Gestern kam ich dann das erste Mal seit dem Umzug nach Köln dazu, gemeinsam mit Emba und Freunden das Kölner Cinedom in der Spätvorstellung auszuprobieren.
Das letzte mal habe ich dort Independence Day gesehen (also schon eine gute Weile her) und fand die Kinos zu klein und die Sitze ungemütlich. Das war zum Glück diesmal in Kino 5 nicht so, die Sitze waren zwar etwas tief aber angenehm, und die Sitzreihen auch mit genügend Platz. Das Bild war sogar ziemlich scharf und gut ausgeleuchtet, der Sound auch ganz nett. Ich glaube, dort wird man mich in Zukunft was häufiger antreffen.
Gesehen haben wir jedenfalls
Bad Santa, einen schönen Weihnachtsfilm.
Billie Bob Thornton, klassischer "abgefuckter Method Actor, spielt hier den versoffenen Kaufhaus-Weihnachtsmann Willie, der zusammen mit seinem kleinwüchsigen - ähm, Elfen - Marcus genau diese Kaufhäuser ausraubt. Dank der perfekten Verkleidung als Weihnachtsmann kommt ihnen so leicht niemand auf die Schliche - den Ärger brockt Willie sich immer selbst ein. Zum einen ist er desillusionierter, saufender Versager ohne Lebenssinn und zum anderen läuft er nur Frauen hinterher, oder pöbelt die Kinder an. Jedoch trifft er bei seinem vorerst letzten Coup einen verwirrten kleinen Jungen, der in ihm ein Idol sieht und ihm auf Schritt und Tritt folgt - und Willie kriegt immer weniger auf die Reihe und verfällt immer weiter seinen "bad habits"...
Der Film läuft natürlich auf eines hinaus: Zu zeigen, wie kaputt ein Weihnachtsfest eigentlich sein kann, und wie die vorgegaukelte heile Welt im Innern einer Einzelperson aussehen kann. Eines kann man dem Film nämlich nicht vorwerfen: Billie Thornton spielt seine Rolle als pöbelnden aggressiven Weihnachtsmann glaubhaft - man ist als Zuschauer ständig zwischen Mitleid und Abgestoßenheit hin und hergerissen, wenn Willie sich gerade in die Hosen macht, oder sich an eine Frau ranschmeißt.
Das ist jedoch irgendwie alles, was der Film bietet: Einen Einblick in die kaputte Welt, den Alltagstrott und Depressionen von Willie. Man wartet ständig darauf, dass jetzt irgendetwas passiert - aber auch die eingebettete Gaunerstory mag nicht so recht voran kommen. Daran können auch zahlreiche bitterbös zynische Witze nichts ändern - der Film ist einfach ein Anti-Film. Am besten lässt er sich wohl mit folgendem Witz vergleichen: Sitzen zwei Kühe auf einem Baum. Sagt die eine "Muh", und die andere "Ja, ich auch".
Das Ende ist ein einziger, peinlicher Wiedergutmachungsschlag ins Gesicht der amerikanischen Gelegenheitszuschauer und versucht etwas heile zu machen - versaut aber dabei jegliche mögliche Grundaussage des ereignislosen Films.
Schauspielerisch also durchaus sehenswert, und die zahlreichen Sprüche sind wirklich genial und glaubwürdig ins Deutsche übertragen worden - davor ziehe ich den Hut. Die eigentliche Geschichte konnte mich aber überhaupt nicht fesseln, und die 90 Filmminuten kamen mir fast vor wie das doppelte.
Wer Billie Bob gerne spielen sieht, sollte hier zuschlagen. Wer auf derbe Sprüche steht, sollte hier auch seinen Spaß finden. Aber für Gelegenheitsgucker, und auch für mich, war das ganze nichts. Ich vergebe meine 5 IMDB-Punkte daher auch nur für nette Sprüche und eine gute "Amerikanische Bestandsaufnahme".