Sonntag, 10. Juni 2012
Misfits
Als mir vor viel zu langer Zeit die Serientussi von nebenan mal etwas von einer total supi-Serie namens Misfits erzählte, hatte ich davon zum einen nichts gehört und wollte zum anderen auch gerade dazu nix hören. Ein emotional vorgetragener Youtube-Clip sollte die Lustigkeit der Serie unterstreichen ("Hahaha, hier, unbedingt, die Kelly, die ist so, jenesaisquoi, das musste wirklich..."), kam aber bei mir absolut nicht an. Das Gezeigte fand ich verwirrend unlustig, die da britisches Englisch unverständlich vor sich herplappernde Frau extrem nervig, und irgendwie kam das ganze bei mir auch so an, als wäre es eine Soap-Reality-Serie.
Ein komplett gelungener Schuss in den Ofen, der Elevator-Pitch crashte ins Bodenlose und ich wollte nie wieder was von der Serie hören. Little did I know...
Ein komplett gelungener Schuss in den Ofen, der Elevator-Pitch crashte ins Bodenlose und ich wollte nie wieder was von der Serie hören. Little did I know...
Bis die Vögel auf Twitter dann in den letzten Wochen oft mal das Stichwort Misfits fielen ließen und ich mir dachte: Hey, hab ich in den letzten Monaten doch so fleißig meinen Pile of Shame abgearbeitet1, also kann ich mir auch die drei Staffeln Misfits á 6-8 Folgen mal geben.
Worum gehts denn nun in Misfits? Eine Gruppe von fünf kriminellen, grenzdebilen, ungezogenen und unbelehrbaren englischen Jugendlichen werden zur gemeinnützigen Arbeit in ihrem Ghetto verdonnert. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn es zieht ein Ungewitter herein und ein Blitzschlag verändert ihr Leben auf einen Schlag. Plötzlich zeigen sich bei dem ein oder anderen merkwürdige Superkräfte, und auch die Bewohner des Ghettos legen komische Kräfte zu Tage. Und man lernt als Zuschauer schnell, dass in England die Jugendhelfer wohl so wie bei StarTrek die Redshirts sind.
Die Jugendlichen gehen teils unglaublich naiv, untaktisch und aber auch gelassen mit ihren Kräften um. Im Laufe der ersten Staffel sieht man den herumpöbel- und vögelnden Clique also dabei zu, wie sie sich selbst und ihre Kräfte finden und die Gruppe an Halt gewinnt. Dabei dreht es sich erfrischend beiläufig nur um die Superheldenkräfte, die man eher einfach als beiläufig ansieht. Der Kern der Serie dreht sich um den Umgang der Leute mit ihren Kräften, und das in einem viel sensibleren, härterem und auch nackteren Ton als zum Beispiel bei der US-Serie Heroes, der man alle Staffeln nach der ersten gerne rückwärts einführen möchte.
Diese erste Staffel Misfits ist noch etwas leidlich im slow-burn-modus anzusehen, und ist auch typisch britisch verfilmt: Sehr ungewöhnliche Erzählweisen, ganz untypische Kräfte und Handlungsstränge, ein extrem cooler dubsteppiger Soundtrack - und vor allem Dialoge und witzige Dialekte, bei denen man am liebsten auf den Fernseher prusten möchte.
So richtig genial wird das ganze in der zweiten Staffel, wo ein großer Arc (mit Zeitreisen!!!) die Handlung umspannt und es richtig etwas zu erzählen gibt. Jene Staffel ist Mystery-mäßig so übertroffen einzigartig, dass man es mit kaum etwas bestehendem vergleichen kann. In Sachen Ungezogenheit der Akteure mag man es mit Shameless vergleichen, in Sachen Sci-Fi-Mystery mit Doctor Who, in Sachen Superkräften mit Being Human.
Aber all das trifft den herzvollen Kern der Serie nur unzureichend, und ich kann nur eindringlich empfehlen, dass sich jeder mal selbst ein Bild der Serie macht. Ganz besonders, wenn ihr auch ein Faible dafür habt, ab und zu britische Dialekte zu konsumieren; Kellys britisch ist herrlich doof (und passend zu ihrem Charakter), Nathans Plapper-Schottisch sehr unterhaltsam. Überhaupt, der ganze Charakter Nathans ist mir sehr ans Herz gewachsen:
(Youtube-Direktlink, moderat spoilernd für Staffel 1)
Schauspielerisch weiss das gesamte (mir unbekannte) Ensemble zu begeistern; alles kommt authentisch herüber, gefühlvolle Sequenzen vermitteln auch wirklich Gefühle; Schock, Zurückhaltung, Begeisterung - alles nimmt man den Schauspielern sofort ab. Hervorhebenswert auch der verklemmte Simon, der eine absolut glaubhafte Charakterwandlung in der Serie durchmacht.
Ebenfalls nur ans Herz legen kann ich euch die Liste der gefeatureten Songs (Spotify) oder den OST auf iTunes.
Eine vierte Staffel ist übrigens in der Mache; so wie die dritte Staffel endet kann man nur sehr gespannt sein, was man in der vierten hier alles fortspinnen wird. Die für britische Serien typische Hitler-Folge wurde ja schon verbraten . Da aufgrund der geringen Episodenmenge jede Folge (zumindest in der zweiten Staffel) in sich ein kleines, nicht wiederholendes Meisterwerk ist, blicke ich da sehr hoffnungsvoll in die Zukunft.
