I did.
Und zwar genau vor einer Woche haben wir uns in großer Kinojunkie-Belegschaft den Superhelden-Flick du jour angesehen:
Watchmen.
Ich habe mir den Film absolut spoilerfrei angesehen, sogar den Trailer habe ich nur halb geguckt und den Comic niemals gesehen. Demzufolge wusste ich garnicht was da auf mich zukommt - aufgrund des Hypes schwankten meine Erwartungen zwischen einem Film wie
X-Men (Yay!) oder
Fantastic Four (Nay!).
Was mich dann erwartete, war etwas völlig anderes.
Der Film setzt direkt in den ersten Filmminuten einen ganz eigenen Grundton. Das Intro lässt den Zuschauer szenenhaft die Geschichte der Superhelden in den 30er/40er Jahren miterleben; kunstvoll durch Zeitlupen und Theater-ähnliche Bühnenbilder (mit einigen Anspielungen, z.b. das letzte Abendmahl) in Szene gesetzt. Man erfährt so von einer Gruppe von Superhelden, den
Minutemen - deren Mitglieder so über die Jahre hinweg doof gestorben sind, verhaftet wurden oder sich menschlichen Lastern und Lüsten hingegeben haben.
Nach diesem großartigen Einstieg wird der Film um einiges stiller, und man erfährt einiges über die inzwischen in den 80ern angekommenen Maskierten, und dass scheinbar ein Superschurke den letzten verbliebenen, in die Verdeckung geratenen Superhelden ans Superleder will.
Viel mehr über die Story zu verraten, würde einen Großteil des Filmerlebnisses spoilern. Denn ich wurde gerade dadurch begeistert, dass dieser Film mit den üblichen Superhelden-Filmen Konventionen bricht. Die Helden haben alle eher nur fragwürdige Superkräfte, hängen in einer düsteren Welt ab und haben jeder für sich ihr Päckchen zu tragen. Dennoch wollen alle irgendwie ihrem Schicksal gerecht werden.
Das ganze trägt der Film in sehr bedeutungsschwangerem Tempo hervor; es gibt einige Sub-Plots, zahlreiche Backgroundstories und Zeitsprünge. Die ruhigen, dialog- und bildlastigen Szenen werden eher selten durch hammerharte Actionsequenzen unterbrochen. Aber gerade diese Kombination aus Charaktertiefe und brutalem Tempo machen den Film sehr ambivalent und haben mich gefesselt.
Der Regisseur Zack Snyder (bekannt von den
300) setzt seinen visuellen Stil sehr wiedererkennbar ein. Entgegen dem sehr hohlen und pauschalen Dialogen in 300 (die aber für einen derartigen Film absolut angebracht waren!) weiß Watchmen zusätzlich aber mit vielschichtigen Charakteren zusätzlich umzugehen.
Die Schauspieler sind insgesamt zwar keine Unbekannten, aber gerade durch das Fehlen von Hollywood-Größen haben die Charaktere für mich viel frischen Wind in den Film gebracht. Es gab keine Mimik oder Posen, die man Bruce-Willis-mäßig erwartet - sondern man kann sich ganz vorurteilsfrei auf einen dargestellten Superhelden einlassen.
Die Special-Effects sind für einen Superhelden-Film eher dezent platziert; viel gute CG, aber leider auch viel schlechte Maske. Gerade die Alterungseffekte durch stark überpuderte Latex-Gesichtsmasken fand ich leider zu unglaubwürdig.
Um es mal abzukürzen:
Watchmen ist ein einzigartiges Werk. Es hat mich an Charaktertiefe vollständig hingerissen. Am schwersten fällt es mir, tatsächlich über den Film zu urteilen, denn vermutlich sollte ich meine Verehrung eher an die Comicvorlage richten. Zugleich gehe ich aber davon aus, dass der Film sehr nah an der Vorlage umgesetzt wurde, und dabei an optischer Ausgestaltung wenig Fehler gemacht zu haben. Das Comic muss ich jedenfalls schnellstmöglich nachholen, und den Film dann nochmal (im O-Ton und Blu-Ray) sehen.
Für mich
9 von 10 IMDB-Punkte. Und wer auf leicht depressive und demystifizierte Superhelden steht, darf sich so einen Film nicht entgehen lassen.