Samstag, 18. Februar 2012
1Q84 // The Hunger Games
Der Lesathon geht weiter mit 1Q84 und The Hunger Games.
1Q84
Während 1Q84 mich leider mit seinen zwei halbwegs parallel und ineinanderlaufenden Geschichten von zwei Personen in einem empfundenen Paralleluniversum der japanischen Gesellschaftskultur in den 1980'ern leider genauso wie dieser Bandwurmsatz eingelullt und nach 30% des Inhalts zum Abbrechen gezwungen hat und dieser Satz einfach endet.
Die wechselnde Struktur der Beobachtungen zweier Personen hat zumindest den Vorteil, bei vielen Lesern jedes zweite Kapitel interessant werden zu lassen. Die Geschichte der Frau ist etwas Krimi- und Killermäißger aufgezogen, quält aber mit recht langen Beziehungsgeflechtanalysen und hohler Promiskuität. Die Geschichte des Mannes war die für mich eher interessante, da hier das Leben eines Autoren und dessen kleiner Buchverschwörung mit einem preiszukrönenden Roman einer jungen Frau mit einer unglaublichen Mystery-Geschichte beleuchtet wird.
Hauptproblem war einfach das eher vor sich herplätschernde, selbstverliebte und sich nicht wirklich weiter- sondern zurückentwickelnde Geschichtenkonstrukt, und eine Langatmigkeit ohne fesselnde Wendungen oder mich fesselnder Charaktere.
Beide laufen irgendwie aufeinander zu, und haben mich die Seiten immer schneller querlesen und verwerfen lassen. Nachdem ich dann in der Wikipedia-Inhaltsangabe gemerkt habe, dass da für mich nichts neu spannendes mehr kommt, habe ich die Notbremse gezogen...
The Hunger Games
... denn als nächstes auf dem Leseplan standen die Hunger Games, über die man in der Twiblogosphäre im letzten Jahr öfter mal gehört hat, und mir vor allem eindringlich von einem geekigen Freund namens Felix empfohlen wurde. Dessen zwei letzten Empfehlungen waren Hit/Missiger wie es nicht sein könnte: Ready Player One hat mich total gefesselt und wieder zum Lesen gebracht, während mich The Curious Incident of the Dog in the Night Time so dermaßen angekotzt hat, dass ich nie wieder etwas hätte lesen wollen (abgehakte, emotionslose, witzlose Sätze).
Die Hunger Games haben mir auf den ersten Seiten genau solche Lese-Schmerzen hinzugefügt.
Ich persönlich stehe, wie man meinem Blog ja entlesen kann, total auf ausführliche, beleuchtende, erleuchtende, detailverliebte und visualisierbar geschriebene Geschichten. Dabei freue ich mich, wenn auch der Schreibweise eines Buches viel Liebe entgegengebracht wird, und man die kunstvolle Schriftsprache feiert - so wie in Der Vermessung der Welt.
Das tut Hunger Games mit keinem Satz, mit keiner Seite.
1Q84
Während 1Q84 mich leider mit seinen zwei halbwegs parallel und ineinanderlaufenden Geschichten von zwei Personen in einem empfundenen Paralleluniversum der japanischen Gesellschaftskultur in den 1980'ern leider genauso wie dieser Bandwurmsatz eingelullt und nach 30% des Inhalts zum Abbrechen gezwungen hat und dieser Satz einfach endet.
Die wechselnde Struktur der Beobachtungen zweier Personen hat zumindest den Vorteil, bei vielen Lesern jedes zweite Kapitel interessant werden zu lassen. Die Geschichte der Frau ist etwas Krimi- und Killermäißger aufgezogen, quält aber mit recht langen Beziehungsgeflechtanalysen und hohler Promiskuität. Die Geschichte des Mannes war die für mich eher interessante, da hier das Leben eines Autoren und dessen kleiner Buchverschwörung mit einem preiszukrönenden Roman einer jungen Frau mit einer unglaublichen Mystery-Geschichte beleuchtet wird.
Hauptproblem war einfach das eher vor sich herplätschernde, selbstverliebte und sich nicht wirklich weiter- sondern zurückentwickelnde Geschichtenkonstrukt, und eine Langatmigkeit ohne fesselnde Wendungen oder mich fesselnder Charaktere.
