Seit letzter Woche ist das neue Helden-Album
Soundso draußen, teilte mir meine örtliche Plakatleinwand (Quell' morgendlicher Inspiration und Freude) am Kölner Hauptbahnhof mit.
Da ich seit Wochen nur vom Oldie-Radiosender profitiere um der Musikschule Lempitzki zu entgehen, habe ich wenig von neuer Musik mitbekommen. Grund genug, das Helden-Album zu holen. Dazu muss man sagen, dass ich bisher nur ein Helden-Freund, aber kein Fan derselben war. Also ganz jungfräulich und unbekümmert an ein neues Album heranzugehen, fernab jeglicher Fan-Zwänge alles Neue und Post-babyitäres direkt klasse finden zu müssen.
Um direkt zum Fazit zu kommen: Das vorliegende Album hinterlässt bei mir einen sehr zwiegespaltenen Eindruck. Die Vorgängeralben habe ich nie vollständig gehört, kenne aber zahlreiche Lieder davon und finde sie großartig:
Von hier an blind, Gekommen um zu bleiben, Nur ein Wort, Denkmal, Aurelie, Müssen nur wollen, Guten Tag -- und natürlich das für mich aller grandioseste Lied
Bist Du nicht müde. Eine ganze Menge Kult, und viel Anspruch an ein neues Album, diesen auch erfüllen zu können.
Soundso gelingt das bei mir mit bisher, nach 4-maligem kompletten Durchhören, nur zweimalig: Mit
Ode an die Arbeit und
The geek, und teilweise auch
Endlich ein Grund zur Panik. Bevor ich begründe, warum das so ist, muss ich wohl erstmal kurz erwähnen, was die Helden für mich ausmachen:
Echtheit, wahre Emotionen, gewaltige Wortkunst, lyrischer Anspruch, Ohrwurm-Synthies und eine sympathische, authentische Frontfrau.
Die
Ode an die Arbeit ist das wohl aneckendste Lied des Albums. Beim ersten Hören fragt man sich "Gehört das so?" und "Eh, was ist das denn". Ein sehr unkonventionelles, spaßiges Lied im Dialog-Stil. Mit viel Wortwitz - einfach ein musikalisches Unikat, was ich nach dem ersten Durchhören sofort nochmal genießen musst.
The geek ist eher der klassische "Gegen den Strom"-Song, hoffnungsspendend und mit einem leicht theatralisch-religiösem (englischen!) Refrain aufwartend.
Wunderbar am
Grund zur Panik ist, wie Judith stolpernd versucht "Endlich" in einer Silbe aussprechen zu können. Perfekt passend zum Lied, die stimmliche Panik kommt einfach gut an. Selten hab ich so honigküchlich gegen Song-Ende grinsen müssen wie hier.
Das sind sie also, meine Top-3 Titel des Albums, die mich an das glauben lassen, was die Helden für mich ausmachen. Die herrliche Lyrik kommt ernsthaft und musikalisch ohrwürmelnd herüber.
Dann biete Soundso noch etwas musikalisches Mittelmaß.
Der Krieg kommt schneller... hat ideologische Wirkung, reißt mich musikalisch aber nicht richtig mit.
Die Konkurrenz erinnert mich mit dem Blasorchester im Hintergrund sehr an Mias Zirkus-Manegen-Song. Titelgebender Song
Soundso klingt gerade am Anfang sehr nach 80er-Jahre Bombast-Rock, der stark wiederholende Refrain geht mir eher schnell auf den Senkel.
Kaputt ist für einige Personen möglicherweise sehr spannend, ich finde den Text jedoch etwas zu platt und einfach gestrickt.
Stiller schafft es gerade aufgrund des unspektakulären Refrains und der nicht so ganz verständlichen Strophen nicht, bei mir gefühlsmäßig anywher near
Bist Du nicht müde zu kommen. Erstaunlicherweise ist das die einzige, wirklich packende Ballade - und dass diese nur halb greift, ist mein größter gefühlter Wundpunkt des Albums.
Dann kommen da noch Lieder, die mich so garnicht packen wollen. Die sehr nach Kim Frank klingende Männerstimme in
Für nichts garantieren beweist nur eindrucksvoll, warum ich keine Lieder von Kim Frank höre. Weitere Titel wie
Lass uns verschwinden,
Hände hoch und
Labyrinth sind alle für mich Einheitskost mit ähnlich gestricktem Muster. Dauerhaft durchgenudelte Refrains, Texte die für mich zu gezielt auf künstlerisch getrimmt wurden, und der dauer-depressive Moll-Synthie-Akkord allerorts.
Auch wenn das neue Album für mich nicht den Top-Wurf darstellt, kann man es durchaus genießen und aufgrund der 3-Top-Titel sogar recht weit vorne in der CD-Sammlung einsortieren. Material für ein Best-Of-Album ist also durchaus vorhanden.