
Was mich am meisten am Flickr-Protest (
heise,
flickr,
Spiegel) nervt, ist dass alle möglichen Leute (
Sebastian Nohn,
Dirk Olbertz,
Kris Köhntopp,
Don) jetzt ihre Flickr-Accounts canceln.
Mich nervt das vor allem, weil ich es toll fand, über ihre neuen Bilder per RSS-Feed informiert zu werden, einen gemeinsamen Mikrokosmos zu teilen. EIn Community-Gefühl zu haben.
Das alles hat es flickr mit einer Entscheidung geschafft zu entkapseln. Die Argumentation der flickr-Canceler ist nachvollziehbar: Ein Denkzeichen setzen.
Ich sehe das etwas anders. Natürlich will ich nicht zensiert werden, aber ich habe Verständnis für flickrs Maßnahme. Nicht flickr ist Schuld an der Zensur, sondern die Politik, die Regeln hierfür vorgibt. Von unsinnigen Altersverifikationen, zu Foren/Meinungshaftung hinüber zu verbotenem Bildmaterial (Hakenkreuze, etc.). Das flickr dem voreilenden Gehorsam leistet ist bei einem kommerziell agierenden Dienstleister doch absolut verständlich.
Wir als Nutzer können doch nicht erwarten, dass sich ein Portal wie Flickr mit einer Regierung anlegen will? Vor allem wenn das Gesetz klar dem service nicht ERLAUBT, ungefilterte Bilder zu zeigen. Ich finde es blenderisch, wenn Leute sich beschweren "buhu, flickr filtert", wenn man dem Grund für die Filterung nicht näher geht. Flickr wird vorgegeben, zudem mit den Behörden zusammenzuarbeiten - wenn diese Herausgabe von Daten verlangen, würden sie geliefert.
Natürlich, das ist doch klar - denn rechtlich sind die Provider doch dazu verpflichtet! Kündigt ihr demnächst alle eure E-Mail Accounts, wenn der Staat mitschnüffelt? Glaubt ihr, dass es Alternativen am deutschen Markt für E-Mails geben wird, wenn die Politik vorgibt, wer wie wo und wann schnüffeln darf?
I thought so.
Wer glaubt, dass ein Service wie delicuous und Flickr einfach nur auf stur schalten muss und nicht mit einer Regierung kooperiert, der ist einfach blauäugig. So etwas wird auf Dauer keinen Bestand haben, denn die Konventionalstrafen und Rechtsurteile ermöglichen so ein modernes Robin-Hood-Heldentum nicht.
Also, man protestiere bitte gerne - aber eher sehe ich das als ein Zeichen gegen die Regulierungen der Politik protestieren zu müssen, als gegen Dienstleister vorzugehen, die sich letztlich halt an Regeln halten müssen. Solche Proteste würden dann vielleicht sogar was bringen, wenn das Volk mal wieder mehr Stimmrecht nutzt.
Arsch hoch.