Beide laufen irgendwie aufeinander zu, und haben mich die Seiten immer schneller querlesen und verwerfen lassen. Nachdem ich dann in der Wikipedia-Inhaltsangabe gemerkt habe, dass da für mich nichts neu spannendes mehr kommt, habe ich die Notbremse gezogen...
The Hunger Games
... denn als nächstes auf dem Leseplan standen die Hunger Games, über die man in der Twiblogosphäre im letzten Jahr öfter mal gehört hat, und mir vor allem eindringlich von einem geekigen Freund namens Felix empfohlen wurde. Dessen zwei letzten Empfehlungen waren Hit/Missiger wie es nicht sein könnte: Ready Player One hat mich total gefesselt und wieder zum Lesen gebracht, während mich The Curious Incident of the Dog in the Night Time so dermaßen angekotzt hat, dass ich nie wieder etwas hätte lesen wollen (abgehakte, emotionslose, witzlose Sätze).
Die Hunger Games haben mir auf den ersten Seiten genau solche Lese-Schmerzen hinzugefügt.
Ich persönlich stehe, wie man meinem Blog ja entlesen kann, total auf ausführliche, beleuchtende, erleuchtende, detailverliebte und visualisierbar geschriebene Geschichten. Dabei freue ich mich, wenn auch der Schreibweise eines Buches viel Liebe entgegengebracht wird, und man die kunstvolle Schriftsprache feiert - so wie in Der Vermessung der Welt.
Das tut Hunger Games mit keinem Satz, mit keiner Seite.
Es beschreibt in beinahe absichtlich abgehackten Sätzen das Setting, die Figuren und die Gefühlswelten. Mein schwierigstes Problem damit ist, dass das Buch in der Ich-Perspektive und der Gegenwart geschrieben ist. Das sind direkt zwei Dinge, die ich in Büchern nicht wirklich ausstehen kann.
Die Ich-Perspektive beschränkt das Spektrum eines Buches auf einen einzelnen Charakter, reduziert das Geschehen auf ein subjektives Erleben anstelle einer miterlebbaren Welt mit der Sicht mehrerer Charaktere. Ich bevorzuge da doch eine flexiblere Erzählweise, die gerne auch mal die Gefühlswelt der Charaktere omnipotent erläutert, und würde mir sonst solche Ich-Erlebnisse nur in einigen gezielten Sequenzen wünschen.
Viel schlimmer aber ist das Verfassen des Buches in der Gegenwart. Während man beim Schreiben eines Blog-Eintrags in der Gegenwart seine Gedankenwelt formuliert, so tut man eben genau das - man bleibt gedanklich an einer Stelle, und ist zeitlich fixiert. Bei einer richtigen Ereignis-Erzählung in der Gegenwart, wie bei den Hunger Games, wirkt das alles total komisch - wie kann jemand etwas aufschreiben, exakt während er es erlebt? Das passt für mich alles nicht zusammen, und bricht den Lesefluss ungemein. Wenn dabei die Sätze dann noch so kurz, verkümmert und unausgeschmückt sind, dass man sich in die Szenerie absolut nicht einfühlen kann, dann bleibt mein Spaß auf der Strecke.
Wo ich mich nun so lange über die Erzählstruktur ausgelassen habe, etwas zum Inhalt: Es geht um eine zerrüttete Welt, in der mehrere aufgeteilte, vom Krieg gezeichnete und versplitterte, verarmte Gebiete (bzw. deren Bevölkerung) um's Überleben kämpfen. Im Kapitol leben die reichen Menschen, die sich jedes Jahr aus erzieherischen und Macht-bestätigenden Gründen jeweils 2 Kinder der 12 Gebiete raussuchen um sie in einem großen, wochendauernden TV-Gladiator-Kampf gegeneinander antreten zu lassen, bis nur noch einer übrig bleibt.
Relativ einfache Story, und eigentlich absoluter Popkorn-Kino-Stoff. Die potentiell vorhandene schwere, gesellschaftskritische Kost des Stoffs und der darunter leidenden Personen wird in der ersten Hälfte des Buchs nur unzulänglich beschrieben, und ist lückenhaft, unausgeprägt. Leider bietet die Erzählung auch so wenig Interpretationsraum, dass man sich garnicht erst richtig in die Welt eindenken kann (und möchte) oder sich dabei so weit vom geschriebenen Material entfernen muss, dass man dadurch eher schon ein eigenes Universum konstruiert, wie es hätte sein können.
