantino-Zeiten.
Die Story kann man letztlich nur als Selbst- und Umsetzungszweck ansehen - und auch deren Längen hinnehmen. So empfand ich doch mehrere Stellen als starke Wiederholung bereits gesehener Szenen oder unnötige Streckung - da hätte man vielleicht hier und da etwas kürzen können. Auf der anderen Seite trägt jeder der Monologe zu der Facettenhaftigkeit der Charaktere bei und ist einfach ein Erlebnis.
Genauso kommt der Humor nicht zu knapp, und die Schauspieler wissen jede Dialogzeile zu vermitteln - einfach ein Genuss, bei der auch die Synchronisation punktgenau sitzt.
Definitiv ist Sin City ein Film, den man gesehen haben muss, weil er so viel eigenartiges bietet und so sehr aus dem Raster fällt. Es ist kein reinrassiger Comic, aber auch kein gewöhnlich genießbarer Film und ist in seinem experimentellen Charakter noch übertriebener als bekannte Tarantino-Streifen. Und aufgrund der doch recht exzessiven Gewalt auch sicher nur etwas für Zuschauer, die das als Abstraktion hinnehmen können.
Etwas Angst machen mir da die geplanten Fortsetzungen (Teil 2 und 3 werden in der IMDB geführt), und ob man einen solchen Filmstil wirklich ausschlachten sollte oder nicht vielmehr als Unikat stehen lassen müsste.
Was die Bewertung angeht, kann man den Film nicht in ein übliches Schema pressen: 10 IMDB-Punkte für Stil und Atmosphäre, 6 Punkte für eine etwas gestreckte Story, 9 Punkte für die Schauspieler, 9 Punkte für die Soundkulisse, 5 Punkte für eine eher fehlende Aussage, 7 Punkte für die fragmentierte Episodenhaftigkeit. Macht 7,6 IMDB Punkte im Durchschnitt, die ich großzügig auf 8 IMDB-Punkte aufwerte. Denn Sin City ist ein Film, der in Erinnerung bleibt. Was ihn bei mir die zwei Punkte kostet ist die "The Big Fat Kill" Episode, die ich persönlich größenteils überflüssig und zu lang empfand. Insgesamt würde ich mir für einen 10-Punkte-Film auch eine gewisse moralische oder nachdenkensfördernde Aussage wünschen, als das doch eher auf Coolness und klassische Film Noir-Auswegslosigkeit ausgelegte Fazit.
Kommentare
Ansicht der Kommentare:
(Linear | Verschachtelt)
Hallo!
"Etwas Angst machen mir da die geplanten Fortsetzungen (Teil 2 und 3 werden in der IMDB geführt), und ob man einen solchen Filmstil wirklich ausschlachten sollte oder nicht vielmehr als Unikat stehen lassen müsste."
Es soll ja lediglich die komplette SIN CITY Comic-Reihe verfilmt werden.
Also würde ich nicht von Ausschlachten reden, da die Comics ja schon fertig sind und nicht erst für den Film (Fortsetzung) geschrieben/gezeichnet werden.
Gruß
Cliff
"Etwas Angst machen mir da die geplanten Fortsetzungen (Teil 2 und 3 werden in der IMDB geführt), und ob man einen solchen Filmstil wirklich ausschlachten sollte oder nicht vielmehr als Unikat stehen lassen müsste."
Es soll ja lediglich die komplette SIN CITY Comic-Reihe verfilmt werden.
Also würde ich nicht von Ausschlachten reden, da die Comics ja schon fertig sind und nicht erst für den Film (Fortsetzung) geschrieben/gezeichnet werden.
Gruß
Cliff
Okay, da hätte ich mich vielleicht deutlicher ausdrücken sollen. Ich finde persönlich, dass der erste Teil alleine stehen könnte/sollte; Nachfolger würden diesen doch recht einzigartigen Stil IMHO etwas verwässern. Aber ich lasse mich überraschen, ansehen würde ich sie mir definitiv.
superBlog am : IMDB Film-Community-Rating
Vorschau anzeigen