Heute abend war Kinoabend, gemeinsam mit meinem Bruder Wolfram und Max+Ruth. Zusammen haben wir uns zur UCI Kinowelt in Köln-Hürth durchgeschlagen, da dies das einzige Kino war, in dem
Kill Bill und
Kill Bill Vol. 2 hintereinander liefen. Die Anfahrt verlief schwieriger als geplant, da wir die richtige Autobahn knapp verpasst haben und stattdessen durch einen kleinen Umweg in die Weltmetropole Hürth gelangten.
Endlich im ersten Teil angekommen, hatten wir zum Glück nur die ersten 5 Minuten verpasst und kamen gerade rechzeitig zur Exekution von Vivica "Cottonmouth" Fox. Ansonsten habe ich ja über den ersten Teil
bereits meine Meinung geschrieben. Über die Story muss ich daher nicht mehr viel sagen, der zweite Teil knüpft ja schließlich nahtlos an.
Der "zweite Teil" des Filmes ist weitaus andächtiger und storylastiger als die erste Hälfte.
So kommt es zu keinen Massenkampfszenen mehr, und man erkennt endlich auch wieder den Tarantino-typischen Dialogstil. Dieser transportiert mal wieder in einer perfekten Gradwanderung den Spagat zwischen schwarzer Komik, Ironie und menschlichen Tragödien. Es gibt zahlreiche lustige wie auch packende Szenen, die die Charaktere so umfangreich herausarbeiten und eine dichte Atmosphäre schaffen. Was soll man mehr sagen als "typisch Tarantino" - entweder man hasst seine Art, oder liebt sie, so wie ich. Einige Stellen neigen zwar zur Langatmigkeit, sind aber auch für das Tempo des Filmes unerlässlich und fügen Puzzlestücke zusammen. Natürlich werden wieder zahlreiche Anspielungen an östliche Filmklassiker gemacht, so wie die Easter-typische "Meister weiht Schülerin in die Kampfkunst ein", natürlich nicht ohne eine heftige Portion Augenzwinkern. So wie die "5-Punkte Reflex-Herzexplosionsmassagetechnik".
Der herausragende Schlußdialog zeigt nicht nur die hohe schauspielerische und glaubhafte Leistung Thurmans, sondern beweist wie genial
David Carradine als "Bill" gecastet wurde. Natürlich sind auch andere Viper-Squad Mitglieder allesamt schauspielerisch absolut passend besetzt, ihre Mimik sitzt einfach. Da stimmt alles, der Dialog ist so ergreifend und mitreißend, das man sich in gute alte Pulp Fiction-Zeiten zurückversetzt fühlt. Selbst Samuel L. Jackson hat sich eingeschlichen.
Abgesehen von der passenden und beeindruckenden Bildsprache und Filmtechnik (Stichwort "Grabszene" oder "Pai Mei"-Erzählung) muss ich auch mal eine Lanze für die Deutsche Synchronisation brechen. Die fand ich beeindruckend gut und sie trägt die Originalstimmung sehr gut rüber. Zumindest ich muss diesmal wirklich sagen, dass Uma auch im Original nicht leidender oder passender klingt als die Übersetzung.
Insgesamt muss man diesen Film einfach als ein Gesamtwerk sehen. Ihn in zwei Teile aufzuteilen ist für mich der einzige Kritikpunkt am Film, und ein wahrer Frevel und Verbeugung vor dem Kommerz. Da ich jetzt aber beide Filme hintereinander sehen konnte, möchte ich die Filme auch als einen werten, und zwar mit
10 IMDB-Punkten. Kill Bill verbindet soviele Elemente, erzählt eine moralische und moralisierende Geschichte und transportiert diese mit viel Humor und Verneigung vor Genre-Klassikern. Ich hoffe sehr, dass ähnlich atmosphärische Filme auch in Zukunft von Tarantino noch geschaffen werden...
(Als Nach-Filmlektüre empfehle ich jedem, der es noch nicht kennt, die IMDB-Trivia. Eine Menge Hintergrund wird
hier und
dort erklärt)