Glücklicherweise verbessert sich das Buch in der zweiten Hälfte, als der Kampf endlich (erst) losgeht, deutlich. Hier passt die Ich-Perspektive und Gegenwartserzählung sogar halbwegs zum Tempo des Überlebenskampfs, was ich zähneknirschend zugeben muss. Die Kampfszenen werden kurz, knackig, brutal und auch spannend erzählt, so dass diese Seiten wirklich zum Page-Turning- und Cliffhanger-Abenteuer werden, und man mitfiebert wer jetzt hier gegen wen gewinnt.
Ich bin gespannt auf die Verfilmung, und könnte mir vorstellen dass diese deutlich besser funktioniert, als in Buchform.
Die Ich-Perspektive beschränkt das Spektrum eines Buches auf einen einzelnen Charakter, reduziert das Geschehen auf ein subjektives Erleben anstelle einer miterlebbaren Welt mit der Sicht mehrerer Charaktere. Ich bevorzuge da doch eine flexiblere Erzählweise, die gerne auch mal die Gefühlswelt der Charaktere omnipotent erläutert, und würde mir sonst solche Ich-Erlebnisse nur in einigen gezielten Sequenzen wünschen.
Viel schlimmer aber ist das Verfassen des Buches in der Gegenwart. Während man beim Schreiben eines Blog-Eintrags in der Gegenwart seine Gedankenwelt formuliert, so tut man eben genau das - man bleibt gedanklich an einer Stelle, und ist zeitlich fixiert. Bei einer richtigen Ereignis-Erzählung in der Gegenwart, wie bei den Hunger Games, wirkt das alles total komisch - wie kann jemand etwas aufschreiben, exakt während er es erlebt? Das passt für mich alles nicht zusammen, und bricht den Lesefluss ungemein. Wenn dabei die Sätze dann noch so kurz, verkümmert und unausgeschmückt sind, dass man sich in die Szenerie absolut nicht einfühlen kann, dann bleibt mein Spaß auf der Strecke.
Wo ich mich nun so lange über die Erzählstruktur ausgelassen habe, etwas zum Inhalt: Es geht um eine zerrüttete Welt, in der mehrere aufgeteilte, vom Krieg gezeichnete und versplitterte, verarmte Gebiete (bzw. deren Bevölkerung) um's Überleben kämpfen. Im Kapitol leben die reichen Menschen, die sich jedes Jahr aus erzieherischen und Macht-bestätigenden Gründen jeweils 2 Kinder der 12 Gebiete raussuchen um sie in einem großen, wochendauernden TV-Gladiator-Kampf gegeneinander antreten zu lassen, bis nur noch einer übrig bleibt.
Relativ einfache Story, und eigentlich absoluter Popkorn-Kino-Stoff. Die potentiell vorhandene schwere, gesellschaftskritische Kost des Stoffs und der darunter leidenden Personen wird in der ersten Hälfte des Buchs nur unzulänglich beschrieben, und ist lückenhaft, unausgeprägt. Leider bietet die Erzählung auch so wenig Interpretationsraum, dass man sich garnicht erst richtig in die Welt eindenken kann (und möchte) oder sich dabei so weit vom geschriebenen Material entfernen muss, dass man dadurch eher schon ein eigenes Universum konstruiert, wie es hätte sein können.
Glücklicherweise verbessert sich das Buch in der zweiten Hälfte, als der Kampf endlich (erst) losgeht, deutlich. Hier passt die Ich-Perspektive und Gegenwartserzählung sogar halbwegs zum Tempo des Überlebenskampfs, was ich zähneknirschend zugeben muss. Die Kampfszenen werden kurz, knackig, brutal und auch spannend erzählt, so dass diese Seiten wirklich zum Page-Turning- und Cliffhanger-Abenteuer werden, und man mitfiebert wer jetzt hier gegen wen gewinnt.
Ich bin gespannt auf die Verfilmung, und könnte mir vorstellen dass diese deutlich besser funktioniert, als in Buchform.
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