Ich bin ein großer Nörgler, und reize das Spektrum an konstruktiver Kritik immer gerne voll aus. Ausserdem lese ich gerne Fachliteratur über PHP/Web-Entwicklung.
Da liegt es nahe, meine 2 Cents in Form von technischen Reviews oder Übersetzungen zu Büchern beizutragen, wie z.b. beim
PHP kurz&gut Handbuch oder der Übersetzung des
phpMyAdmin-Handbuchs - oder natürlich dem eigenen
Serendipity Handbuch.
Das erste Mal überhaupt habe ich für den
PacktPub-Verlag das phpMyAdmin-Buch reviewed. Die Zusammenarbeit mit dem phpMyAdmin-Projektleiter Marc Delisle war damals schon sehr angenehm, und das erste richtige Buch zu PMA konnte in vielen Feedback-Iterationen entstehen. Später hat mich PacktPub auch noch für andere Bücher angefragt, vor einem Jahr ein Buch zu Moodle.
Das Thema interessierte mich, ich habe Kommentare beigetragen und das ein oder andere Kapitel verrissen, nur um am Ende rauszufinden dass mein Feedback ignoriert wurde. Daraufhin hab ich meinen Namen aus dem
Teaching Moodle-Buch entfernen lassen und war etwas frustriert (was ich dem scheinbar mittlerweile indischen Verlag auch mitteilte).
Vor einigen Monaten fragte man mich erneut ob ich diesmal ein Buch namens
PHP Team Development reviewen wollte. Ich wollte, denn das Thema ist für mich natürlich auch sehr wichtig, und man versprach mir diesmal viel Sorgfalt walten zu lassen. Immerhin gibt es ja auch einige recht gute Packt-Bücher.
Die ersten Entwurfs-Kapitel dieses Buches waren grausam.
Zum einen merkte man deutlich, dass ein Non-Native Speaker seinen Text zum besten gibt, zum anderen waren die Kapitel voll inhaltsleeren buzzword-droppings, falschen Vereinfachungen und auch ohne relevanten Praxisbezug. Das Buch schien ausgerichtet für den "Human Resources Manager", der von Programmierung keine Ahnung hat, und nur gerne für's nächste Team-Meeting ein paar weise Zitate loswerden kann.
Also habe ich mir die Finger wundreviewed und meine Meinung abgelassen, die auch jedesmal dankend angenommen wurde.
Gen Ende des Buches wurden die Tipps und Alltags-Beschreibungen von PHP-Entwicklung im Team etwas konkreter und auch besser zusammengefasst. Nach etwas Funkstille folgte dann der Hinweis, dass die erste Reviewrunde zu Ende sei, ich bekam eines der späteren Kapitel zum probelesen, und sah in dem Kapitel mein Feedback sogar auch teilweise implementiert.
Hurrah, dachte ich mir - Feedback ist doch produktiv. Da ich den Sommer über mit einem neuen Projekt ausgelastet war, fehlte mir die Zeit den zweiten Schwung Entwürfe durchzulesen, das Buch ging in den Druck, mein Reviewer-Name steht im Cover, ich kriege das Final-Exemplar und:
Verdammt.
Ein Großteil der Kapitel ist nach wie vor Buzzword-geschwängert, schmeißt mit teilweise realitätsfernen Empfehlungen oder unlogischen Schlüssen um sich.
Einerseits denke ich mir, "Ich bin ja nur der Reviewer, mehr als meine Meinung sagen geht nicht". Auf der anderen Seite sehe ich ein Buch vor mir, dass ich in weiten Teilen nicht gut finde. Auf der einen Seite hätte ich mir die Zeit nehmen sollen die zweite Reviewrunde zu nehmen, auf der anderen Seite kriege ich dafür kein Geld, mache es zum Spaß, habe meine Kritik konkret und konstruktiv geäußert, und bin ja auch nicht der Autor.
Wie auch immer, aus solchen Fehlern lernt man. Wer etwas Spaß haben möchte und vom Fach ist, wird mit diesem Buch übrigens dennoch Freude haben!