Im Urlaub kam ich sogar dazu, ein paar Bücher gemütlich am Pool zu lesen.
Neben einem weiteren Buch der Harry-Dresden Reihe (die reviewe ich wenn ich die nächsten 3 Teile gelesen habe) , habe ich folgendes durchgenommen:
Die Vermessung der Welt
Dieser "historische Roman" von Daniel Kehlmann ist eine grandiose Offenbarung - ein Buch, das hauptsächlich durch die begeisternde Erzählweise des Autoren hervorsticht, so dass das Thema beinahe in den Hintergrund gerät.
Die beiden Hauptdarsteller des Buches sind altdeutsche Bekannte: Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß. Beides hervorstechende Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts und schillernde Persönlichkeiten mit Ecken und Kanten. Während sich Humboldt durch den Dschungel schlägt um die Rätsel der Natur zu erkunden, widmet sich Gauß in heimischen Gefilden seinem mathematischen Genie und entdeckt so die Welt im Kleinen.
In parallelen Handlungssträngen berichtet das Buch so auf unterhaltsame und leicht subjektive Weise über das Leben und Wirken der beiden Personen, fokussiert auf einzelne Erlebnisse - und kulminiert in einem gemeinsamen Treffen der beiden Exzentriker.
Was das Buch so einmalig macht, und mich in den Bann gezogen hat, ist die Art und Weise der Beschreibung der beiden Personen - sie werden auf bibliographisch eher abweichenden Wegen beschrieben, mit viel Sinn zum Humor. Hauptsächlich aber begeistert mich der Schreibstil Kehlmanns: Perfektionierter Konjuktivismus und absolut passende und perfekt eingebundene indirekte Rede. Grammatiklehrer Deutschlands, nehmt euch dies als Beispiel zum Deutsch-Unterricht!
Auch weiß Kehlmann mit zahlreichen ironischen Kommentaren und gegenwärtigen Referenzen die Humormuskeln zu reizen. Beispiel gefällig?
QUOTE:
Jede andere [Erinnerung] hatte mit seiner Mutter zu tun. Er war gefallen, sie tröstete ihn; er weinte, sie wischte die Tränen weg; er konnte nicht schlafen, sie sang ihm vor; ein Junge aus der Nachbarschafft wollte ihn prügeln, aber sie sah es, rannte ihm nach, bekam ihn zu fassen, klemmte ihn zwischen die Knie und schlug ihm ins Gesicht, bis er blutig und taub davontappte.
Das Buch ist so voller kleiner Schätze, die dem aufmerksamen Leser diese fantastische Reise augenzwinkernd so einzigartig aufbereiten. Zudem ist das Buch angemessen knapp und bleibt so dauerhaft kurzweilig.
Da kann ich nur sämtliche mir zur Verfügung stehenden Daumen in die Höhe reißen, und eine Dringlichkeitswarnung zum Kaufbefehl anbringen:
Kauft dieses Buch!
superBlog am : Die Wette (The Ridiculous Race)
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