Alle Staffeln gibt es bei Amazon UK zu beziehen. Bitte schaut euch das dringend im Originalton an; auch wenn es Arbeit ist, das britische Englisch zu verstehen - ihr verpasst andernfalls herrliche Aussprache und Authentizität, die bei hochdeutschgebügelten Charakteren verloren ginge.
(Youtube-Direktlink, kein Spoiler)
Mad Men: Naja, geht so, aber ab Staffel 3 ausreichend unterhaltsam -- Justified: Uneingeschränkt super -- The Good Wife: Überraschend packend -- Sopranos: Für mich unaushaltber -- Arrested Development: Argh, Fremdschäm -- Awake: Perfekte Staffel, hätte ich das nur früher gewusst!
Worum gehts denn nun in Misfits? Eine Gruppe von fünf kriminellen, grenzdebilen, ungezogenen und unbelehrbaren englischen Jugendlichen werden zur gemeinnützigen Arbeit in ihrem Ghetto verdonnert. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn es zieht ein Ungewitter herein und ein Blitzschlag verändert ihr Leben auf einen Schlag. Plötzlich zeigen sich bei dem ein oder anderen merkwürdige Superkräfte, und auch die Bewohner des Ghettos legen komische Kräfte zu Tage. Und man lernt als Zuschauer schnell, dass in England die Jugendhelfer wohl so wie bei StarTrek die Redshirts sind.
Die Jugendlichen gehen teils unglaublich naiv, untaktisch und aber auch gelassen mit ihren Kräften um. Im Laufe der ersten Staffel sieht man den herumpöbel- und vögelnden Clique also dabei zu, wie sie sich selbst und ihre Kräfte finden und die Gruppe an Halt gewinnt. Dabei dreht es sich erfrischend beiläufig nur um die Superheldenkräfte, die man eher einfach als beiläufig ansieht. Der Kern der Serie dreht sich um den Umgang der Leute mit ihren Kräften, und das in einem viel sensibleren, härterem und auch nackteren Ton als zum Beispiel bei der US-Serie Heroes, der man alle Staffeln nach der ersten gerne rückwärts einführen möchte.
Diese erste Staffel Misfits ist noch etwas leidlich im slow-burn-modus anzusehen, und ist auch typisch britisch verfilmt: Sehr ungewöhnliche Erzählweisen, ganz untypische Kräfte und Handlungsstränge, ein extrem cooler dubsteppiger Soundtrack - und vor allem Dialoge und witzige Dialekte, bei denen man am liebsten auf den Fernseher prusten möchte.
So richtig genial wird das ganze in der zweiten Staffel, wo ein großer Arc (mit Zeitreisen!!!) die Handlung umspannt und es richtig etwas zu erzählen gibt. Jene Staffel ist Mystery-mäßig so übertroffen einzigartig, dass man es mit kaum etwas bestehendem vergleichen kann. In Sachen Ungezogenheit der Akteure mag man es mit Shameless vergleichen, in Sachen Sci-Fi-Mystery mit Doctor Who, in Sachen Superkräften mit Being Human.
Aber all das trifft den herzvollen Kern der Serie nur unzureichend, und ich kann nur eindringlich empfehlen, dass sich jeder mal selbst ein Bild der Serie macht. Ganz besonders, wenn ihr auch ein Faible dafür habt, ab und zu britische Dialekte zu konsumieren; Kellys britisch ist herrlich doof (und passend zu ihrem Charakter), Nathans Plapper-Schottisch sehr unterhaltsam. Überhaupt, der ganze Charakter Nathans ist mir sehr ans Herz gewachsen:
(Youtube-Direktlink, moderat spoilernd für Staffel 1)
Schauspielerisch weiss das gesamte (mir unbekannte) Ensemble zu begeistern; alles kommt authentisch herüber, gefühlvolle Sequenzen vermitteln auch wirklich Gefühle; Schock, Zurückhaltung, Begeisterung - alles nimmt man den Schauspielern sofort ab. Hervorhebenswert auch der verklemmte Simon, der eine absolut glaubhafte Charakterwandlung in der Serie durchmacht.
Ebenfalls nur ans Herz legen kann ich euch die Liste der gefeatureten Songs (Spotify) oder den OST auf iTunes.
Eine vierte Staffel ist übrigens in der Mache; so wie die dritte Staffel endet kann man nur sehr gespannt sein, was man in der vierten hier alles fortspinnen wird. Die für britische Serien typische Hitler-Folge wurde ja schon verbraten . Da aufgrund der geringen Episodenmenge jede Folge (zumindest in der zweiten Staffel) in sich ein kleines, nicht wiederholendes Meisterwerk ist, blicke ich da sehr hoffnungsvoll in die Zukunft.
Alle Staffeln gibt es bei Amazon UK zu beziehen. Bitte schaut euch das dringend im Originalton an; auch wenn es Arbeit ist, das britische Englisch zu verstehen - ihr verpasst andernfalls herrliche Aussprache und Authentizität, die bei hochdeutschgebügelten Charakteren verloren ginge.
(Youtube-Direktlink, kein Spoiler)
Mad Men: Naja, geht so, aber ab Staffel 3 ausreichend unterhaltsam -- Justified: Uneingeschränkt super -- The Good Wife: Überraschend packend -- Sopranos: Für mich unaushaltber -- Arrested Development: Argh, Fremdschäm -- Awake: Perfekte Staffel, hätte ich das nur früher gewusst!
Kommentare
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Ich freu mir eine ganze Kekspackung in Kantinengröße, dass du dich doch noch überwinden konntest! In den kommenden Tagen steht auch bei mir der Review für die erste Staffel an.
"I was trayan' to be naaaas!"
"I was trayan' to be naaaas!"
absolute serokratie am : Serien 2012 (III)
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