Von Brad-Pitt-Filmen kann ich ja wirklich nicht abstinent bleiben. So trieb es mich auch, ohne mir die Story wirklich angelesen zu haben, endlich mal wieder mit Freunden in einen Synchro-Film:
Babel.
Babel ist ein episodenhafter Film, der mehrere miteinander verwobene Handlungsstränge erzählt.
Da ist das marokanische Bruderpaar, das in der Abgeschiedenheit der Menschheit in starker Armut Ziegen hütet und ein Gewehr geschenkt bekommt.
Da ist das distanzierte Ehepaar, das in einem fremden Land eine Reise macht bis plötzlich die Ehefrau von einem Streifschuss lebensbedrohlich verletzt wird, ohne jegliche medizinische Versorgung weit und breit.
Da ist das taubstumme asiatische Mädchen, dass sich nach Liebe und Sex sehnt aber nur Ablehnung der hippen Discogänger aufgrund ihrer Krankheit erfährt.
Da ist ein spanisches Kindermädchen, dass auf zwei Kinder aufpassen muss aber auch die Hochzeit ihres Sohnes in Mexiko besuchen möchte, und daher eine Reise startet.
Wie die einzelnen Geschichten zeitlich und handlungstechnisch verbunden sind, wird in den gut 2,5 Stunden Filmzeit segmentiert erzählt.
Regisseur des Films ist kein anderer als der gehypte Mexikaner
Alejandro González Iñárritu, der bereits für thematisch/stilistisch ähnliche Filme wie
21 grams oder
Amores Perros gemeinsam mit Autoren
Guillermo Arriaga tätig war.
Der Filmtitel ist hier Programm: Babel handelt von dem "Clash of Cultures". Die Verbindung der zahlreichen Kulturen (Asien, Mittlerer Osten/Marokko, Westen/USA, Mexiko) zeigt eines ganz deutlich: Wie ähnlich sich alle sind, wie sehr sie alle mit denselben Problemen kämpfen. Um's überleben, um's Leben, um die Liebe und die Hoffnung.
Alles dies zeigt Babel in vielen untertitelten Sequenzen, so nahe an der Kultur wie möglich. Babel zeigt relativ unmaskiert die Wirklichkeit in für uns westliche als "unwirtlich" empfundene Gegenden. Er zeigt die Armut, aber dennoch die Energie und die Freude der Menschen. Babel zeigt, wie ähnlich wir alle sind, und wie der Mensch mit allen Problemen doch irgendwie zu leben weiß. Er zeigt die Verbindungen die wir alle haben, und zeigt, dass die kulturellen stereotypen Vorurteile die wir haben, zwar irgendwie zutreffen, aber irgendwie auch am Kern der Sache vorbeigehen.
Das Problem ist:
Babel zeigt, meines Erachtens, all das mit der Holzhammermethode.
Die Schicksale und Menschen sind in ihren Segmenten irgendwie so konstruiert, dass man kein Problem oder Vorurteil auslassen möchte. Man hat den Eindruck, hier eine Menge Moral oder Lebensweisheit transportiert zu kriegen, und für jede Aussage wird nach Beispielen gesucht, die die Charaktere durchmachen.
Alles wirkt auf mich so merkwürdig konstruiert, nur um der "Moral" auch Rechnung tragen zu können. Viele Handlungselemente wirken so konstruiert, dass die eigentliche Aussage der Fatalität und der Aufrechtigkeit der kulturellen Verbindungen total nach hinten losgeht. So fühlt man sich im Film häufig bewusst belehrt, anstelle der sich entfaltenden Tragödie ernsthaft folgen zu können.
Babel ist mit Sicherheit ein packender Film, und auch mit Sicherheit ein sehr langsamer, träger, depressiver Film. Aber er ist für mich ein Fehlschlag in der Aufrichtigkeit. Weil Babel aus jedem Szenensegment möglichst viel an Emotionen und Fatalität/Tragödie 'herausschlagen' möchte, wird es irgendwann unglaubwürdig.
Gerade bei der Szene der mexikanischen Dienstmagd gegen Ende war es dann einfach zu viel für mich. Auch die stereotype Geschichte rund um die taubstumme Volleyballspielerin wirkt auf mich so, als hätte man maximal versucht auf die Tränendrüse zu drücken.
Schauspielerisch kann man Babel nichts vorwerfen - gerade die ausländischen Casts wirken doch sehr un-hollywood-typisch, und realistisch portraitiert. Nur Hollywoodglanz Brad Pitt sticht hier etwas heraus. Man kann ihm seine Rolle nicht schlechtreden, aber letztlich zählt auch was man mit Pitt verbindet - und so wirkt es für mich noch mehr als Tribut an das Big-Budget Kino und den Lockvogel des gewöhnlichen Publikums an diesen Film.
Ich fand Babel in großen Teilen wesentlich zu träge, was zu meiner kritischen Voreinstellung hinzugezählt hat. Obwohl es einige anstrengende und spannende Passagen gibt, und man als Zuschauer auch häufiger hereingelegt wird (z.B. bei Vermutungen was als nächstes passiert, die dann natürlich nicht eintreten) ist es insgesamt eher so, als würde man einem furchtbar langsam passierenden Unfall zusehen.
Mein Fazit: Die Grundidee und gewünschte Aussage ist gut und auch ehrbar, aber die Masse an kleinen unglaubwürdigen Zufällen vernichtet das Grundprinzip, dass man eigentlich Klischees vermeiden wollte. Daher von mir nur
5 IMDB-Punkte.