Da fällt mir doch ein, ich hab ja dieses Blog. Might as well put some use to it.
Heute war ich also in netter Begleitung in der Verfilmung des gleichnamigen Buches,
Ender's Game. Das Buch habe ich vor gut 2 Jahren verschlungen, war sehr begeistert: Es bietet zahlreiche spannende Charaktere und eine tief ausgebildete innere Welt und Charakterisierung der Hauptperson
Ender Wiggins, der in der Geschichte als große Hoffnung der Menschheit im Kampf gegen Ameisenmäßige Aliens gilt. [1]
Der Film schafft es erstaunlich gut, meine ganzen Erinnerungen an das Buch in recht stimmige Bilder zu verwandeln, die sogar mit meiner eigenen Vorstellung deckungsgleich sind. Die Schwerelosigkeitskämpfe werden grandios eingeführt, das Meta-Game wird toll inszeniert, und Hauptdarsteller
Asa Butterfield verkörpert eine sehr präsente und spannende Hauptfigur. Toll ist auch, dass sich der Film gerade in der ersten Hälfte enorm an den Verlauf des Buches hält, und erstmal sehr wenig ausläst.
Im späteren Verlauf merkt man dem ganzen Film jedoch eine große Hast und Fragmentierung an; jede Szene reiht sich so aneinander, als hätte man die Highlights des Buches rausgerissen und die "Zwischenschicht" auf das Nötigste herabgestutzt.
Das ist ein Paradebeispiel für mich, warum gerade bei vielschichtigeren, intensiven Bucherlebnissen wie
Ender's Game eine Filmumsetzung zwangsläufig den Kürzeren ziehen muss. Man möchte genügend Fan-Service leisten, um die vorgestellten Highlights zu präsentieren, scheitert aber an der Länge des Films und schießt nur noch Einzelsequenzen heraus, die dem Film keinen richtigen Gesamthalt mehr geben.
Hätte ich das Buch vorher nicht gelesen, wäre ich von dem präsentierten Stoff enttäuscht, und würde die ganze Charaktermotivation und alle Nebendarsteller total belanglos finden; den zweiten Hauptcharakter Graff plakativ und langweilig.
Das ganze als 13-Teilige TV-Serie, und man hätte so viel daraus machen können. Womöglich sogar in Folgestaffeln die weiteren Handlungsstränge zusammenführen. TV-Serien sind einfach die neuen Kinofilme, wer mal so eine grandiose Serie wie Breaking Bad gesehen hat, muss einfach anerkennen wie viel tiefer man in eine Materie eintauchen kann, wenn alles nicht nach verkürzt-gestückelten 90-120 Minuten schon zu Ende ist, und man jeden Charakter buchstäblich angerissen hat.
Für Fans des Buches ist der Film dennoch eine schöne Illustration. Mir fehlten die Simulator-Sequenzen und inneren Monologe von Wiggins, die seine ganze Zerrissenheit und taktischen Querelen im Buch ausmachten. Mein Tipp: Bitte unbedingt vorher das Buch lesen, und dann den Film gucken.
Abschließend die obligatorische Zahl: 6 von 10 IMDB-Punkten.
[1] Yes, die Handlung eines Buches/Films in einem Halbsatz komplett zusammengefasst!